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DIE WIRTSCHAFT IN DER REGION 9 Mit einer Datenbrille erlebt Bundespräsident Joachim Gauck virtuelle Entwürfe einer modellhaften Industriezentrifuge. Fotos: pr wird. Wie die Technologie funktioniert, erlebte der Bundespräsident im Systems Engineering Live Lab des Fraunhofer IEM am Beispiel einer modellhaften Industriezentrifuge, die für die Produktion von Milch oder Apfelsaft eingesetzt wird. Mit einer Datenbrille konnte er die Entwürfe der neuen Zentrifuge direkt am Einsatzort betrachten. Auch in allen anderen Unternehmensbereichen verändern Informations- und Kommunikationstechnologien die Arbeitswelt. So werden beispielsweise in der Produktion Tablets zur Unterstützung der Arbeitsabläufe oder Assistenzsysteme für komplexe Montagevorgänge eingesetzt. Mit der zunehmenden Digitalisierung rücken die sozialen Aspekte der Arbeitsgestaltung in den Vordergrund. Wie werden sich Arbeitsplätze verändern? Wie müssen Beschäftigte qualifiziert werden? Und wie können Unternehmen und Beschäftigte den Veränderungsprozess gemeinsam angehen? In diesem Spannungsfeld setzt das it’s OWL Projekt „Arbeit 4.0 – Arbeiten in der digitalen Welt“ an, das im Januar 2016 gestartet wurde. Auf Grundlage von praktischen Erfahrungen werden Handlungsempfehlungen für Unternehmen entwickelt, um den Wandel der Arbeitswelt aktiv zu gestalten. Dazu wurden in fünf Unternehmen Modellprojekte gestartet, in denen Unternehmensspitze, Produktionsleitung, Personalabteilung, Beschäftigte, Betriebsrat und Gewerkschaften zusammenarbeiten. Beteiligt sind die Unternehmen Hettich, Miele, Phoenix Contact, Weidmüller und Diebold Nixdorf. Inhaltlich geht es beispielsweise um den Einsatz von Assistenzsystemen, interaktive Robotik und Technologieakzeptanz. zur Herstellung von formgebenden Bauteilen für die Kunststoffverarbeitung. Das Werkstück durchläuft mittels eines RFID-Chips selbststeuernd alle Stationen des Fertigungsprozesses. Die erforderlichen Prozessdaten werden über eine zentrale, von Phoenix Contact entwickelte Softwarelösung automatisch an die Maschine übergeben. Ein Soll/Ist-Abgleich korrigiert fehlerhafte Bauteile frühzeitig oder sortiert sie aus. Durch die automatisierte Prozesskette können die Durchlaufzeit um 30 Prozent reduziert und die Auslastung um 20 Prozent gesteigert werden. Störungen an der Maschine werden per SMS oder Mail an den Bediener gemeldet werden, der im Bedarfsfall von zu Hause aus eingreifen kann. Die steigende Komplexität von Maschinen und Anlagen stellt neue Anforderungen an die Entwicklungsarbeit. Diese war Schwerpunkt des zweiten Programmpunkts in der Fraunhofer-Einrichtung für Entwurfstechnik Mechatronik (IEM). Dr.-Ing. Roman Dumitrescu, Geschäftsführer it’s OWL Clustermanagement und Direktor am Fraunhofer IEM, erläutert: „Ingenieure entwickeln in weltweit verteilten Teams gemeinsam neue Produkte und Produktionsverfahren. Durch digitale Technologien können bisher getrennte Unternehmensbereiche wie Vertrieb, Service oder Entwicklung effizienter zusammenarbeiten.“ Ein Beispiel für eine neue Technologie ist Augmented Reality. Dadurch können digitale Zusatzinformationen als virtuelle Objekte, Bilder oder Videos über eine Datenbrille in das Sichtfeld des Nutzers eingeblendet werden. So können beispielsweise Unternehmen noch vor Beginn der Fertigung ein neues Produkt virtuell testen und notwendige Änderungen diskutieren – in der realen Umgebung, in der das Produkt später eingesetzt Vertreter aus Industrie, Forschung, Gewerkschaften, Betriebsräten und Spitzencluster diskutierten mit dem Bundespräsidenten, welche Perspektiven und Herausforderungen sie sehen und welche Erfahrungen sie bisher in den Projekten machen. Dabei wurde deutlich, dass die Digitalisierung als Chance für mehr und bessere Arbeitsplätze gesehen wird. Voraussetzung dafür sind ein verantwortungsvoller Umgang mit den Potenzialen der Digitalisierung und ein offener Dialog mit den Beschäftigten. Die Zusammenarbeit und der Erfahrungsaustausch im Technologie Netzwerk it’s OWL werden als großer Mehrwert gesehen. Digitale Technik, kleine Entfernungen Chance für mehr und bessere Arbeitsplätze


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