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4 Porta extra · August 2016 Das Mahnmal am Grünen Markt Entstehung und inhaltliche Ausrichtung eines besonderen Hausberger Ortes Mit großem technischen Aufwand wurde die schwere zwei Mal drei Meter große Platte aus Obernkirchener Sandstein auf dem Grünen Markt aufgestellt und verankert. Erst danach wurde die große Bronzetafel mit den künstlerischen Darstellungen davorgesetzt. Fotos: Hans-Martin Polte Stadtrat grünes Licht für den Auftrag an Dietmar Lehmann. Nach einem ersten Modellentwurf für die Bronzetafel, die auf einer großen Sandsteinplatte befestigt werden sollte, stellte sich heraus, dass die zur Verfügung stehende Summe für das Mahnmal nicht ausreichte. Trotzdem konnte der Gedenkstein in geplanter Größe erstellt werden, da der Künstler auf sein Honorar verzichtete. Zusätzlich spendeten die Obernkirchener Sandsteinwerke die große Sandsteinplatte. Dietmar Lehmann, der in den 1970er-Jahren in Bremen Bildhauerei studiert hat, stand damals vor der Frage: „Wie kann man als Künstler das Unbegreifliche in ein Mahnmal überführen? Kann das Geschehene im KZ-Außenlager Neuengamme bildlich dargestellt werden?“ Ihm war klar, dass das nur mit einer symbolischen Darstellung gelingen konnte. So stellte er seine bildlichen Aussagen auf einer überlebensgroßen Bronzetafel dar, die auf einer drei Meter mal zwei Meter großen Sandsteinplatte befestigt ist. Sie lässt sich in vier Inhaltsbereiche unterteilen. So werden die verzweifelte Situation der Gefangenen im Stollen, das vielfache Sterben Von Hans-Martin Polte Hausberge. Das eindrucksvolle Mahnmal am Grünen Marktplatz in Hausberge ist in den vergangenen Monaten wieder verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Gründe dafür sind verschiedene Veranstaltungen zum Gedenken an das Außenlager des KZ Neuengamme im Jakobsberg sowie die Stollenöffnung Anfang Mai. Neben vielen schriftlichen und mündlichen Schilderungen, die es über die unvorstellbaren Geschehnisse in den Jahren 1944 und 1945 gibt, ist es dem Hausberger Künstler Dietmar Lehmann gelungen, mit seinen Mitteln an die verzweifelte Situation der KZ-Gefangenen im Jakobsstollen zu erinnern. Das gilt auch für die fürchterlichen Arbeitsbedingungen und an das vielfache Sterben der Betroffenen. Über die Entstehungsgeschichte und die angestrebten Aussagen seines Werkes gibt Dietmar Lehmann, im Hauptberuf Direktor der Volkshochschule Minden / Bad Oeynhausen, auf Nachfrage Auskunft. Weil Lehmann in der heimischen Kunstszene als Bildhauer bekannt war, wurde er 1991 von Vertretern der örtlichen Politik gefragt, ob er Interesse habe, ein Mahnmal für die Opfer des KZ-Außenlagers Neuengamme zu gestalten. Vorausgegangen waren in den 1980er-Jahren Nachforschungen von Schülern des Städtischen Gymnasiums Porta Westfalica und von jungen Wissenschaftlern. Sie hatten sich dem Geschehen im Jakobsberg und der Unterbringung der Häftlinge in einem Teil des Barkhauser Hotels Kaiserhof gewidmet. Damals wurden Forderungen nach einer öffentlichen und intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik laut. Außerdem regten die Schüler die Aufstellung eines Gedenksteines an. Das wurde auch im Bezirksausschuss Hausberge-Holzhausen thematisiert. Danach gab der infolge der fürchterlichen Arbeitsbedingungen, aber auch das Überleben symbolisch dargestellt. Einen zentralen Raum des Mahnmals nimmt das Zitat des ehemaligen Häftlings Pierre Bleton ein, das zur ständigen Erinnerung an das Geschehen aufruft: „Nicht-wissen-wollen ist die bedingungslose Kapitulation“. Zur Gestaltung des Bildes sagt Lehmann: „Die menschlichen Figuren sind nackt und leicht deformiert dargestellt. Unbekleidet als das Moment des erbarmungslosen Ausgesetzt Seins.“ Im oberen Teil der Gedenkplatte befindet sich der lokale Bezug in dem angedeuteten


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