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8 Porta extra · November 2016 Zur Adlerwarte auf dem Jakobsberg Vier Greifvögel waren 1939 die ersten Bewohner der Adlerwarte in Berlebeck Vor dem niedrigen Buschwald rechts neben dem Gasthaus Bismarckburg auf dem Jakobsberg fanden die Freiflugvorführungen statt, die von den Falknern in den 1930er-Jahren durchgeführt wurden. kobsberg in der NS-Zeit) gepilgert waren. Hier wollten sie das Schauspiel zu erleben, wie Melitta und Peter den stolzen Flug in des Himmels Blau unternahmen, um gehorsam zu ihrem Meister zurückzukehren.“ (MT am 11.03.1938) Von Hans-Martin Polte Hausberge. Die Adlerwarte auf dem heimischen Jakobsberg war in den Jahren 1937 bis 1940 der Ausgangspunkt der heute viel besuchten Greifvogelwarte in Detmold-Berlebeck. Denn in Hausberge an der Bismarcksäule begann Adolf Deppe, der spätere Gründer der Berlebecker Adlerwarte, mit dem Abrichten und den Flugvorführungen von vier Adlern. Sie nahm er mit an seine neue Wirkungsstrecke. Zwei dieser großen Greifvögel, der Kaiseradler „Melitta“ und der Steinadler Peter, wirkten sogar in mehreren Filmen mit. Diese und andere teilweise unbekannten Tatsachen kamen ans Licht, als es nach einem Bericht im Mindener Tageblatt vom 19. August 2016 über das Bestehen einer Adlerwarte auf dem Jakobsberg erfreulich viele Reaktionen und informative Meldungen gab. Sie kamen von Lesern, die zum Teil sogar Augenzeugen waren. So ergibt sich nun ein genaueres Bild von der Falknerei am Fuße der ehemaligen Bismarcksäule in den Jahren 1937 bis 1940. Durch Radiosendungen, Zeitungsberichte, einen Kulturfilm und Vorträge des Falkners Fritz Wedde war die Adlerwarte gegenüber dem damaligen Restaurant Bismarckburg so bekannt, dass die fliegenden Adler der Porta Westfalica wie der Steinadler Peter, der Kaiseradler Melitta, die Adler Wodan und Neptun wie auch verschiedene Sperber, Habichte und Falken zu einem besonderen touristischen Anziehungspunkt wurden. Man kann Zeitungsmeldungen entnehmen, dass es in den Jahren 1937 und 1938 viele Tausend Menschen waren, „die zum Arminsberge“ ( So hieß der Ja- Der Kaiseradler „Melitta“ wurde in der Adlerwarte auf dem Hausberger Jakobsberg von dem Falkner Adolf Deppe abgerichtet und kam später von der Adlerwarte Detmold-Berlebeck aus unter dem Namen Sascha zu größerem Filmruhm. Fotos: Archiv der Stadt Porta Westfalica Dieser letzten Aussage stimmt Helmut Plewka nicht so ganz zu. Denn er wohnte damals als zehnjähriger Junge in Hausberge am Mindener Weg und war oft dabei, wenn die Adler flogen. „Peter kam manchmal nicht bis oben hin zurück“, schreibt er in einem Brief. „Da unterhalb der Bismarcksäule nur Buschwald, also kein Hochwald war, konnte man ausmachen, wo der Steinadler heruntergekommen war. Ich war oft dabei, ihn zu suchen und wieder zurückzubringen.“ Auch Schulklassen kamen oft, um das Schauspiel zu erleben. In diesem Zusammenhang berichtet Wilhelm Schröder aus Möllbergen, der öfters mit seinem Vater per Motorrad zu den Adlern gefahren ist, von einer Geschichte, die man sich damals erzählte: „Einmal war ein Lehrer mit seiner Schulklasse oben an der Adlerwarte und erklärte den Schülern, was man da alles sehen konnte. Plötzlich schrie hinter der Gaststätte Bismarckburg ein Esel „iah, iah“ und alle Schüler liefen dorthin. Fazit: Man sieht, es kommt ein kluger Mann nicht gegen einen Esel an.“ In Zeitungsberichten und Erzählungen erfährt man von drei Falknern, die die Greifvögel in diesen Jahren betreuten und abrichteten. Über den Falkner Fritz Wedde, der sich selbst „Tierpsychologe“ nannte, wird im Zusammenhang mit der Adlerwarte am meisten berichtet. Er ist derjenige, der die Falknerei 1937 einrichtete, Interviews gab und auch an der Entstehung des einstündigen Kulturfilms „Die Adler über der Porta Westfalica“ beteiligt war. Der Lebensweg von Fritz Wedde verlief ab 1938 teilweise tragisch, wie der ehemalige Hausberger Helmut Plewka bei Nachforschungen später herausfand. Wedde wurde im Herbst 1938 verhaftet und wegen Verstoßes gegen den damaligen Pragraphen 175 StGB zu Zwangsarbeit verurteilt. Zwei Greifvögel wurden sogar zu Filmstars. Adler Peter musste oft gesucht und zurückgeholt werden.


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