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Petershagen-Extra-Dezember2014

4 Petershagen Extra Die geheimnisvollen Damen von Ilse Ausgrabungsleiter und Fachleute sind vom Sensationsfund gleichermaßen elektrisiert. um 550 v. Christi. „Ich freue mich über das große Interesse an dieser Feierstunde“, betonte Ruthenkolk. Wilma Seele hob hervor, dass Ilse in zwei Dingen einzigartig sei. Zunächst komme der Ortsname nur einmal in Deutschland vor. Zusammengesetzt aus dem altsächsischen „il“ und „asa“ für „Schilf“ und „Wasser“ weise er auf den Siedlungsplatz an der Gehle hin. Bei dem zweiten Alleinstellungsmerkmal handele es sich um die „Damen von Ilse“. 2500 Jahre lang hätten sie, vor Hochwasser geschützt, oberhalb des Gehleufers in der Erde geruht. „Die Archäologen aus Bielefeld sind bei der Ausgrabung ganz vorsichtig, ja liebevoll, mit ihnen umgegangen. Sie haben ein inniges Gefühl für sie entwickelt und sogar jeder einzelnen Person einen Namen gegeben“, berichtete die Ilser Ortsheimatpflegerin. Den Spezialisten vor Ort und auch der gesamten Fachwelt habe sich eine Sensation geboten. Auf dem Gelände der Hofes Eick, früher Reinking, sei ein großes Gräberfeld mit 23 Körperbestattungen freigelegt worden. Diese Funde hätten eine Vorgeschichte, die auf das Jahr 1926 zurückgehe. Bereits damals sei die Familie Reinking bei Umbauarbeiten auf Bodenverfärbungen mit Resten einer Bestattung und zwei bronzenen Fuß- und Armringen gestoßen. „Obwohl dieser Fund von zwei bedeutenden Prähistorikern begutachtet wurde, konnte er nicht eingeordnet werden. Er passte einfach nicht ins Bild. Heute wissen wir, dass man damals auf die erste Dame aus jener Siedlergruppe um 550 v. Chr. gestoßen war. Sie wurde von den Bielefelder Archäologen Wilhelmine genannt. Sie hat dazu beigetragen, dass auch ihre Mitschwestern gefunden wurden und unser Wissen um ein großes Stück bereichert Ein außergewöhnlicher Fund auf der Hofstätte Eick Zur Enthüllung der Gedenktafel hatten sich zahlreiche Einwohner aus Ilse sowie der Umgebung des Petershäger Ortsteils eingefunden. Fotos: Ulrich Westermann Von Ulrich Westermann Ilse. Den „Damen von Ilse“ ist eine Informationstafel gewidmet, die von der Kulturgemeinschaft in Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauhof in Höhe der Hofstätte Eick an der Straße Ilser Dorf aufgestellt worden ist. Bilder und Text erinnern an einen in der nordwestdeutschen Region einzigartigen und in der Archäologie hochinteressanten Fund. Dabei handelt es sich um 24 bisher bekannte Grabstellen. In 19 von ihnen sind vor mehr als 2500 Jahren Frauen beigesetzt worden. Verbreitet war zu jener Zeit die Leichenverbrennung mit Urnenbestattung ohne Schmuck und nennenswerte Beigaben. Das Besondere an einem Zufallsfund im Jahr 1926 und an den Ausgrabungen 1998 bis 1999 und 2004 in Ilse ist, dass die Verstorbenen unverbrannt und in Einzelgräbern bestattet worden sind. Die Frauen wurden in ihren Gewändern mit überreichem Schmuck beigesetzt. Zu den Beigaben gehörten Knöchel-, Arm- und Schläfenringe sowie Glas- und Bernsteinperlen. Es wird angenommen, dass diese Menschen ursprünglich aus Südwestdeutschland kamen. Von dort hatten sie ihre Sitten mitgebracht und an die Nachfolgegeneration weitergegeben. Zu ihrem Verhalten, sich damals in der Fremde niederzulassen, gibt es eine wissenschaftliche Theorie: Fest steht, dass die Weser bereits in der Bronze- und Eisenzeit in ein Verkehrsnetz für den Handel einbezogen war. Der Siedlungsplatz an der Gehle, einem Nebenfluss der Weser, war wohl der Ausgangspunkt für weite Handelsreisen. Diese gefährlichen Unternehmungen brachten vielen Männern den Tod. Die geringe Anzahl der Männergräber passt in diese Gedankenkette. Der reiche Schmuck der Frauen und dessen Herkunft können ein Indiz dafür sein, dass es sich bei den „Fremden von Ilse“ um ein Händlervolk handelte. Die außergewöhnlichen Fundsachen sind inzwischen im Archäologischen Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Herne zu sehen. Die Informationstafel ist ein Geschenk von Ortsheimatpflegerin Wilma Seele, die auch Text und Fotos zusammengestellt hat, an die Ortschaft Ilse. Zur feierlichen Enthüllung hatten sich zahlreiche Einwohner eingefunden. Zu den Gästen gehörten stellvertretende Bürgermeisterin Helga Berg, Stadtheimatpfleger Heinrich Rötger, Reinhardt Jäntsch (Jössen) als Beauftragter für Bodendenkmalpflege in der Stadt Petershagen, der Vorsitzende im Fachausschuss für Kultur und Heimatpflege, Martin Sölter, dessen Stellvertreterin Frieda Höltke und Dr. Daniel Berenger, der bis zu seiner Pensionierung vor einigen Wochen Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWLArchäologie für Westfalen war. Ortsbürgermeister Frank Ruthenkolk wies auf den außergewöhnlichen Fund auf der Hofstätte Eick hin. Die Informationstafel erinnere an die „Damen von Ilse“ Ortsheimatpflegerin Wilma Seele hielt einen Vortrag über die „Damen von Ilse“.


Petershagen-Extra-Dezember2014
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