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Liebe Leserinnen, liebe Leser umfrage die Aussichten etwas ein. Nichtsdestotrotz steuern die Industrieunternehmen in Ostwestfalen auf ein erneutes Rekordjahr zu. Bereits im ersten Halbjahr verbuchte das verarbeitende Gewerbe in der Region ein Wachstum von fast fünf Prozent. Auch im Großhandel und Dienstleistungssektor brummt es. Lediglich im Einzelhandel kühlten sich Geschäftslage und Erwartungen etwas ab. Hauptgrund: Der heiße Sommer hielt viele Kunden vom Einkauf in den Läden ab. Im heimischen Handwerk läuft die Konjunktur schon im neunten Jahr in Folge richtig rund. Die Betriebe spüren die gute Laune der Verbraucher, die kräftig in die eigenen vier Wände investieren. Viele Handwerksunternehmen können sich vor Aufträgen kaum retten, sind voll ausgelastet. Der Wermutstropfen: Es fehlen die Handwerker. Verzweifelt suchen Betriebe nach Fachkräften. Der Zentralverband spricht von mehr als 150.000 offenen Stellen. Auch für Handel und Dienstleistung wird der Fachkräftemangel, der sich zu einer Wachstumsbremse mausert, zum Riesenproblem. Das übrigens nicht vom Himmel gefallen ist. Seit Jahren verschärft sich die Situation, weil Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Exemplarisch lässt sich die Aufschwungsdynamik an den heimischen „Flaggschiffen“ ablesen. Ob Wago, Harting oder Melitta: Alle sind zuletzt mit einem rasanten Expansionsund Investitionstempo unterwegs, bauen Personal und Kapazitäten auf, stellen die Weichen für weiteres Wachstum. Damit stehen sie auch stellvertretend für die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen rund um den „Willem“. Getragen von langfristigem Denken und der Erkenntnis zur Notwendigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden, behaupten sie sich Tag für Tag erfolgreich am Markt. Liebe Leserinnen und Leser, der Mühlenkreis kann stolz sein auf den Branchenmix sowie die Stärke, den Mut und die Bodenständigkeit seiner Familienunternehmen. Die 38. Ausgabe von „Menschen, Macher, Märkte“ vermittelt einmal mehr einen Eindruck über die Vitalität der Region. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihr Thomas Traue (stellvertretender Chefredakteur) Unbenommen: Es sind politisch unruhige Zeiten. Der irrlichternde US-Präsident Donald Trump wirbelt die Weltordnung und den Welthandel mächtig durcheinander. Insbesondere China hat Trump ins Visier genommen. Die Ökonomen warnen vor der Gefahr einer weltweiten Spirale hin zu mehr Protektionismus und einer ernsthaften Beschädigung des multilateralen Handelssystems. Der Internationale Währungsfonds (IWF) korrigierte jüngst seine Prognosen nach unten. Auch die Bundesregierung dämpfte die Wachstumserwartungen. Kurzum: Trumps Handelskrieg bremst schon jetzt den globalen Aufschwung. Seine rabiate Zollpolitik bereitet auch deshalb Sorge, weil die Wirtschaftsaussichten wegen alternder Gesellschaften und geringer Produktionszuwächse ohnehin getrübt sind. Ob Populisten, autoritäre Präsidenten oder der Anstieg der Verschuldung in vielen Ländern: Die aktuelle Liste der politischen Unsicherheiten, der Krisenherde und Turbolenzen für die Konjunktur ist lang. In Europa erschüttern rechtsnationale Kräfte und reformfeindliche Strömungen sowie der noch immer nicht klar durchdeklinierte Austritt Großbritanniens aus der Union das europäische Haus. Nicht von ungefähr meint denn auch mehr als die Hälfte aller Bundesbürger, dass derzeit um sie herum alles schlechter wird und wir auf einem sich immer schneller drehenden Karussell der Krisen leben. Doch gemach: Der Soziologe Martin Schröder von der Uni Marburg sieht nach Auswertung zahlreicher Datensätze wenig Grund für Pessimismus. Die gute alte Zeit ist die, in der wir heute leben, macht er den Deutschen Mut und warnt davor, immer nur das Negative interessant zu finden. Zum Trübsal blasen besteht wahrlich kein Anlass. Der Aufschwung ist noch intakt, verliert nun aber etwas an Fahrt. Steuereinnahmen und Beschäftigung legen weiter zu. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte 2019 erstmals die Schwelle von 45 Millionen überschreiten. Auch in Ostwestfalen und im Mühlenkreis läuft die Konjunkturlok nach wie vor unter Volldampf. Zwar trüben sich laut IHK-Herbst- DIE WIRTSCHAFT IN DER REGION 3 EDITORIAL


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