bundes-2z

anstoss_2018_bundesliga

Bundesliga Freitag, 24. August 2018· Nr.196 · KW 34 Mindener Tageblatt · Seite 2 Wer streckt in dieser Saison die Meisterschale gen Himmel? Geht es nach der Konkurrenz, soll die Vormachtstellung des FC Bayern München nach sechs nationalen Titelgewinnen in Folge ein Ende haben. Doch die gehen natürlich wieder als großer Favorit in die neue Bundesliga-Saison. Foto: Sven Hoppe/dpa Liga-Freude nach WM-Kater Heute beginnt die 56. Saison in der Fußball-Bundesliga. Bayern München ist wieder der große Favorit. Rivalen wie Hoffenheim oder Leverkusen geben sich forsch. Ausgerechnet der BVB hält sich zurück. Von Holger Schmidt Düsseldorf (dpa). Bundesliga-Fieber trotz WM-Katers: Mitten in der Aufarbeitung des DFB-Debakels beginnt heute die 56. Saison in der Fußball-Bundesliga – und damit auch eine überraschend forsche Jagd auf Serienmeister FC Bayern München. „Ich strebe immer nach dem Maximalen. Und das Maximale ist der Titel“, sagtezumBeispiel Julian Nagelsmann, der mit dem Vorjahres Dritten Hoffenheim Gegner der Bayern im Auftaktspiel ist. „Wir sind nicht der einzige Verein, der sich ambitionierte Ziele steckt. Am interessantesten ist die Liga,wennes 17Bayern-Jäger gibt“, fügte der Coach hinzu. Nachdem sie in den vergangenen sechs Jahren meist demütig hinter den Münchnern hergehechelt sind, machen drei Gründe den Rivalen neue Hoffnung: Die blamableWMvon Weltmeister Deutschland mit großem Bayern Kern, die Umstellung nach dem Trainerwechsel zu Niko Kovac und die Zurückhaltung der Münchner auf dem Transfermarkt – sie gaben nicht einen Cent für Ablöse aus. Der Hunger des Rekordmeisters bleibt freilich groß. Auf die Frage, ob er nun zehn Meistertitel in Serie anstrebe, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic dem Magazin „Socrates“: „Ich will jedes Jahr Meisterwerden,strebeauch20oder 30 Meistertitel in Serie an.“ Aus München ist man solche markanten Sprüche gewohnt. Doch nun kommen sie auch aus anderen Ecken. Und Nagelsmann hat seinen Optimismus offenbar auf die Spieler übertragen. „Du musst hoffen, dass die Bayern mal schwächeln und dann da sein – das ist die große Kunst“, sagte Zugang Leonardo Bittencourt der „Sport Bild“. Nagelsmanns Meister-Tipp lautet derweil Bayer Leverkusen. „Das geht runter wie Bier“, sagte Bayer-Torhüter Lukas Hradecky bei Sport1 schmunzelnd: „Der Mann hat Ahnung.“ Neuzugang Paulinho, der letztjährige Shootingstar Leon Bailey oder Nationalspieler Julian Brandt sprechen derweil offen von einem Titel. „Du musst nicht durch Leverkusen laufen und erzählen: ,Ich werde Meister, hole Pokal und Europa League‘“, sagte Brandt im ,Bild- Interview‘: ,Aber du kannst ruhig mal sagen dürfen: ,Ich will das.‘“ Leverkusens Trainer Heiko Herrlich wiederum setzt auf Borussia Dortmund als Meister: „Wer Witsel holt und einen Matthias Sammer in den Reihen hat, der intern den Spruch geprägt hat, „lieber tot als Zweiter“, der hat sicher nicht die Absicht, Zweiter zu werden.“ Doch ausgerechnet der BVB, als Double Sieger 2012 und Champions-League- Finalist 2013 eigentlich der potenzielle Bayern-Herausforderer Nummer eins, ist demütig geworden. Trotz des neuen Trainers Lucien Favre und den mit 73 Millionen höchsten Transferausgaben aller Clubs ist der Titel offiziell kein Thema. „Man lernt aus der Vergangenheit“, erklärte Kapitän Marco Reus im „Kicker“: „Es bringt nach der hinter uns liegenden Up-and-down-Saison einfach nichts, Parolen zu schwingen und die Bayern herauszufordern.