20 Porta extra
Steinerner Zeuge der Ortsgeschichte
Das Torhaus – Wissenswertes zum ältesten Gebäude in Hausberge
Hans-Martin Polte
Hausberge. Vielleicht ist es
für manche eine Überraschung:
Das älteste noch erhaltene
Gebäude in Hausberge
ist das Torhaus auf dem
Gelände der ehemaligen
Schalksburg; das Haus mit der
markanten Treppe, auch
Hochzeitstreppe genannt.
Es wurde im Jahre 1514 mit
Porta-Sandstein-Quadern erbaut
und ist damit um einiges
älter als beispielsweise der
Turm der evangelischen Kirche
(1599) und das ursprünglich
eingeschossige Fachwerkhaus
„Alt Hausberge“ (1550).
Nachgewiesen wurde das Alter
des Torhauses von Historikern
und Archäologen, die die
Formen der Türbogen (wie
zum Beispiel der Eingang zur
ehemaligen Burgschänke) und
die besonderen Fensterumgrenzungen
in das 16. Jahrhundert
verweisen. Das genaue
Alter konnte durch den
Fund eines Steines an einer
Außenwand des Torhauses
mit lateinischer Bauinschrift
und der Jahreszahl
MCCCCCXIIII (1514) bestimmt
werden.
In dieser Zeit, also im 16.
Jahrhundert, wurde die
Schalksburg zu einem Schloss
im Renaissancestil ausgebaut,
wie wir es auf dem bekannten
Merian-Kupferstich
aus dem Jahre 1647 kennen.
Von diesem prächtigen
Schloss, das im ersten und
zweiten Jahrzehnt des 18.
Jahrhunderts wegen Baufälligkeit
und wegen der hohen
Unterhaltungskosten auf
Veranlassung des brandenburg
preußischen Staates abgebrochen
wurde, blieb nur
das Torhaus übrig.
Interessanterweise wurde
genau in dieser Zeit (1708) das
neben dem Torhaus stehende
„Drostenhaus“ errichtet, so
dass die Mindener Historikerin
Marianne Nordsiek vermutet,
dass auch dieses Haus
„im Kern eine ältere Bausubstanz
hat“. Sie ist deshalb der
Auffassung, dass „beide heute
noch stehenden Gebäude eindeutig
als Baubestandteile der
Burg Hausberge anzusprechen
sind“.
Das „Torhaus“ ist das älteste Gebäude in Hausberge. Es wurde laut einer Bauinschrift, die in einen
Stein gemeißelt ist, im Jahre 1514 erbaut und ist das einzige Gebäude, das von dem früheren Schloss erhalten
geblieben ist. Fotos: Hans-Martin Polte
Das Torhaus wird so genannt,
weil neben dem Gebäude
das Eingangstor stand,
das durch eine Zugbrücke gesichert
war. Über diese Zugbrücke
gelangte man in Richtung
Süden entlang der heutigen
Schalksburgstraße zu
Häusern und Burgmannshöfen,
deren Bewohner alle etwas
mit dem Schloss zu tun
hatten. Bis 1967 stand in der
Schalksburgstraße noch ein
imposantes Zeugnis aus dieser
Zeit, die ehemalige Wittekind
Apotheke. Das Haus, an
dem ein Türbogen mit der
Aufschrift „Anno Domini
1521“ zu sehen war, gehörte
damals als Kornhaus zum
wirtschaftlichen Umfeld des
Schlosses.
Im Jahre 1990 kaufte der
heimische Unternehmer
Heinrich Rodenberg die beiden
historischen Gebäude
und restaurierte sie unter
Mitwirkung der Denkmalschutzbehörde
und des Landeskonservators.
Seit 1993
wurden die neu entstandenen
Räumlichkeiten in verschiedener
Weise genutzt.
Neben Wohnungen war
über beide Häuser verteilt die
früher sehr beliebte Burgschänke
mit kleinem Saal und
Wintergarten untergebracht,
während man sich bis zum
Jahre 2005 im ersten Obergeschoss
des Torhauses im Standesamt
das Ja-Wort geben
konnte. Danach wurden die
Räume in Büros umgewandelt.
Die historischen Gebäude
auf dem Gelände der ehemaligen
Schalksburg werden in
diesem Jahr 2020 mehrfach
im Blick der Öffentlichkeit
stehen, da die erste urkundliche
Erwähnung der Schalksburg
vor genau 1.000 Jahren
mit einem besonderen Festtag
nach den Sommerferien
gewürdigt werden soll. Bis zu
diesem Ereignis will die
Eigentümerfamilie Rodenberg
den erwähnten historischen
Stein mit der Bauinschrift
und dem Gründungsdatum
1514 wieder am Torhaus anbringen
lassen.
„Im Jahre 1514 hat der eingesetzte
Administrator Franz von Braunschweig aus
Minden dieses Bauwerk in Auftrag gegeben.“
Der ehemals lateinische Text wurde von der Mindener Historikerin
Marianne Nordsiek entziffert und von dem ehemaligen
Lateinlehrer Friedhelm Sundergeld unter Veränderung der Wortstellung
übersetzt.