Porta extra 3
Mufflons ins Visier genommen
Wie gefährlich sind die Wildschafe? Das fragen sich viele Kleinenbremer.
Stefan Lyrath
Kleinenbremen. Jagdpächter
Heinrich Werkmeister sieht in
den wild lebenden Kleinenbremer
Mufflons eine Attraktion
für Einheimische und
Auswärtige. „Einige sagen,
dass der Anblick jeden Zoobesuch
ersetzt und Anschauungsunterricht
für Kinder
ist“, erzählt er.
Schießen muss Werkmeister
die Wildschafe trotzdem.
„Wir sind verpflichtet, die
Population zu dezimieren –
aber nur im Rahmen unserer
Möglichkeiten“, erklärt er. In
Kleinenbremen ist die Bebauung
jedoch zu nah. „Es gilt der
Grundsatz, dass die Jagd in
befriedeten Bezirken ruht“,
betont Werkmeister. Dazu gehören
auch Siedlungen.
Vor einem Jahr waren es etwa
20 Mufflons, zuletzt noch
zwölf. Um das Jahr 2008 war
die Herde aus einem Kleinenbremer
Gehege ausgebrochen.
Der frühere Halter gab daraufhin
sein Eigentumsrecht
auf. Seitdem gelten die Wildschafe
als herrenlos.
Im freien Feld, wenn Häuser
und Menschen weit genug
entfernt sind, werden gelegentlich
Kleinenbremer Mufflons
erlegt. Weil der Kreis
Minden-Lübbecke kein Mufflon
Einstandsgebiet ist, dürfen
die Wildschafe als jagdbares
Wild vom 1. August bis
zum 30. Januar geschossen
werden. Auch der Wolf hat
schon Tiere gerissen.
Nun will der Bezirksausschuss
klären, wie gefährlich
das Muffelwild für den Straßenverkehr
ist. Vorsitzender
Jörg Achilles hat das Thema
Durchblick: Jagdpächter Heinrich Werkmeister studiert die Mufflons. Foto: Stefan Lyrath
auf der Tagesordnung, wenn
das Ortsgremium am Dienstag,
19. Mai, ab 18 Uhr im Eisberger
Schützenhaus tagt.
Zu den Kleinenbremern, die
sich Sorgen machen, gehört
auch Helga Wenzel, in deren
Garten am Spellmannsbrink
die Mufflons regelmäßig zu
Besuch sind und am Grünzeug
naschen. „Ich finde es
gefährlich, dass die Herde
auch auf den Straßen rumläuft“,
sagt sie. Heinrich
Werkmeister stuft die Gefahr
dagegen als „sehr gering“ ein.
„In all den Jahren hat es erst
einen Verkehrsunfall gegeben“,
berichtet er. Meistens
hält sich das scheue Muffelwild
auf einem großen Feld
an der Barkser Straße auf.
In Teilen der Bevölkerung
sind Forderungen laut geworden,
die Mufflons zu erlegen.
Friedhelm Wehking will kein
Blutvergießen. „Mir wäre es
am liebsten, wenn man sie
einfangen und in einen Tierpark
bringen würde“, erklärt
der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft
Kleinenbremen-
Wülpke. „Wir wollen nur, dass
die Mufflons nicht in unsere
Gärten kommen.“
Vor einigen Jahren hatte
Wehking eine Liste mit Unterschriften
von 67 Einwohnern
vorgelegt, die Schäden in
ihren Gärten beklagen. Die
betroffenen Straßen: Am Winkel,
Auf der Host, Spellmannsbrink,
Mittelweg, Neue Steige,
Alte Straße, Zum Brinkhof –
und der Friedhof.
Behörden können die Bejagung
von Muffelwild nur
dann anordnen, wenn Interessen
der Land-, Forst- und
Fischereiwirtschaft, Belange
des Naturschutzes und der
Landschaftspflege „ernsthaft
gefährdet“ seien, wie es
heißt. „Übermäßige Wildschäden“
müssten dazu bereits
entstanden oder zu
befürchten sein.
Die Frage ist, ob das auf
Kleinenbremen zutrifft, weil
die Herde eher klein ist und
relativ wenig Schaden anrichtet.
Heinrich Werkmeister rät:
„Bitte zäunt eure Grundstücke
ein – dann habt ihr Ruhe.“
Frühstücksgäste: Sonntags gegen 9 Uhr lassen
es sich die Mufflons in einem Garten am
Spellmannsbrink schmecken.
Foto: privat/Helga Wenzel