Dienstag, 24. Dezember 2019 · Nr. 298 Willkommen Zuhause Mindener Tageblatt 41
„Der Klebeeffekt beginnt zu wirken“
Medizinerausbildung in OWL: 2020 wird der erste Jahrgang ausgebildeter Mediziner auf den Arbeitsmarkt kommen.
„Hier schätzt
man meine
Fähigkeiten
als Pflegerin.“
Vanessa W.,
Altenpflegehelferin,
Johannes Wesling Klinikum Minden
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Von Finn Luca Zell
Minden (flz). Wenn Eva Deventer
sich auf den Weg Richtung
Campus macht, hat sie es
nicht weit: Seit dem Wintersemester
2017/2018 absolviert die
junge Frau aus dem Landkreis
Schaumburg den vorerst letzten
Abschnitt ihrer Medizinerausbildung
am Johannes-Wesling
Klinikum in Minden. Den
Großteil ihrer Studienzeit hat
sie in Bochum verbracht, und
dort an der Ruhr-Universität die
Vorlesungen besucht. Dann
folgte der Wechsel in die Weserstadt.
Denn: Seit 2016 werden auch
hier in der Region Mediziner
ausgebildet. „Es war ein gemeinsamer
Wunsch von Politik,
Gesellschaft und den Kliniken
in OWL, ein Medizinstudium
möglich zu machen, um
den befürchteten Ärztemangel
in unserer Region abzufedern“,
erklärt Christian Busse,
Leiter Unternehmenskommunikation
der Mühlenkreiskliniken.
In der Tat ist der drohende
Ärztemangel ein in weiten
Teilen des Landes befürchtetes
Szenario: Laut Bundesärztekammer
waren Ende 2018
von den 30.975 in Deutschland
niedergelassenen Allgemeinmedizinern
Seit 2016 werden in OWL
Ärzte ausgebildet.
knapp
24.000 älter als 50 Jahre. Zahlen,
die „Handlungsbedarf“
schreien – weshalb man sich
in OWL für das „Bochumer Modell“
als effektive Lösung entschied.
„Typischerweise ist das Medizinstudium
grob aufgeteilt
in drei Abschnitte: die Vorklinik,
die Klinik und das Praktische
Jahr“, erklärt Christian
Busse. Die Vorklinik werde an
einer medizinischen Fakultät
an einer Universität – in diesem
Fall der Ruhr-Universität
Bochum – angeboten. Der klinische
Abschnitt finde an einer
Universitätsklinik statt und
das Praktische Jahr könne an
akademischen Lehrkrankenhäusern,
zu denen nahezu jedes
Klinikum zähle, abgeleistet
werden. Die Besonderheit
am „Bochumer Modell“: Es gibt
nicht nur „die eine“ Universitätsklinik,
sondern einen Verbund
aus vielen einzelnen
Krankenhäusern. „Derzeit bilden
acht Krankenhäuser das
Universitätsklinikum der
Ruhr-Universität Bochum –
darunter seit 2016 auch das Johannes
Wesling-Klinikum.“
Das bedeutet: Nach der Vorklinik
in Bochum wechseln pro
Jahr 60 Studierende nach Minden,
um den klinischen Teil
ihres Studiums zu absolvieren.
Das geht übrigens nicht
nur am Johannes-Wesling-Klinikum,
sondern auch am Herzund
Diabeteszentrum in Bad
Oeynhausen, an dem Klinikum
Herford, der Auguste-Viktoria
Klinik und dem Medizinischen
Zentrum für Seelische
Gesundheit in Lübbecke.
Privatdozent Dr. Marcus
Wiemer, Direktor der Klinik für
Kardiologie und Internistische
Intensivmedizin weiß:
„Die Vielfalt der Häuser im Verbund
ist unsere Stärke. Wer
heute an der Ruhr-Universität
Bochum und speziell in OWL
Medizin studiert, kann sicher
sein, dass er eine gute und fundierte
medizinische Ausbildung
erhält.“ Die Betreuung
der Studierenden sei sehr gut,
weil im Vergleich zu großen
Universitäten alles etwas kleiner,
überschaubarer und familiärer
sei. „Wir können uns
um jeden Studierenden individuell
kümmern, ihn fördern
und manchmal auch fordern.