“ Auch Vizemeister Schalke bläst nicht zum Angriff auf die Bayern. RB Leipzig, Vorjahressechster, will laut Geschäftsführer Oliver Mintzlaff mit ihnen „irgendwann einmal auf Tuchfühlung sein“. Von einem Duell in diesem Jahr, in dem Sportchef Ralf Rangnick in Doppelfunktion als Trainer fungiert, spricht er nicht. Doch 2019 kommt Nagelsmann –der mit den maximalen Zielen. Der erste Krisenclub ist schon vor dem Saisonstart Eintracht Frankfurt. Nach dem 0:5 im Supercup gegen den FC BayernunddemErstrunden-Ausdes Pokal-Titelverteidigers steht auch der neue Trainer Adi Hütter schon unter Druck. Für die Aufsteiger 1. FC Nürnberg und Fortuna Düsseldorf geht es nur um den Klassenerhalt. Nach rund 600 Millionen im Vorjahr gaben die 18 Klubs auf dem Transfermarkt bisher nur 413 Millionen Euro für neue Spieler aus. Das Transferfenster ist aber noch bis zum 31. August offen. Angespannt bleibt das Verhältnis vieler Vereine sowie des DFB und der DFL zu den Fans. Der Zusammenschluss der Fanszenen in Deutschland kündigte den Dialog mit den Verbänden am Dienstag offiziell auf. Weniger Diskussionsstoff soll der reformierte Videobeweis bieten. So sollen die Fans künftig auf den Leinwänden über Entscheidungen informiert werden. Die Vorfreude bei ihnen auf die Liga ist trotz des peinlichen Vorrunden Aus des Weltmeisters bei der WM ungebrochen. Der Dauerkarten-Absatz blieb konstant hoch, viele Vereinemussten sogar Verkaufsstopps setzen. „Kinder, die in diesem Sommer eingeschult werden, kennen nur den FC Bayern als Meister. Da ist die Kindheit schon mal im Arsch.“ Ex-Profi von Arminia Bielefeld und Kultkicker Ansgar Brinkmann Kommentar Spannend wird’s erst nächstes Jahr Thema: Bundesliga Von Patrick Schwemling 1899 Hoffenheim, Bayer Leverkusen und sonst? Niemand. Immerhin zwei Mannschaften neben dem Serienmeister FC Bayern München liebäugeln in der 56. Bundesliga-Saison mit dem Meistertitel. Ausgesprochen forsch geben sich vor allem Nagelsmann und Co. im Vorfeld. Sie hoffen, dem Rekordmeister nicht nur in einem einzigen Spiel Paroli bieten zu können, sondern über die ganze Saison. Ob das klappt? Es darf bezweifelt werden. Dafür sind die Bayern dem Rest der Liga in den letzten sechs Jahren zu weit enteilt. Seit der besten Zeit von Borussia Dortmund, die sich in der Ära Klopp auf Augenhöhe und durchaus auch darüber befanden, hat es keinen echten Gegner mehr für die Münchener gegeben. Wie groß der Abstand bereits ist, zeigt auch ein Blick auf den Kader der Münchener. Das Starensemble des Serienmeisters bringt es laut Onlineportal „transfermarkt.de“ auf einen Gesamtmarktwert von 854, 65 Millionen Euro, als Zweiter folgt der BVB mit 401,80 Millionen Euro – Welten liegen dazwischen Mehr Spannung könnte es in der nächsten Spielzeit geben. Dann wollen die Bayern-Oberen einen Umbruch wagen. Langjährige Stars wie Arjen Robben und Franck Ribery müssen ersetzt, neue junge Spieler integriert werden. Dies könnte die Chance für die Herausforderer Dortmund, Leipzig und Co. sein. Fußball- Deutschland