6 Porta extra
1974: Ein Jahr nach der Fusion des TuS Nammen mit dem SV Porta Neesen zum TuS Porta Westfalica feierte man am „Nammer
Wald“ unter großer Beteiligung das erste gemeinsame Sportfest. Repros: Kurt Römming
Seit 100 Jahren Ballsport in Nammen
Fußballer machen Verein mit Aufstieg in die Kreisliga A ein Jubiläumsgeschenk.
Kurt Römming
Nammen. Als Corona im März
die laufende Serie beendete,
war der TuS Porta seit Wochen
Tabellenführer und galt
als Aufstiegsaspirant in der
Südgruppe der Mindener
Fußball-Kreisliga B. Der TuS
unter Trainer Michael Fromme
– der Nammer trainiert
die Mannschaft bereits im
zehnten Jahr – ist nach dem
Regelwerk damit Meister und
Aufsteiger in die Kreisliga A.
Unbeabsichtigt setzten die
Fußballer der Aufstiegsfreude
die Krone auf. Denn das Stöbern
in den Annalen macht es
offenbar: Zusammen mit dem
einhundertsten Jahr, seitdem
in Nammen Ballsport betrieben
wird, fällt der lang angestrebte
Wiederaufstieg. 1920
und somit vor genau einhundert
Jahren gab sich der 1892
als TV Jahn zu Nammen gegründete
Verein den Namen
Männerturnverein Nammen
(MTV). Damit drückte man
nicht zuletzt die Distanz zu
dem völkisch-nationalen Gedankengut
von Turnvater
Ludwig Jahn aus. Ab diesem
Zeitpunkt begann man im
Dorf neben der Pflege des Geräteturnens
Feldhandball und
Faustball zu spielen.
„Der Turnverein ,Jahn‘ in
Nammen hat den Zweck, Gelegenheit
und Anleitung zu
geregelten Turnübungen zu
geben. Sie sollen ihrerseits
Mittel zur körperlichen und
sittlichen Kräftigung sein. Zusätzlich
will der Verein die
geistige Ausbildung der Mitglieder
fördern. Alle politischen
Parteibestrebungen
sind ausgeschlossen. Der
Turnverein ist Mitglied der
Deutschen Turnerschaft. Der
Verein besteht aus Turnern,
Turnfreunden, Zöglingen und
Ehrenmitgliedern. Aufnahmefähig
als Turner ist, wer das 17.
Lebensjahr, als Zögling, wer
das 14. Lebensjahr vollendet
hat und unbescholten ist.“ So
hatten es die Gründer des hiesigen
Vereinssportes im Sommer
1892 in ihrer ersten Satzung
formuliert. 1914 gehörten
dem Vorstand nach der
im Knapp-Verlag in Minden
gedruckten Satzung Heinrich
Faber, Nr. 136, als Vorsitzender,
Hermann Möller, Nr. 48,
als Turnwart, Wilhelm Rinne,
Nr. 81, als Schriftwart, Wilhelm
Stahlhut, Nr. 39, als Kassenwart
und Wilhelm Hartmann,
Nr. 79, als Gerätewart
an.
Zwischen den Weltkriegen
feierten die Nammer sowohl
im Feldhandball als auch im
Faustball in den damaligen
Westfalen-Gau-Ligen schöne
Erfolge. Jahrelang duellierten
sich die Handballer mit Eiche
Dankersen, dem späteren TSV
Grün-Weiß Dankersen, heute
GWD Minden.
Beide Ballsportarten wurden
mit der im Oktober 1945
erfolgten Neugründung und
der Namensänderung in TuS
Nammen durch den Fußball
abgelöst. Eine Ausnahme bildete
eine gemeldete Frauen-
Handballmannschaft. Fußball
war nach 1918 bis in die anfänglichen
1940er-Jahre aber
bereits im konkurrierenden
und später aufgelösten ATV
Nammen Fußball gespielt
worden.
Die Feldhandballer des MTV spielten auf dem Bergsportplatz
„Lehmkuhle“ vor dem Zweiten Weltkrieg u. a. mit Eiche Dankersen
(heute GWD) und SuS Veltheim in einer Liga.
1911 vor dem Dorfkrug: Die TV Jahn-Turner versammeln sich anlässlich
ihres Turnerfestes zum Rundmarsch durch das Dorf, vorn
links Karl Bandt, der Vater des Nammer Altbürgermeisters.