Daily Archives: 18. November 2018

Drei Fragen an … Gerd Borchers vom Mindener Verein Bewährungshilfe: „Die Haftentlassenen standen manchmal dumm da“ (#200in365, No.76)

Gerd Borchers kennt die schwierige Situation von Ex-Häftlingen.

Wer aus dem Gefängnis kommt, steht manchmal vor dem Nichts. Der alte Job ist weg, die Familie hat sich losgesagt, vieles hat sich verändert. Der Mindener Verein Bewährungshilfe möchte diese Menschen unterstützen. Geschäftsführer Gerd Borchers weiß um den harten Kampf zurück in die Normalität.

Warum gibt es die Bewährungshilfe?

Straffälligenhilfe gibt es schon seit dem 19. Jahrhundert. Wir haben vor 41 Jahren den Bedarf auch in unserer Region gesehen. Die Probanden standen in manchen Situationen ziemlich dumm da, niemand hatte Geld, um ihnen unter die Arme zu greifen.

Was für Situationen können das sein?

Die Abwicklung läuft immer über einen der zehn Bewährungshelfer im Kreisgebiet, die die Hilfsbedürftigkeit feststellen.
Wer im Gefängnis sitzt, soll seinen Haftplatz finanzieren. Deshalb bekommen die Gefangenen recht wenig Geld für ihre Arbeit. Die Hälfte dieses Geldes bekommen sie ausgezahlt und können Dinge wie Tabak oder Kaffee kaufen. Die andere Hälfte fließt auf ein Verwahrkonto und wird nach der Entlassung ausgezahlt. Es gibt aber auch Leute, die im Gefängnis nicht arbeiten, weil es keine Arbeit gibt oder sie sich weigern. Der Verein zahlt Darlehn für Mietkosten, ein Fahrrad oder den Führerschein-Erwerb aus.

Wie finanziert sich der Verein?

Über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Bußgelder von Gerichten. Das Thema Bewährungshilfe kennen die Richter, deshalb müssen wir nicht ständig betteln.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur