Monthly Archives: Januar 2019

Drei Fragen an … Benjamin Tillig, Leiter des Busch-Museums in Wiedensahl – „Wir brauchen Strahlkraft nach außen“ (#200in365, No.107)

Benjamin Tillig ist diplomierter Bildhauer
und stammt aus Leipzig.

Das Geburtshaus des Autors Wilhelm Busch steht in Wiedensahl (nahe Petershagen) mitten im Nichts. Für Benjamin Tillig, der das Museum seit knapp einem Jahr leitet, ist das eine große Herausforderung.

Hat der Max-und-Moritz-Dichter Menschen im Jahr 2019 noch etwas zu sagen?

Buschs Werke werden fälschlicherweise oft in die Nähe von Struwwelpeter gerückt. Aber eigentlich sind sie erstens keine Kindergeschichten – einige waren sogar verboten. Und zweitens sind sie sehr ambivalent. Das Grundmotiv ist, dass ein Individuum sich anders verhält als die Masse und untergeht. Das ist ein Thema, das immer zeitgemäß bleibt. Moralische Themen hat Busch umschifft.

Wie erfolgreich ist so ein Museum mitten auf dem Land?

Im vergangenen Jahr hatten wir rund 7.000 Besucher. Als Zahl könnte das mehr sein. Aber meine Lieblingsstatistik setzt die Besucherzahl ins Verhältnis zur Einwohnerzahl: Wiedensahl hat 1.000 Einwohner – da stehen wir also gut da.

Was haben Sie vor, um die Besucherzahl zu steigern?

Wir möchten hier einen kulturtouristischen Gravitationspunkt schaffen in einem Dorf, das von Buschs Spuren durchzogen ist. Das Museum soll Busch erleb- und erfahrbar machen, nebenan gibt es ein Café. Wir werden mit Bühnenbildnern eine Bibliothek in der Tenne einrichten, wo Besucher ganz in die Busch-Welt eintauchen können. Wir brauchen Strahlkraft nach außen, denn Laufkundschaft haben wir kaum.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur

Meine Woche: Perspektivwechsel – Thema: Politische Winterstarre

Thomas Lieske. Foto: pr

Brrrrr… Frostig geht es in die neue Woche – und vermutlich wird es zum Ende der Woche noch kälter. Sogar eine Dauerfrost-Welle ziehen die Meteorologen für den Mühlenkreis in Betracht. Der Winter geht eben erst so richtig los.

Das passt auch zur politischen Landschaft, zumindest zu einem Teil: Während Minden, die Kreispolitik und mit Hille auch die erste Kommune wieder aufgetaut sind, verharren Petershagen und Porta Westfalica noch ein wenig in der politischen Winterstarre. Zumindest auf den ersten Blick.

Doch im Hintergrund läuft bereits einiges. In den Rathäusern rauchen die Köpfe hinter verschlossenen Türen – in einigen Kommunen kommt demnächst der Haushalt zur Abstimmung auf den Tisch. Die Akteure bereiten sich längst darauf vor, damit der Kaltstart spätestens Ende Januar nicht ganz so heftig wird.

Ein wenig Zeit bleibt also noch, bis die Politik in einigen Teilen des Mühlenkreises wieder an die Oberfläche stößt. Da verhält es sich wie mit den Frühblühern. Auch sie sammeln unter der Erde Kraft, um mit der ersten Frühlingssonne dann in voller Pracht ans Tageslicht vorzustoßen.

Und in dieser Zeit bleibt eben Luft für andere Themen. Jene, die sich abseits von Kommunalpolitik, Behörden und Co. abspielen. Eine wirklich spannende Zeit, wie ich finde. In dieser Woche ist wieder Zeit für genau solche Themen, die in Zeiten von Haushaltsdebatten, Ausschusssitzungen und Co. eben so manches Mal leider nicht so große Beachtung finden, wie sie verdient hätten.

Die Zeit der politischen Winterstarre bietet also auch immer Gelegenheit für einen Perspektivwechsel. Wir nutzen ihn. Auch in dieser Woche.

Von Thomas Lieske, Lokalredaktion

Drei Fragen an … Matthias Koch, Trainer beim Schützenverein Sichere Hand – „Es geht darum, den Kopf frei zu bekommen“ (#200in365, No.106)

Matthias Koch im Schießstand im Keller
der FES-Schule. MT-Foto: Benjamin Piel

Beim Verein Sichere Hand Häverstädt steht der Luftgewehr-Schießsport im Zentrum, nicht das Volksfest wie bei anderen Schützen. Die 36 Mitglieder nehmen ihren Sport ernst. Dass ihre Freizeitbeschäftigung immer wieder in Verruf gerät, macht es nicht leichter.

Sie seien Leute, die gerne rumballern, lautet das Klischee. Kennen Sie das?

Persönlich bin ich in dieser Weise noch nie angesprochen worden. Aber es stimmt: Das Image ist leider nicht das beste. Zu Unrecht. Bei uns steht nicht das Trinken im Vordergrund, sondern das Schießen als Sport mit Anspruch. Wir treten mit zwei Mannschaften in der Kreisliga und mit drei in Kundenwettkämpfen an.

Was macht diesen Sport anspruchsvoll?

Um gute Ergebnisse zu bekommen, braucht man viel Geduld und Ehrgeiz. Es geht darum, den Kopf frei zu bekommen, in die Konzentration zu finden und diese zu halten. Unser Sport erfordert viel Technik, ist aber auch stark Kopfsache. Eine gute körperliche Fitness und ein ruhiger Puls können helfen, die eigene Atmung bewusst einzusetzen, sowieso.

Populär ist Ihr Sport nicht. Interessieren sich überhaupt junge Leute dafür?

Es stimmt, dass junge Leute nicht bei uns Schlange stehen und dass die Anzahl der Schützen insgesamt deutlich zurückgegangen ist. Auf der anderen Seite haben wir aber einige sehr ambitionierte junge Leute. Dieser Sport ist für Jugendliche besonders wertvoll, denn er fördert das Zur-Ruhe-Kommen und die Konzentrationsfähigkeit.

Von Benjamin Piel, Chefredakteur