4 Porta extra
Grünkohl trifft auf Heimatkunde
Eisbergens Ortsheimatpfleger führt durch die lokale Geschichte
Werner Hoppe
Eisbergen. Die Wintermonate
sind die Saison für Grünkohl
mit deftigen Beilagen wie
Kohlwurst, Kasseler und
Schweinebauch. Vielerorts gehört
das frugale Mahl auch
zum geselligen Teil im Gefolge
einer Appetit anregenden
Wanderung. Eine vergleichbare
Tradition wird im Porta
Westfalica unter dem
„Arbeitstitel“ Grünkohlwanderung
gelebt. Auch die Mühlengruppe
Eisbergen hat ein
solches Geschmackserlebnis
im Jahresprogramm.
Über viele Jahre wurde es
vom ehemaligen Sprecher der
Mühlengruppe, Hans-Dieter
Bonorden, als interne Veranstaltung
organisiert. Nachdem
der Heimatfreund und
bekennende Eisberger kurz
vor Weihnachten 2019 verstorben
ist, hat die Mühlengruppe
die Grünkohlwanderung
in Eigenverantwortung
übernommen. Denn über die
vielen Jahre hat sie sich zum
Traditionsevent entwickelt,
das jedes Mal zahlreiche Mitwanderer
auf die Beine bringt.
Ein Hauptbeweggrund dafür
ist die besondere Beilage zum
Grünkohl in Form einer lokalgeschichtlichen
Begleitung
durch Eisbergens Ortsheimatpfleger
Reinhard Busch.
Die Hinweise des Lokalhistorikers
auf die örtliche Geschichte
des Weserdorfes, topographische
Besonderheiten,
Entwicklungsschritte des
Ortes, gewürzt mit mancherlei
Anekdoten, ist fester Bestandteil
Für Eisbergens Ortsheimatpfleger Reinhard Busch (vorn rechts) wird es nach all den Jahren allmählich schwierig,
„Neuland“ für die Grünkohlwanderung im Januar zu finden. Fotos: Werner Hoppe
der Wanderung im
Januar. „Und das wollten wir
gerne so erhalten und weiterführen,
was nach dem Tod
von Hans Bonorden umso
mehr gilt“, erklärt Werner Röckemann
als Sprecher der
Mühlengruppe Eisbergen. Er
bringt noch eine spezielle Note
und einen persönlichen Bezug
mit ein: Inzwischen ist
Röckemanns Mühle der Start-,
Bezugs- und Zielpunkt der
Wanderung. Zu Zeiten Bonordens
war die in der Nähe
seines Ateliers gelegene Weserbrücke
der Ort für das finale
Grünkohlessen.
Die Mühle wiederum –-ursprünglich
alter Röckemannscher
Familienbesitz – ist
nach der Versetzung des Gebäudes
von der Weserstraße
zum Ahmserort zentraler Bezugspunkt
für die Veranstaltungen
der Mühlengruppe
geworden und fungiert als
Landmarke im Erscheinungsbild
Eisbergens. Darüber hinaus
bietet das daneben gelegene
Mühlenhaus Platz, um
zum Beispiel im Januar die
Grünkohlwanderer komfortabel
an den Tischen zu beherbergen.
Rund 40 reguläre Mitwanderer
waren es dieses Mal, die
sich bei der Tour den Appetit
anregen ließen. Dazu warteten
zehn zusätzliche „Nur-Esser“
im Mühlenhaus, die die
Tour nicht mitgehen mochten
oder aufgrund gesundheitlicher
Einschränkungen
nicht mitlaufen konnten. Dabei
geht‘s um eine etwa einstündige
Wanderung auf gut
begehbaren Wegen.
Dieses Mal hatte der Ortsheimatpfleger
sich das benachbarte
Umfeld im nördlichen
Grenzbereich Eisbergens
vorgenommen. Grund: Die
meisten interessanten Orte
haben viele der Grünkohlwanderer
beziehungsweise
Schnatgänger „in der Vergangenheit
schon irgendwann
mal gesehen.“ Von der Mühle
führte der Ortsheimatpfleger
zusammen mit dem Mühlengruppen
Sprecher Werner Röckemann
die Spaziergänger
nach etwa 300 Metern durch
die Autobahn-Unterführung
auf die Nordseite der A2 und
durch den Ahmserort an der
Grenze von Lohfeld entlang.
Dann durch einen Hohlweg
nach Westen und zwischen
den vereinzelten Häusern im
Lohfelder Osten zur östlichen
Lohfelder Straße und wieder
unter der Autobahn hindurch.
Über einen Feldweg
ging es bei schneidendem
Wind zurück zum Mühlenhaus.
Nach etwa einer Stunde war
der Weg geschafft, und obwohl
die Tour nicht wirklich
lang oder beschwerlich war,
stellte er doch für einige Mitwanderer
Neuland und eine
gewisse sportliche Herausforderung
dar.
Die Mühle als zentraler
Bezugspunkt in Eisbergen
Mehr als 40 Teilnehmer: Die Grünkohlwanderung im Januar ist
von einer internen zu einer echten Publikumsveranstaltung der
Mühlengruppe Eisbergen geworden. Fotos: Werner Hoppe