HEIMSPIEL GWD persönlich
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„Er hatte noch viel mehr
Potenzial, aber war ein
bisschen zu faul“, erzählt
Meister eine kleine Familienanekdote.
Er selbst ließ
sich dagegen nie aufhalten:
Schon mit 16 Jahren
zog er zu Hause aus, um
im Jugendinternat der
Kadetten Schaffhausen an
seiner Handball-Karriere zu
feilen. Noch als Teenager
schaffte er den Sprung zu
den Profis, debütierte mit
19 in der Nationalmannschaft.
Jetzt ist er
in der Bundesliga
angekommen.
„Ich will,
dass es in
jedem Spiel
zur Sache
geht“, sagt
der Kreisläufer.
Das
kann er in
der Bundesliga
haben.
In der Schweiz
gibt es dagegen
nur fünf, sechs
gute Teams. Die
anderen Vereine
sind nicht wirklich
konkurrenzfähig.
Vergangene Saison
hatte Meister auch eine
Phase in der er mal nicht
erste Wahl war. „Und ich
wollte nicht auf der Bank
versauern. Die Anfrage aus
Minden kam zum perfekten
Zeitpunkt.“
Meister hat dann noch ein
paar Eindrücke gesammelt.
Unter anderem beim Vater
seiner Freundin: Goran
Perkovac, der von 2013 bis
Anfang 2015 selbst GWD
Minden trainierte. „Die
Entscheidung war dann
schnell gefallen“, erklärt
der 23-Jährige.
Kabinengeflüster Lucas Meister
Magnus Gullerud:
Handballerisch hatte er ja von Anfang an viel zu tun
wegen meiner Verletzung. Lucas hat unglaublich viel
Kraft und Energie. Er hat auf jeden Fall immer etwas
zu erzählen und kann quasi nie ruhig sein. Lucas will
immer gewinnen und ist einfach ein super Typ.
Juri Knorr:
Lucas redet sehr gerne und ist dementsprechend ein
sehr kommunikativer Mensch. Er ist ein super Typ, der
sich direkt um mich als jungen Spieler gekümmert hat.
Im Training ist er ein kleiner Spaßvogel.
Malte Semisch:
Ich würde sagen, dass Lucas ein bisschen hyperaktiv ist.
Der will immer irgendwas machen, kann nicht still sitzen
oder einfach mal ruhig sein. Aber ich finde das positiv.
Lucas ist nämlich immer gut drauf. Es macht einfach
Spaß, so einen Typen im Team zu haben. Lucas bringt
einfach Pep in die Mannschaft.
Mitte Juli ist er nach
Minden gezogen. Seine
Freundin Korina hat im
August dafür gesorgt, dass
die Kisten ausgepackt
werden und man sich in
der neuen Wohnung richtig
wohlfühlen kann. „Da hat
sie mir sehr geholfen“,
sagt er und schaut dabei
dankbar zu ihr.
Die beiden müssen jetzt
mit einer Fernbeziehung
unter Sportlern klarkommen.
Denn Korina spielt
selbst sehr erfolgreich
Volleyball und schlägt mit
dem VC Kanti Schaffhausen
in der ersten Liga auf.
„Aber das bekommen wir
gut hin“, sind sich beide
sicher.
Meister brauchte nicht lange,
um in Minden richtig
anzukommen. Die Mannschaft
hat es ihm extrem
leicht gemacht. Aber der
Kreisläufer macht es eben
auch den anderen leicht.
Er quasselt gerne, ist lustig
und interessiert. So findet
man schnell Anschluss im
Team. Manche sagen sogar,
dass der Schweizer „ein
bisschen hyperaktiv ist“.
Aber das ist nicht böse
gemeint.
Lucas ist eben kein Meister
im Stillsitzen. Er will was
erleben. Seinen Auslauf
holt er sich mit Pflegehund
Joris. „Den besuche ich
jeden Tag im Tierheim. Ich
habe quasi die Patenschaft
für ihn übernommen. Joris
ist ein Rohdiamant“, sagt
Meister und es klingt wie
Liebe auf den ersten Blick.
Um ihn bei sich zu Hause
zu halten, fehlt die Zeit –
gerade wegen der langen
Auswärtsfahrten. „Aber
er braucht jemanden, der
ihm zeigt, wo es langgeht.
Joris ist ein richtig cooler
Hund“, schwärmt Meister.
In der Abwehr ist der
Schweizer selbst ein
absolutes Tier. 109 Kilo
kann er da in die Aktionen
werfen. Über die Defensive
hat er sich in alle Teams
gekämpft. „Mit Miljan
Pusica habe ich einen
tollen Leader neben mir.
Ich definiere mich über die
Abwehr, aber ich will auch
Tore werfen.“
Das gilt auch in der Nationalmannschaft.
Da erlebt
Meister mit der Schweizer
Nati einen rasanten
Aufschwung. Richtig
Fahrt aufgenommen hat
das Team mit einem Spiel
gegen Deutschland vor
10.000 Fans in Zürich.
„Das war 2016 wie ein
Startschuss. Jetzt sind wir
heiß auf das Turnier“, sagt
Meister. Denn erstmals seit
14 Jahren sind die Eidgenossen
bei einer EM dabei.
Die Spiele gegen Schweden,
Slowenien und Polen
sollten ganz nach Meisters
Geschmack sein: Es wird
definitiv richtig zur Sache
gehen.
Stefan Rüter