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24 Porta extra · August 2016 Endstation an der Nammer Zeche 1918 löste der Dampfzug ab Minden die Pferdekutsche ab – eine bewegte Bahngeschichte Hannover aus in einer Stunde, von Bremen aus in zwei Stunden, von Elberfeld (Wuppertal) aus in dreieinhalb Stunden, von Hamburg und Magdeburg in vier, von Köln und Berlin aus in fünf Stunden“, heißt es in einem 1900 aufgelegten „Prospekt für die Kur- und Badegäste“. Bis zur Inbetriebnahme des Bahnverkehrs am 1. Juli 1918 dauerte es – dem Ersten Weltkrieg geschuldet – zwar noch einige Jahre. Von Minden oder Bückeburg aus fuhren die Gäste bis dahin mit der Pferdekutsche vor, zum Baden, Kuren oder nur zum Sonntagskonzert mit den „Bückeburger Jägern“ oder der Mindener Pionierkapelle. Die 65 Gästezimmer waren meist alle belegt. Die bereits vor der damaligen Jahrhundertwende gegründete Mindener Kleinbahn hatte aber nicht nur den Personenverkehr im Visier. Ab Zeche Meißen wurde Kohle befördert. Und es ging um den möglichst schnellen Weiterbau der Strecke nach Kleinenbremen, um neben der erweiterten Personenbeförde- Von Kurt Römming Nammen. Am 24. September 1911 stimmte Kurbadbesitzer Heinrich Nolting dem Wunsch des Mindener Landrates zu, zusätzlich zum Zuschuss der Gemeinde Nammen 3000 Goldmark für den Streckenbau von Minden bis Bad Nammen beizusteuern. Denn dieses Vorhaben brachte Vorteile für den Badbetrieb. Er konnte jedoch nicht ahnen, welchen Schub er dem Personenverkehr auf der Schiene in den Norddörfern des Wesergebirges geben würde. Außerdem, so stand es in dem Landrats-Schreiben, sei er im Besitz der geeigneten Parzelle, auf dem sich die Bahnhofsanlage „Nammen Bad“ erstellen lasse. Für 1500 Goldmark möge er diese an die „Mindener Kleinbahn“ verkaufen, wie das kreiseigene Unternehmen anfangs hieß. Auch dem Verkauf stimmte der weitsichtige Nolting Meißen-Notthorn fungierte als eine Art Knotenpunkt. Nachdem Anfang der 1960er-Jahre die MKB den Personenverkehr von der Schiene auf Bus umgestellt hatte, löste die Wiederaufnahme des Dampfzugverkehrs durch die Mindener Museums-Eisenbahn - hier die Eröffnungsfahrt - bei den Eisenbahnfreunden große Freude aus. Repro: Römming zu. „Man erreicht Bad Nammen mit der Eisenbahn von benstraße). Zwischen 1930 und 1956 fädelte von der Grille bis auf dem Notthorn ein drittes schmaleres Gleis für einen Kilometer die Straßenbahn auf das MKB-Gleis. Weiter ging es, bis zur Endhaltestelle Meißen-Dorf. Bis Anfang der 1960er-Jahre hatte die Personenbeförderung der Mindener Kreisbahnen für die Anliegerdörfer eine große Bedeutung und bekam viel Zulauf. Wer Glück hatte, ergatterte bei der Fahrt einen Sitzplatz. Dicht drängten sich die Fahrgäste in den Mittelgängen der Wagen. Kaum ein Durchkommen gab es für Schaffner Heinrich Picht, dessen Familie in Nammen am Bahnhof Dorf auch den Fahrkartenverkauf hatte, oder für Fahrkartenkontrolleure wie Wilhelm Prasuhn. Vom Bahnhof Minden Stadt an der Goebenstraße wurden die Haltestellen rung das geförderte Eisenerz der Grube „Wohlverwahrt“, das vorher auf Schmalspur in einer Querverbindung über Nammen und Lerbeck nach Porta gefahren wurde, in Minden an die Verbindung der Coeln-Mindener Eisenbahn zu bringen. Der Abschnitt von Bad Nammen nach Kleinenbremen ging dann am 1. Mai 1921 in Betrieb. Parallel verkehrten jetzt auf voller Strecke Personenund Güterzüge. Meißen-Notthorn hatte als Knotenpunkt eine besondere Bedeutung. Von 1919 bis 1922 mündete hier die schaumburg lippische Bad Eilsener Kleinbahn, von Bückeburg kommend, Richtung Norden auf die MKB-Strecke und fuhr über Dankersen bis zum Bahnhof Minden-Stadt (Goe-


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