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Besuch beim MT: Bruno Doder war da und hat seinen Papa Dalibor mitgebracht

Von links: Bruno Doder, Dalibor Doder und Marcus Riechmann. Foto: Marcus Riechmann

Besuch beim MT: Bruno Doder war da und hat seinen Papa mitgebracht. Dalibor ist neuer Rekordtorschütze bei GWD Minden und maßgeblich am aktuellen Leistungshoch des Handball-Bundesligisten beteiligt. Im Gespräch mit Michael Lorenz äußert sich der39jährige Doder über seinen xten sportlichen Frühling, den Nutzen der Zeit mit Sören Südmeier und seine Zukunft – bei GWD, wenn es nach DaDo geht. Bei seiner aktuellen Form geht eigentlich kein Weg an ihm vorbei. Oder? Cooler Typ, keine Frage. Das Interview finden Sie in der gedruckten Ausgabe, im ePaper und der ePaper-Ap und hier auf MT.de.

Volker Höpel arbeitet seit 15 Jahren an einem Mammutprojekt. Er will lückenlos alle regionalen Sportereignisse seit 1818 zusammentragen. Was treibt ihn? (#200in365, No.69)

Volker Höpel. Foto pr.

Man muss sich Volker Höpel als einen Mann vorstellen, der sich verbissen hat. Ohnehin ist es nicht die Stärke des Stemmeraners, mal kurz hin- und wieder wegzuschauen. Wenn er sich einmal entschieden hat, ein Thema genauer zu betrachten, dann richtig. Richtig im Sinne des 78-Jährigen heißt: komplett, vollumfänglich, nichts auslassend. Allein diese Charaktereigenschaft kann erklären, dass Höpel seit 15 Jahren an einem Großprojekt sitzt, ohne lockerzulassen. Er will, wovon andere alpträumen: Lückenlos alle Sportereignisse in Minden und Umgebung seit 1818 zusammentragen. Das war das Jahr, in dem in Meißen der erste Sportplatz in der Region entstanden war.

Vorzeitig war der Senior aus dem Schuldienst ausgeschieden. Schlecht ist ihm das zwar nicht bekommen, doch er merkte irgendwann, dass ihn der Ruhestand so richtig nicht erfüllte. „Du bist doch Historiker und Sportler“, sagte sein Arzt eines Tages. Da hatte Höpel sein Projekt gefunden.

Nun ließe sich denken, es reiche dem pensionierten Lehrer, ein bisschen Fuß-, Hand-, Volley-, Schlag-, Brennund Völkerball, Tennis, Tischtennis, Badminton, Squash, Leichtathletik, Gewichtheben, Boxen oder Synchronschwimmen zusammenzutragen. Doch diese kleine Auswahl entspräche nicht im Entferntesten seiner Vorstellung von Vollumfänglichkeit. Besonders die abseitigen Sportarten jenseits jeder Bekanntheit haben es ihm angetan.

„Das ist nur meiner Beharrlichkeit, nicht meinem Fleiß zu verdanken“, antwortet Höpel demjenigen, der ihn danach fragt, wie er es schafft, sich derart ausdauernd in ein Projekt mit ungewissem Ausgang und von geringer Popularität gestürzt zu haben. Doch das ist zweifellos falsche Bescheidenheit. Ohne Fleiß und ein Gutmaß an Disziplin hätte er ebenso wenig 15 Jahre durchgehalten wie er es geschafft hätte, neben seinen Kernfächern Geschichte und Französisch auch noch Latein, Mathematik und Sozialkunde am Gymnasium zu unterrichten. Sich mit dem schnell Erreichbaren zu begnügen, das ist Höpel nicht gegeben.

Auch die Ergebnisse von Splash-Diving – einer Turmsprungdisziplin, deren Ziel es ist, möglichst
viel Wasser zu verdrängen – dokumentiert Volker Höpel. MT-Foto: Carsten Korfesmeyer (Archiv)

Und so spricht er von „unendlich vielen Problemen“, die ihm das Projekt macht. Das hat auch damit zu tun, dass er Oberflächlichkeit nach allen Regeln der Tiefgangskunst zu vermeiden bestrebt ist. Bei Sportarten, die er selbst ausgeübt hat oder ausübt – darunter so Spartenhaftes wie Steinwurf –, geht ihm das Schreiben leichtvon der Hand. Doch wehe, wenn es um eine Sportart geht, von der er bisher keine Ahnung gehabt hat. Dann wühlt er sich durch Regelwerke und Statistiken, durch historische Zeitungsausgaben und Vereinschroniken. Er gräbt sich durch, bis er schließlich den Eindruck hat, genug zu wissen, um sich wieder ein paar Seiten Richtung Vollumfänglichkeit vorzuschreiben.

97 Disziplinen hat er bis dato identifiziert, die Sportler innerhalb der zurückliegenden 200 Jahre in der Region betrieben haben oder noch betreiben. Darunter sind so unbekannte Sportarten wie Motoball – die Sportler versuchen, auf Motorrädern sitzend den Ball ins gegnerische Tor zu schießen –, Splash-Diving – eine Turmsprungdisziplin, deren Ziel es ist, möglichst viel Wasser zu verdrängen –, Ringtennis – bei dem die Spieler einen Ring so über ein Netz werfen, dass der Gegner ihn nicht fangen kann –, Racketlon – ein Mehrkampf, der aus den Sportarten Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis besteht – oder Schneefußball. Auch zu Schul-, Betriebs- und Behindertensport hat er recherchiert, nicht zu vergessen Vereinsgeschichten, Fusionen, Entfusionen und das weite Feld der Sportabzeichen. Die bunte Vielfalt des Sports über zwei Jahrhunderte nachzuzeichnen, fasziniert ihn, Wissen nicht untergehen zu lassen, motiviert ihn. Und stimmt seine Eigendiagnose „Sucht nach Vollständigkeit“, dann kommt das dem Erreichen dieses Ziels durchaus entgegen.

Wie nah ist er diesem Ziel? Höpel wäre nicht Höpel, antwortete er nicht mit einer Sport-Metapher: „Kurz vor der letzten Hürde.“ Diese Hürde besteht unter anderem darin, dass er keinen Schimmer hat, wer das Werk biblischen Ausmaßes einmal verlegen soll. Klar ist dagegen: Er wird nicht nachlassen, bis das Buch in seinem Regal steht. Und dauerte es 15 Jahre.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur