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Schöne Urlaubsgrüße
... vielleicht mit einer Ansichtskarte. Die extra-Kolumne.
Von Irmingard Rachfall
„Ich habe heute nur eine
Karte für Sie“, rief mir unser
Postbote zu, als ich im Vorgarten
hantierte. Bei aller
Faszination für die schnellen
Nachrichten übers Internet,
reicht meine Vorliebe für
Kartengrüße lange zurück.
Im Krieg erreichte mich
der Gruß einer Freundin aus
ihrem Urlaub. Am Poststempel
sah ich, dass die Karte
schon länger unterwegs gewesen
sein musste. Damals war
der Postverkehr mit erheblichen
Schwierigkeiten verbunden.
Das Foto auf der Karte, natürlich
schwarz-weiß, zeigte
eine kleine Pension. Mit
einem Pfeil auf die Glasveranda
teilte mir die Freundin
mit: „Hier frühstücken wir
immer.“ Im Hintergrund waren
die Berge des Riesengebirges
mit der Schneekoppe zu
sehen. „Richtig gut ist hier das
Essen“, las ich, „es gibt oft Klöße
mit Fleisch und Soße, so
viel man möchte!“
Die Karte hob ich lange auf,
am liebsten wollte ich dort
auch einmal hin, aber mit
dem weiteren Kriegsverlauf
war das nicht mehr möglich.
Die Geschichte ging mir
durch den Kopf, als ich die
Grüße von Freunden aus
Paris an die Pinnwand in der
Küche steckte, wo schon viele
Ansichtskarten hängen. So
zum Beispiel ein Gruß aus
St. Petersburg von einer Enkeltochter,
die ihre Hochzeitsreise
dort verbrachte. Oder
das Geburtshaus des Dichters
Theodor Storm in Husum. Imposant
auch das Foto des
backsteingotischen Doms von
Brandenburg. Weiter gab es
eine Gewitterstimmung in
der Lüneburger Heide oder
vom Italienurlaub einer
Freundin, die Ansichten der
berühmten Via Appia bei
Rom und das Gemälde
eines holländischen
Meisters mit
Blumenstillleben aus
den Uffizien in Florenz.
Wenn ich in der
Küche beschäftigt
bin, fällt mein Blick
öfter auf die Pinnwand.
Im letzten heißen
Sommer hatte es
mir besonders das
Foto vom Badeleben
auf Sylt angetan. In
den Texten spürt
man trotz der Kürze
das Bemühen, den
Adressaten an der
Urlaubsstimmung
teilhaben zu lassen.
Manchmal, wenn mir Besuch
in der Küche zur Hand
geht, wird auch die „Kartengalerie“
in Augenschein genommen
und es kommen Äußerungen
wie: „Wir wollten immer
schon mal Italien auf
Goethes Spuren bereisen, vielleicht
wird es ja noch mal
was.“ Oder: „ St. Petersburg ist
wirklich eine Reise wert, der
Glanz des ehemaligen Zarenreiches
ist auf Schritt
und Tritt spürbar. Man
hat ja die Stadt nach
dem Krieg in alter
Pracht wieder aufgebaut.
Es gibt dort außer
viel Kultur schöne Restaurants,
Tanzbars und
Konzertsäle. Wenn wir
das nächste Mal hier
sind, hast Du sicher
neue Kartenexemplare
angepinnt“, meinten die
Freunde, als wir ins Esszimmer
hinüber gingen.
Kartengrüße können
auch so etwas wie Kulturträger
im Kleinen
sein, ging es mir neulich
durch den Kopf. Sie wecken
den Wunsch, Neues
kennenzulernen. Es scheint
momentan so, als würde das
Schreiben von Ansichtskarten
wieder in Mode kommen –
eine gute Ergänzung zu den
modernen Medien.
Am Urlaub teilhaben lassen:
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