Der Betreuungsschlüssel Dozent
pro Student ist hier einfach
gut.“ Ein Faktor, den auch
Eva Deventer zu schätzen weiß:
„Für den Campus Minden habe
ich mich entschieden, weil
ich lieber in einer kleinen Gruppe
lerne. Das Engagement der
Dozenten hier am Standort ist
wirklich super“, berichtet die
angehende Ärztin.
Doch was bewegt junge Menschen
eigentlich dazu, sich für
den Weg in die Medizin zu entscheiden?
„Mich begeistert die
Mischung aus Wissenschaft
und Sozialem. Man muss in der
Medizin oft komplexe Sachverhalte
verständlich erklären
und den Patienten dazu befähigen,
eine eigenständige Entscheidung
zu treffen. Im Gespräch
mit Ärztinnen und Ärzten
aus verschiedenen Altersgruppen
bekomme ich mit,
dass viele sehr zufrieden mit
ihrem Beruf sind – die alltägliche
Arbeit am Patienten muss
ihnen etwas zurückgeben.“
Eine Einstellung, die Dr. Marcus
Wiemer in jedem Fall teilt:
„Es ist der schönste und erfüllendste
Beruf, den ich mir
vorstellen kann. Kranken Menschen
helfen zu können, ihnen
Leid zu nehmen und sie
im besten Fall gesund wieder
entlassen zu können und dabei
noch Geld zu verdienen, ist
das, was diesen Beruf so besonders
macht.“
Und was sollten junge Menschen,
die ihre Zukunft in der
Medizin sehen, mitbringen?
„Freude an der Arbeit mit
(kranken) Menschen und die
Einstellung, sich auf jeden Patienten
und deren individuelle
Bedürfnisse, deren Ängste
und Hoffnungen einzulassen,
ist sehr wichtig“, sagt der erfahrene
Mediziner. Außerdem
solle man fleißig und bereit
sein, ein Leben lang zu lernen.
Nicht zuletzt komme es jedoch
auch auf eine gute psychische
Stabilität an: „Leider
können wir nicht jedem Patienten
helfen, egal wie sehr wir
uns auch anstrengen. Menschen
gehen lassen zu müssen,
gehört auch zu diesem Beruf.
Die menschliche Begleitung
ist mir dabei wichtig“, verdeutlicht
Dr. Wiemer. Er appelliert:
„Freuen Sie sich auf
ihren Beruf. Lassen Sie sich
nicht von Bürokratie und den
ökonomischen Aspekten zu
sehr vereinnahmen. Diese gehören
dazu, sind am Ende aber
gut zu vereinbaren. Ich kann sagen,
dass ich persönlich meinen
Traumjob gefunden habe.“
Übrigens: 2020 wird der erste
Jahrgang ausgebildeter Mediziner
dem Arbeitsmarkt in
OWL und darüber hinaus zur
Verfügung stehen. „Zu unserer
Freude haben sich derzeit
fünf ehemalige Studierende
entschieden, bei den Mühlenkreiskliniken
als Assistenzärzte
anzufangen. Weitere werden
an anderen Kliniken in
OWL ihre Facharztausbildung
beginnen. Der erwünschte Klebeeffekt
beginnt zu wirken“,
sagt Christian Busse.
Fachwissen ist das eine, praktische Erfahrung das andere. Beides lernen die angehenden Mediziner in ihrer Ausbildung.
Bevor eine Operation an einem lebenden Patienten durchgeführt wird, lernen die Studierenden
in Simulationen die Vorgehensweise. Fotos: MKK
Dr. Marcus Wiemer: Direktor
der Klinik für Kardiologie
und Internistische
Intensivmedizin.
Wichtig für Mediziner:
psychische Stabilität