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tert, dass im Moment wieder lebhaft über die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik in Europa diskutiert werde. „Auch wenn die gemeinsame Agrarpolitik bisher sicher große Schwächen hatte, so hat sie doch insgesamt zur Stabilität Europas beigetragen“, ist sich Meyer sicher. Einzelstaatliche Lösungen wären keine ernsthafte Alternative. Startete die Agrarpolitik in Europa in den 50er- und 60er- Jahren mit der Absicherung eines gewissen Erzeugerpreisniveaus, so habe sich über die Jahre ein Wandel vollzogen. Nicht mehr der Preis für Milch, Fleisch oder Getreide werde direkt gestützt, vielmehr gebe es sogenannte Direktzahlungen. Zudem können sich Landwirte beispielsweise sogenannte Agarumweltmaßnahmen fördern lassen. Auch das diene letztlich der Einkommensunterstützung, da das Preisniveau am Weltmarkt für viele Erzeuger nicht auskömmlich sei. Um die Direktzahlungen in voller Höhe zu erhalten, müssen Landwirte zahlreiche Verpflichtungen des Umwelt-, Tier- und 86 MENSCHEN · MACHER · MÄRKTE Die Landwirte wie Benjamin Röttges pflegen ihre Früchte wie hier das Getreide auf den Feldern. fest mit ihrer Scholle verbunden. Viele wirtschafteten schon seit Generationen auf demselben Grund und Boden. Der Markt, auf dem sie sich beweisen müssen, ist jedoch inzwischen global; der Rechtsrahmen und die Förderpolitik, in denen sie sich bewegen, zum großen Teil europäisch. „Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) ist eines der wenigen Politikfelder in Europa, in dem die Mitgliedsstaaten wirklich Kompetenzen nach Brüssel abgegeben haben“, erklärt der Vorsitzende Meyer. Die Agrarausgaben und die Förderung der ländlichen Räume seien mit 37 Prozent am aktuellen EU-Haushalt auch deswegen so ein großer Posten, weil die Mitgliedsstaaten andere Ausgaben wie beispielsweise für Verteidigung oder Soziales, die um ein Vielfaches höher liegen, lieber noch selbst verwalteten. „Rechnen wir um, wie viel jeder EU-Bürger pro Tag für gesunde und sichere Nahrungsmittel und die Förderung des ländlichen Raumes an Steuern zahlt, kommen wir auf einen Betrag von 32 Cent“, verdeutlicht Meyer und erläu- „Die Mischung aus Arbeit und Freizeit macht die grüne Berufssparte aus“, sagt Stefan Schmidt aus Bad Oeynhausen. Landwirt zu sein, sei mehr als ein Beruf, es sei Berufung.


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