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Dienstag, 3. Juli 2018 Der Kaiser Mindener Tageblatt 21 Vielfalt in Grünbunt Das Waldgebiet auf dem Wittekindsberg bietet die idealen Standorteigenschaft für Frühblüher. Die Pracht im Frühling ist allerdings nur von kurzer Dauer. Von Malina Reckordt Porta Westfalica (mt). Der Waldboden zwischen dem Kaiser-Wilhelm- Denkmal und der Wittekindsburg ist übersät mit bunten Pflanzen. Aber nur in einem bestimmten Zeitraum. „Alle Arten an Frühblühern, die in der Gegend zu erwarten sind, findet man am Wittekindsberg auf nur wenigen Quadratmetern“, sagt Dirk Esplör, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station Minden. Zum Beispiel Hohler Lärchensporn, Buschwindröschen, Bingelkraut, Aronstab oder vielblütige Weißwurz. Voraussetzung für diese Vielfalt ist ein kalkund nährstoffreicher sowie feuchter Boden, wie er nur in der Kammlage des Wiehengebirges zu finden ist. Dass die Frühblüher schon im April blühen können, haben sie unterirdischen Speicherorganen wie Zwiebeln, Knollen oder Rhizomen zu verdanken. So können sie ungünstige Perioden im Jahr überstehen, also Frost oder längere Trockenheit. Eine weitere ungünstige Periode ist auch, wenn die Laubbäume komplett ausgetrieben haben und nur noch ein Bruchteil des Sonnenlichts an den Waldboden gelangt. „Die Frühblüher haben deshalb nur ein kurzes Zeitfenster zum Blühen“, so Esplör. Sobald das Laubwerk voll entwickelt ist, verschwinden sie recht schnell. Das sogenannte Bingelkraut erstreckt sich wie ein Teppich über weite Teile des Kammbereichs. Nach etwa 50 Metern endet er abrupt an einer Linie. „Daran erkennt man, dass ab dieser Grenze der Boden kalkärmer ist“, erklärt der Diplom-Ingenieur für Landespflege. Deshalb würden dort auch weniger Frühblüher wachsen. Dass das Bingelkraut im April schon so üppig wächst, ist laut Esplör ein Zeichen dafür, dass sich die Vegetationsphasen in diesem Jahr überlagern. „Nach den tiefen Temperaturen im März sind die Pflanzen im April explosionsartig gewachsen.“ Typische Frühjahrstemperaturen habe es fast gar nicht gegeben. Einen besonderen Lebensraum am Wiehengebirgskamm bilden zwei Klippenbänder. Direkt am Südrand verlaufen Kalksteinfelsbänder aus Korallenoolith. „Pflanzen, die hier wachsen, benötigen nicht viel Feuchtigkeit“, sagt Esplör. Zum Beispiel ein blaues Wald-Vergissmeinnicht. Etwas tiefer am Südhang verläuft ein weiteres Klippenband aus Porta- Sandstein. Dort wachsen nur säuretolerante Pflanzen wie Tüpfelfarn. Am Südhang, wo es durch die stärkere Besonnung trockener und wärmer ist, finden wärmeliebende Pflanzenarten, wie Wiesen-Primel, Finger- Segge oder Wald-Habichtskraut, optimale Bedingungen zum Wachsen vor. Ebenso Pflanzen, die saurere Böden vertragen, wie Maiglöckchen, Haimsimse oder Sauerklee. Wegen der unterschiedlichen Standorte und Böden – von kalkreich bis sauer, sonnig-trocken bis schattig feucht – wachsen am Wittekindsberg zahlreiche Baumarten. Teilweise findet man in Gebieten mit kalkund nährstoffreichen Böden auch sogenannte Edelhölzer wie Esche, Bergund Spitzahorn. „Vor allem an den Südhängen bilden sich großflächig Rotbuchen-Niederwälder“, sagt Esplör. Diese Wald-Art ist durch eine jahrhundertelange Brennholznutzung entstanden, bei der die Bäume etwa alle 20 Jahre abgeschlagen wurden. Dadurch stehen hier vielstämmige, knorrige Baumgestalten. Eigentlich vertragen Rotbuchen das Abschlagen nicht gut, sondern eher Arten wie Eichen und Hainbuchen. „Vermutlich liegt es an den Klima und Standortbedingungen des Wiehengebirges, dass es trotzdem viele Rotbuchen als Niederwald gibt.“. An den felsigen Stellen mit rutschigen Böden wachsen mit der Sommerlinde und der Bergulme besonders seltene Baumarten. Diese kommen mit mechanischen Beschädigungen und Bodenbewegungen klar. Das Waldgebiet am Wittekindsberg ist Bestandteil des europäischen Schutzgebietes „Wälder bei Porta Westfalica“. Aufgrund der Buchenwälder und Felsbereiche ist es nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union geschützt. Der Südhang des Wittekindsberges ist Naturschutzgebiet, ein Teil sogar Wildnisgebiet. Dort wird der Wald nicht bewirtschaftet, so dass auf lange Sicht ein Urwald entstehen kann. Der Aronstab gehört zu den Frühblühern, die auf dem Wittekindsberg wachsen. MT-Foto: Malina Reckordt In kalkreichen Gebieten wachsen auch Edelhölzer wie Esche und Bergahorn. Restaurant&Eventlocation mit kaiserlichen Aussichten Kaiser-Wilhelm-Denkmal | Porta Westfalica | 0571.77987884 www.Wilhelm1896.de NEUERÖFFNUNG AB 08.07.2018


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