Hille extra 27
KFZ-Werkstatt · Tankstelle · Waschanlage
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Ketten, Schalen, Taschen
überhaupt nicht vermutete.
Während viele Leute alte
Zeitungen in die Papiertonne
stopfen, findet dieses Material
bei Barbara Timmer und Márcia
Gomes Bosse eine neue
Verwendung: Es wird zu
Kunstobjekten. Eigentlich ist
es kinderleicht, Pappmaché
herzustellen. Das Vorgehen
scheint einfach. Zeitungen, Eierkartons
und Co. werden in
kleine Schnipsel gerissen, in
einen Behälter mit warmem
Wasser begossen, durchgerührt
und über Nacht stehen
gelassen. Tags darauf wird ein
Bindemittel dazugeben, das
aus Tapetenkleister und etwas
Mehl besteht. Daraus entsteht
eine dickliche, zähe, formbare
Masse, mit der man frei gestalten
kann. Die Trocknungsphase
ist ganz wichtig, am
besten bei Zimmertemperatur,
wobei Zugluft unbedingt
zu vermeiden ist.
Eine spezielle Methode ist
die Kaschiertechnik, bei der
auf einer Form gearbeitet
wird. Diese mit einem Trennmittel
bestreichen, kleine
Papierschnipsel in den angerührten
Tapetenkleister tauchen
und überlappend auf die
Form legen. Das geschieht in
mehreren Lagen, wobei nach
jeder Schicht gutes Durchtrocknen
angesagt ist. In jedem
Fall lässt sich alles fantasievoll
bemalen. Was sich einfach
anhört, ist schwer zu machen:
Es gehört eine besondere
Gabe dazu, um daraus
Kunst werden zu lassen.
Barbara Timmer, Jahrgang
1962, ist alleinerziehende
Mutter eines 17-jährigen Zwillingspärchens.
Sohn Christian
und Tochter Julia unterstützen
die Mama, die in einem
Krankenhaus in der Patientenaufnahme
arbeitet. Angefangen
hat bei Barbara Timmer
alles in der Kindheit, als
der Vater seine Imkerprodukte
auf Märkten feilbot. Da hat
sie auch schon ihre ersten
Kunstobjekte geschaffen und
stand an seiner Seite. Später
organisierte sie ihre eigenen
Ausstellungen, brachte Schönes
aus Ton, Papier, Holz mit.
Das Kreative hat sie an ihre
Kinder weitergegeben. Sohn
Christian stellt gern Grundformen
aus Holz her, die von
seiner Mutter gestaltet werden.
Tochter Julia hat große
Freude an der Gartenarbeit
und näht mit Leidenschaft.
„Viele Jugendliche machen
heute zu wenig mit den eigenen
Händen“, bedauert Barbara
Timmer und verweist auf
Kreativkurse. Genau wie ihre
Künstlerkollegin hat sie immer
wieder neue Ideen.
Márcia Gomes Bosse
stammt aus Brasilien, wo sie
auch schon mit Straßenkindern
gearbeitet hat. Sie zog
kurz nach dem Jahrtausendwechsel
nach Deutschland,
war aber zuvor schon fünf
Jahre lang zu einem „Abstecher“
in Italien. Gewohnt hat
sie in Florenz. Eigentlich sollte
der Aufenthalt in Deutschland
nur ein Jahr dauern. Meine
Heimat ist da, wo ich bin!“,
betont Márcia Gomes Bosse.
„Vor sieben Jahren habe ich
mich für die kleine Galerie in
Lübbecke entschieden“, erzählt
Márcia, Jahrgang 1966.
„Zu Hause war es zu eng geworden
für meine Arbeiten.“
Wandskulpturen und Dekodesign
präsentiert „THE BOSSe
GALLERY“ an der Osnabrücker
Straße 17 in Lübbecke. Kunst
und Kaffee gab es am 17. November
vorigen Jahres in dem
kleinen, feinen Laden. Das soll
in 2020 etwa alle sechs Wochen
eine schöne Tradition
werden, wo sich Künstler und
Kreative zum Austausch treffen.
Ansonsten werden hier
Kinder-Geburtstagsfeiern mit
Acrylmalerei, Pappmaché und
vielem mehr veranstaltet. Es
gibt auch Workshops für Große.
Márcia ist gelernte Krankenschwester
und arbeitet im
Wittekindshof. Sie ist verheiratet
und ein Pflegekind bereichert
die Familie. Für beide
Künstlerinnen fungiert das
Kreative als idealer Ausgleich
zur beruflichen Herausforderung.
An jedem Donnerstag trifft
sich der Künstlerkreis von 19
bis 21 Uhr in der Schule von
Hüllhorst, die über einen
idealen Raum verfügt: einen
Kunstpavillon. 14 Frauen gehören
dazu, die sich auf diese
Zusammenkünfte immer
wieder freuen und alle Hebel
in Bewegung setzen, um dabei
sein zu können. Kunst
verbindet, da sind sich Barbara
Timmer und Márcia Gomes
Bosse einig. Auch beim
nächsten Frühlingsmarkt in
der Hiller Verbundschule
wollen sie wieder gemeinsam
dabei sein. Der lädt am Sonnabend,
den 29. Februar von 14
bis 17 Uhr, und am Sonntag,
den 1. März 2020 von 11 bis 17
Uhr, ein.
■ Siehe auch:
www.thebossegallery.de
Auch die dekorativen Schalen von Barbara Timmer haben altes
Papier als Basis.
Scheinbar einfaches Vorgehen
mit tollen Effekten
Einladend: „THE BOSSe GALLERY“ an der Osnabrücker
Straße 17 in Lübbecke.