
Porta extra 5
Ein Streifzug durch Hausberge
Was man bei einem Spaziergang mit offenen Augen alles entdecken kann
Von Hans-Martin Polte
Hausberge. Mit offenen Augen
und zu Fuß durch den
Wohnort gehen, lohnt sich
immer. Man entdeckt Besonderheiten,
die man vom Auto
aus kaum sehen kann. Oftmals
machen die entdeckten
Sehenswürdigkeiten auch
neugierig, weil man nicht sofort
eine Erklärung parat hat
und fragen möchte.
Gute Beispiele dafür gibt es
im Zentrum von Hausberge,
wie etwa an der unteren
Kempstraße. Vier kleine Kästen
unterhalb der Dachrinne
des neuen Ärztehauses geben
zunächst Rätsel auf, entpuppen
sich aber beim näheren
Hinsehen als künstliche Nistkästen.
Aber für wen? (Bild 1)
Auf Nachfrage beim Vorsitzenden
des Vereins Naturschutz
und Heimatpflege Porta
(NHP), Herbert Wiese, erfährt
man: „Diese Nistkästen
sind das passende Zuhause
für Mauersegler. Sie wurden
auf unsere Bitte von der Bauherrin
des Ärztehauses, der
Volksbank, angebracht. Anfang
Mai kann man sehen,
wie diese besonderen Zugvögel
die künstlichen Nester beziehen
werden.“
Ähnliche Kunstnester, allerdings
für Schwalben, sind auf
der Südseite des Wohn- und
Geschäftshauses Hauptstraße
10 zu besehen (Bild 2) und sicherlich
bald auch an dem
Baukomplex Neue Mitte am
Kiekenbrink. Hier gab es nämlich
in dem inzwischen abgerissenen
Haus Kunth vier bewohnte
Mehlschwalbennester,
die nach Auflage des Kreises
durch Kunstnester an
Bild 1: Unterhalb der Dachrinne des neuen Ärztehauses befinden sich künstliche
Nistkästen für Mauersegler. Fotos: Hans-Martin Polte
dem Neubau ersetzt werden
müssen.
Neben dem Ärztehausparkplatz
an der Nordseite des
Hauses Kempstraße 4 fallen
drei Ornamente im Mauerwerk
und ein Kreis mit Vierecken,
eingeritzt in die über
dem Mauerwerk
angeputzte weiße
Wand, ins Auge.
(Bild 3) Man kann
die Ornamente
als einfallsreiche
Verzierung der
Wand ansehen.
Wenn man allerdings
den Erbauer und Besitzer
des Hauses, Peter Düster,
kennt, weiß man, dass mehr
dahinterstecken muss als nur
eine Mauergestaltung.
So erkennt man auf Nachfrage
in dem linken Ornament
das aus dem Quadrat
entwickelte Griechische Kreuz
und daneben das negative
Gegenstück dazu. Rechts davon
ist eine von Düster nachgebildete
Scheintür zu sehen,
die in der ägyptischen Mythologie
bei Grabstätten eine bedeutende
Rolle spielt.
Bei der oberhalb abgebildeten
Kreiskonstruktion handelt
es sich um eine jahrhundertealte
geometrische Steinmetzberechnung,
die laut Düster
„die Teilung des Kreises in die
vier Himmelsrichtungen mit
dem Saturnquadrat, dem 4
mal 4 und dem Templerkreuz
mit den acht Spitzen“ zeigt.
Auf die Frage, warum er
dem normalen Betrachter der
Ornamente so schwierige,
teilweise unverständliche
Themen zumutet, antwortet
Peter Düster in der Wortwahl
der alten Steinmetzbruderschaften,
deren Wissen er wieder
aufleben lassen will: „Die
sich wundern, sollen sich
wundern. Wer es erkennt, der
wird wissen.“
Nicht ganz so schwierig ist
die Deutung einer grafischen
Darstellung im Giebel desselben
Hauses, die man von der
Straße aus nur schwer erkennen
kann. (Bild 4) Dargestellt
ist das Auge Gottes mit der
Strahlkraft der Sonne. Darunter
sind das Y als Zeichen
des christlichen Symbols Ychthus
(Fisch) und andere Symbole
wie Feuer und Wasser
und das Griechische Kreuz zu
erkennen.
Leichter aufzunehmen sind
andere Besonderheiten, auf
Bild 2: Auch am Wohn- und Geschäftshaus
an der Hauptstraße gibt es Kunstnester.
Bild 3: Ornamente im Mauerwerk zieren das
Haus an der Kempstraße 4.
Das Auge Gottes mit
der Strahlkraft der Sonne