20130516.BRUNS.PO.29

Mindener Tageblatt Porta extra Mai 2013

28 Porta extra VELTHEIM Neues zur Siedlungsgeschichte Heimatforscher lenkt den Blick auf das Ministerialengeschlecht „De Veltheim“ Von Reinhold Kölling 1185 und 1206 wird ein „Albertus de Veltheim“ im Zusammenhang mit Veltheim bei Vlotho genannt. 1151 ist in einer Urkunde im Zusammenhang mit der Familie „de Veltheim“ davon die Rede, dass das Marienstift auf dem Berge bei Herford Besitztümer in Veltheim hatte. Bei diesen „de Veltheims“ handelte es sich sehr wahrscheinlich um ein Ministerialengeschlecht. Ministeriale war der niedere Dienstadel an den Höfen von Fürsten und bischöflichen Landesherren. Es steht nach den bisherigen Erkenntnissen fest, dass dieses Ministerialengeschlecht „de Veltheim“ keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Adelsgeschlechtern „von Veltheim“ aus Veltheim/ Fallstein und Veltheim/ Ohe hatte. Der Hof Nr. 14 (Urbar 1682 = Hanß Schilling; Kataster 1745 = Hans Schilling; 1963 Siemonsmeier, später „Waltemathe“, heute Bruchtal 1) ist also der Stammsitz des Ministerialengeschlechts „de Veltheim“. Es war bislang nicht herauszufinden, was nach dem Verkauf in 1211 an die Mindische Kirche aus der Familie „de Veltheim“ geworden ist; ob sie den Veltheimer Hof weiter bewohnten oder nicht. In weiteren urkundlichen Erwähnungen wird ein Gottfried de Veltheim 1245 und 1246 als Zeuge in zwei Vertragsurkunden zwischen Graf Konrad von Wölpe und Bischof Johan von Minden erwähnt; in gleicher Eigenschaft ein Johann de Veltheim 1241 und 1297 in Urkunden der Edelvögte Wiedeking und Gerharg Schalksberg.1373 wird ein Gerhardus de Veltheim als Rektor „ecclesiae in Ostereybege“ (Eisbergen) genannt. Weitere Hinweise zu dieser Familie sind dann nicht aufgetaucht. geschlechter war. Später war der Hof anscheinend im Besitz der Burgherren von Vlotho.“ So beschreibt es der Heimatforscher Fritz Neuhaus, Hausberge, 1964 in einer Ausarbeitung der Veltheimer Flurnamen. Lehrer und Heimatforscher Hans Reese, Eisbergen, ergänzt 1995: „Auf jeden Fall muss es sich bei dem Hofe, auf den sich der Flurname bezieht, um einen Hof von besonderer Bedeutung gehandelt haben.“ An dieser Stätte wurden im Jahre 1909 sehr viele Bodenfunde, u. a. ein Urnenfriedhof, gemacht. Es wurden 50 Bestattungen des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. untersucht und in 14 Gräbern reiche Grabbeilagen gefunden. Der sogenannte „Veltheimer Hof“ wurde 1211 n. Chr. an die Mindener Domkirche übertragen. Seit wann es diesen Hof gab, ist nicht bekannt. Bekannt ist allerdings, dass sich die Bewohner „de Veltheim“ nannten. 1093 n. Chr. ist beurkundet, dass das Kloster Abdinghof bei Paderborn die „agysterstene“ (Externsteine) mit den dazu gehörigen Ländereien von der sächsischen Edelfrau Ida, ihrer Tochter Wisuit und deren Ehemann „Everhardus de Veltheim“ erworben haben, was der Bischof mit seinem Banne bestätigte. In meinem Buch „Anfang und Fortschritt“, Chronik von Veltheim Band II, Seiten 165 ff und in der Betrachtung „Veltheim ist nicht nur Veltheim“ habe ich geschrieben, dass noch keine direkten Zusammenhänge zwischen dem Ort Veltheim und dem Familiennamen Veltheim bzw. der „von Veltheim“ zu erkennen sind. Es war bislang nicht endgültig geklärt, ob es in Veltheim an der Weser auch den Familiennamen „Veltheim“ bzw. „von Veltheim“ gegeben hat. Weitere Recherchen hellen die Siedlungsgeschichte von Veltheim auf. Bekanntlich hat sich das heutige Veltheim an der Weser aus zwei Eschsiedlungen entwickelt, die um 400 bis 500 n. Chr. entstanden sind. Für Veltheim maßgebend waren die Eschsiedlungen Veltheim und Hehlen (früher auch Helen geschrieben). Hehlen umfasste das Gebiet des heutigen „Bruchtals“ und war die ältere der beiden Siedlungen. Hehlen wurde noch in Urkunden zwischen 1080 und 1332 genannt und ist dann später „wüst“ geworden: „Aufgegeben“ oder „in einen anderen Ort aufgegangen“. Hehlen ist in Veltheim aufgegangen. Hehlen wurde noch im Grenzprotokoll des Gogerichts „Zu den Sieben Eichen bei Veltheim“ im Jahre 1562 genannt. Das bedeutet, dass der Prozess des „wüst werden“ sich bei Hehlen über einen längeren Zeitraum hinzog. Die „Wüstungsforschung“ besagt, dass die meisten Wüstungen vom 13. bis zum 15. Jahrhundert entstanden sind. Dieser Zeitraum würde auch zu Hehlen passen. Zur Bedeutung des Names „Hehlen, Helen“ gibt es diverse Ansichten. Meistens wird der Name allerdings mit „verstecken, verhehlen“ erklärt. Danach wäre Hehlen das versteckt zwischen den Wäldern liegende Dorf. Wann die Eschsiedlungen Veltheim und Hehlen genau entstanden sind, ist bislang nicht festgestellt worden. Die Siedlungsforscher legen die Zeit mit 400 bis 500 n. Chr. Altbauernsiedlung Veltheim und die Lage der Esche. Maßstab etwa 1:20000. fest, wobei es ganz sicher ist, dass auch schon davor Menschen in dieser Gegend wohnten. Nach einer Mindener Bischofsurkunde aus dem Jahre 1188 n. Chr. besaß der Bischof in Veltheim „XI mansos“ und in Hehlen „IV mansos“. In die Betrachtung der alten Höfe von Hehlen ist noch nicht der Hof Nr. 14 einbezogen worden. Dieser gehörte nicht zu den Höfen in der genannten Urkunde von 1188 n. Chr., sondern hatte einen Sonderstatus. Er liegt knapp 400 Meter abseits der Hehlener Höfe und wird wohl der direkte Nachfolger des an dieser Stelle zu vermutenden Edelsitzes, des „Veltheimer Hofes“, gewesen sein. „Dafür spricht auch die Flurbezeichnung ,Am Hofe’. Der im Volksmund sonst in dieser Form nicht bekannte Flurname wird an den in alten Urkunden erwähnten „Veltheimer Hof“ angelehnt sein, der im Besitz verschiedener Adels-


Mindener Tageblatt Porta extra Mai 2013
To see the actual publication please follow the link above