wäre das zu wünschen. Wer erinnert sich nicht gern an die Überraschungsmeister aus Wolfsburg, Stuttgart und Kaiserslautern zurück? Oder an die Fernduelle zwischen den Bayern und dem BVB oder den Münchenern mit Werder Bremen? Eine Rückkehr in diese Zeit würde auch Bayern-Fans den Spaß an der Bundesliga vergrößern. „Bei uns kann sich keiner mehr wegstreiken“ Interview: Sportdirektor Michael Zorc spricht über die Zukunft und Ansprüche von Borussia Dortmund Von Heinz Büse Bad Ragaz (dpa). Nach einer dürftigen Saison hat Borussia Dortmund gleich auf mehreren Ebenen Umbauarbeiten vorgenommen. Angestrebtes Ziel ist eineRückkehrzumDortmund Gefühl. Sportdirektor Michael Zorc beschreibt im Interview, wie das funktionieren soll. Beim BVB ist derzeit viel von einem Neustart die Rede. Sebastian Kehl hat bei seiner Vorstellung als Leiter der Lizenzspielerabteilung über das ein Stück weit verloren gegangene Dortmund-Gefühl geklagt. Herr Zorc, kaum jemand könnte besser erklären, was das Dortmund-Gefühl ist ... Das Gefühl des totalen Zusammenhalts, dieses Gemeinschaftsgefühl, hat uns immer ausgezeichnet, gerade in schwierigen Zeiten. Es war in der vergangenen Saison ein Stück weit verloren und es gab ein leichtes Auseinanderdriften der BVB-Familie. Sicher auch bedingt durch ein paar undisziplinierte Aktionen, die öffentlich wurden. Gibt es deshalb eine veränderte Strategie im Umgang mit der Mannschaft? Ja, die gibt es. Wir haben klarere Verhaltensnormen festgelegt. Und wir schauen auf die Einhaltung dieser Normen. Selbst wenn es nur um Kleinigkeiten geht. Das muss Normalität sein, war aber zuletzt nicht immer so, wie es sein sollte. Was den Dembélé-Streik angeht: Ich mag keine Drohung aussprechen, aber bei uns kann sich keiner mehr wegstreiken. Mit Kehl und dem externen Berater Matthias Sammer sind zwei Ex-Profis in neuer Funktion hinzugekommen. Was versprechen Sie sich davon? Hans-Joachim Watzke und ich haben das mehr als zehn Jahre als Duo gemanagt, obwohl das Geschäft intensiver und intensiver geworden ist. Da unterliegst du der Gefahr, bei Problemstellungen immer in die gleiche Schublade zu greifen. Von Matthias erhoffen wir uns einen etwas distanzierteren Blick. Sebastian bringt viel Identifikation mit und kann rund um die Mannschaft hervorragende Arbeit leisten. Wichtiger noch als diese Personalien dürfte es sein, dass der BVB einen neuen Trainer hat. Wie haben Sie Lucien Favre bisher wahrgenommen? Er ist jemand, der dem Team eine klare Struktur gibt – er gibt sehr viel inhaltlichen Input. Es ist gerade für unsere Mannschaft wichtig, dass sie immer wieder gefordert wird – nicht nur in den Spielen, sondern auch beim Training. Karl-Heinz Rummenigge würde sich freuen, wenn der BVB Millionen investieren und wieder näher an die Münchner rücken würde. Kann das schon in dieser Saison gelingen? Wir sollten nicht den Fehler machen, nach der schlechten Saison sofort Ansprüche zu stellen und Ankündigungen zu machen. Borussia Dortmund wird sichindennächstenJahrenstets als Champions-League-Club sehen. Darüber hinauswerdenwir keine höheren Ziele ausgeben. Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. Foto: dpa


anstoss_2018_bundesliga
To see the actual publication please follow the link above