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14 Porta extra · November 2016 Stromdiebstahl – ein Ereignis aus 1936 Kiesgrube Bokshorn versorgte die Veltheimer Bürger ab 1909 mit Strom Ziegelei im Bokshorn anno 1930. gab zu, die vielen Geräte zu besitzen, gibt aber an, diese nicht oft genutzt zu haben.“ Eine wichtige Rolle hätte der zur Hauptverhandlung hinzugezogene Sachverständige spielen können. Da dieser aber erst eingeschaltet wurde, nachdem an dem Zähler Arbeiten vorgenommen wurden, konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen, ob die Kratzer am Zähler krimineller Natur waren oder durch Reparaturen hervorgerufen wurden. Auf Antrag des Staatsanwaltes wurden die beiden Belastungszeugen nach nochmaliger eindringlicher Eidesbelehrung vereidigt. Sein Antrag lautete: Vier Monate Gefängnis und 150 Reichsmark Geldstrafe. Das Gericht sprach den Angeklagten jedoch mangels Beweises frei und begründete das wie folgt: „Wenn es auch keineswegs davon überzeugt sei, dass der Angeklagte nicht unberechtigt Strom entnommen habe, so sei es zum anderen nicht von der vollen Wahrheit des Belastungszeugen überzeugt. So müsse nach rechtlichen Gesichtspunkten ein Freispruch mangels Beweisen erfolgen.“ Erst um 1950 wurde das Stromnetz der Kiesgrube Franke an das Netz des EMR angeschlossen und die Veltheimer Haushalte durch das EMR mit Strom beliefert. klären, ob K. aus Ersparnisgründen diese Brücke baute oder ob der Zeuge (Mieter) diese Brücke einbaute und dann K. anzeigte. Das Gericht stellte fest, dass K. außer den üblichen Brennstellen (13 Birnen), ein elektrisches Bügeleisen, einen Staubsauger mit Fön und dergleichen, einen elektrischen Heizapparat und sogar einen elektrischen Tauchsieder zum Wasserwärmen hatte. Das kam dem Gericht verdächtig vor, zumal die Stromrechnung nicht größer war, als die des Mieters. Verwunderlich will es dann aber scheinen, daß beim Ablesen des Zählers der Kontrolleur nichts bemerkt hat. Der Angeklagte Von Reinhold Kölling Veltheim. Veltheim bekam schon früh elektrischen Strom in die Haushalte. Das verdankten die Bürger der Kiesgrube Bokshorn. Ein bedeutsames Ereignis in der Entwicklungsgeschichte des Unternehmens war die Elektrifizierung des Werkes im Jahre 1909. Riesige Dynamos traten an die Stelle der alten Dampfmaschine. Der Motor war nun die alleinige Antriebskraft. Schon im Jahre 1910 wurde die erste Ortsleitung gebaut, die Wohnhäuser und landwirtschaftliche Betriebe mit Licht- und Kraftstrom versorgte. Das Stromnetz wurde immer mehr erweitert, und schon 1933 zählte das Werk ungefähr 360 Hausanschlüsse. 1923 wurden schriftliche „Bedingungen für die Lieferung von Elektrizität“ eingeführt. Zunächst wurde Gleichstrom von der Kiesgrube Bokshorn geliefert. Dafür wurden fast jeden Tag zwei Waggons Kohle verfeuert. Für den Abzug von Ruß und Dampf aus dem Maschinenraum war ein 52 Meter hoher Schornstein aus Backsteinen erbaut worden. Für die Wartung der häuslichen Anschlüsse waren die Arbeiter Heinrich Böke (genannt Gosebeuken) und Fritz Stahlhut vom Basenberg verantwortlich. Die Veltheimer nannten sie auch „die Drahtflicker“. Für die Maschinen im Kesselhaus waren die Brüder Heinrich und Wilhelm Behning zuständig. Im Jahre 1936 gab es einen interessanten Vorfall. Wegen Stromdiebstahl musste sich der Angeklagte K. aus Veltheim vor dem Mindener Schöffengericht verantworten. Der Angeklagte bestritt die Tat allerdings energisch. Der Hauptbelastungszeuge wohnte bei dem Angeklagten zur Miete und hatte mit dem Vermieter wohl laufend Differenzen wegen Mietstreitigkeiten. Er behauptete, dass der angeklagte Vermieter am Stromzähler eine Überbrückung eingebaut hatte. Aus der Gerichtsakte: „Für das Gericht galt es die Frage zu Turbinenraum im E-Werk Franke im Jahr 1909. Rechts steht Heinrich Behning. Repros: Reinhard Kölling Ein Blick auf die Kiesgrube mit Ziegelei im Jahr 1930.


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