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12 Anstoß 2017/18 · Erste Bundesliga Der Streit eskaliert Die Fronten zwischen Ultras und Hannover 96 sind verhärtet. Fangruppen beschließen einen Stimmungsboykott. und bekräftigte, diese bei Hannover 96 aus dem Stadion drängen zu wollen. „Wir werden versuchen, diese Personengruppe, der es nur um Gewalt geht, auszugrenzen. Für gewaltbereite Ultras ist bei uns kein Platz, die wollen wir nicht“, sagte Kind jüngst. Mit Enttäuschung reagierten Spieler und Verantwortliche auf den Stimmungsboykott der eigenen Fans. Sportchef Horst Heldt meinte, die Entscheidung des Anhangs sei zu akzeptieren. „Die Entscheidung hilft der Mannschaft sicher nicht“, sagte Heldt jedoch auch. Bereits beim Pokalspiel am Sonntag in Bonn schwiegen die mitgereisten 1200 Fans aus Hannover und sonnten sich teilweise, anstatt das Spiel anzuschauen. „Wir brauchen als Spieler unbedingt die Unterstützung der Fans, auch wenn sie ein Problem mit der Vereinsführung haben“, kritisierte der dreifache Torschütze Martin Harnik. boykott der Ultras gegeben. Der allmächtige Klubboss legte im Streit unterdessen nach. Kind warnte vor einem weiteren Machtzuwachs gewaltbereiter Ultras im Fußball lungen von Teilen des eigenen Anhangs spielen die Niedersachsen in Deutschland derzeit auf Bewährung. Sollte der Deutsche Fußball-Bund den Klub auch wegen der Ausschreitungen in England belangen können, droht nun ein Teilausschluss der Öffentlichkeit. 96 sprach von einem „immensen Schaden“, der dem Klub und der Mannschaft zugefügt worden sei. Die Vorkommnisse von Burnley dürften auch Einfluss auf den Dialog zwischen Klub und Fanvertretern angesichts der Proteste gegen Kind haben. Der 73 Jahre alte Unternehmer steht wegen dessen geplanter Abschaffung der 50+1-Regel und der Übernahme der Mehrheitsanteile an der 96-Profigesellschaft zu einem vergleichbar verschwindend geringen Betrag (12 750 Euro) in der Kritik. Der in England und auch beim 6:2- Pokalsieg in Bonn abwesende Kind wurde wieder teilweise übel beschimpft. Wegen des Dauerstreits der Fan-Basis mit Kind, dessen Haus sogar unter Polizeischutz gestellt wurde, hatte es bereits in der Saison 2014/2015 einen Stimmungs- Von Carsten Lappe Hannover (dpa). Die Aufstiegseuphorie bei Hannover 96 ist gedämpft. Kurz vor dem Pflichtspielstart spricht man beim Bundesliga-Rückkehrer nicht nur über Fußball. Grund: Der Streit zwischen Fans und Klub hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Etliche Fangruppen haben einen Stimmungsboykott beschlossen. Dies wurde bei einem Treffen der aktiven Fanszene nahezu einstimmig beschlossen. Der Beschluss gelte generell für die Heimspiele in der neuen Saison. Zudem droht der Saisonstart von weiteren, heftigen Protesten gegen Klubchef Martin Kind überschattet zu werden. Schon lange liegen Anhänger und Club quer. Jüngster Höhepunkt waren die Ausschreitungen von rund 300 96-Chaoten beim Freundschaftsspiel in England, die zum Abbruch des Testspiels beim FC Burnley sorgten. 96- Chaoten hatten am Ende der ersten Halbzeit versucht, den englischen Fanblock zu stürmen und warfen mit herausgerissen Sitzschalen. Die englische Polizei ließ das Spiel daraufhin beim Stand von 1:0 für Burnley abbrechen. Burnleys Trainer Sean Dyche sprach von „einer Schande“. Der Klub hält den Fans vor, dass das Freundschaftsspiel „von einer Minderheit als Bühne missbraucht wurde, um das Ansehen des Klubs zu schädigen und damit das Image aller 96-Fans in Mitleidenschaft zu ziehen“, hieß es in einer Stellungnahme. Der Club ging damit erneut auf Konfrontation zu den eigenen Ultras, denen die Krawalle zuzurechnen sind. Wegen wiederholter Verfeh- Beim Pokalspiel in Bonn ließen die Fans von Hannover ihre Plätze frei. Sie hängten ein Banner auf, mit dem sie gegen Klubboss Kind potestierten. Foto: dpa Viel Kritik entzündet sich in Hannover an Klubboss Martin Kind. Fans und Liga entfremden sich ■ Die Entfremdung der Liga von den Fans, Gewaltexzesse wie jüngst in Burnley oder in Rostock machen deutlich: Die Bundesliga hat ein Problem. Teile der Ultra-Szene haben vor der neuen Saison über verschiedene Kanäle zum „Krieg gegen den DFB“ aufgerufen. ■ Horst Heldt, Sportchef bei Hannover 96, warnt den Profifußball. „Fakt ist, dass man ein Problem hat“, sagte Heldt: „Im Dialog muss man es schaffen, das in den Griff zu bekommen.“ Zugleich mahnte er, die Sorgen der Fanbasis angesichts zunehmender Kommerzialisierung im Fußball und aberwitzig erscheinender Ablösesummen für Profis ernst zu nehmen. „Man darf nicht vergessen, was den 96-Sportchef Horst Heldt. Foto: dpa Fußball ausmacht“, sagte Heldt. ■ Der Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV, Heribert Bruchhagen, sprach von einer großen Herausforderung. „Wir müssen die Entfremdung dieser Fans von den Vereinen verhindern. Kommunikation und nochmals Kommunikation ist da unverzichtbar. Drakonische Strafen der Vereine haben bisher nichts bewirkt“, sagte Bruchhagen. (dpa)


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