4 Petershagen extra
Ein Volksfest wie in den 1950er-Jahren
Kulturgilde feierte das Erntefest unter dem Motto „Heimsen dreht die Zeit zurück“
Von Ulrich Westermann
Heimsen. Das erste Erntefest
des Jahres in der Stadt Petershagen
wurde in Heimsen gefeiert.
Zum fröhlichen und besinnlichen
Programm, zu dem
auch eine Andacht gehörte,
hatte die Kulturgilde eingeladen.
Veranstaltungsort im Fischerhagen
war die Hofstätte
der Familie Stege.
Die Darbietungen standen
unter dem Motto „Heimsen
dreht die Zeit zurück - Erntefest
wie in den 50er Jahren“.
Passend dazu rollte ein Festzug
mit Oldtimertreckern,
Leiterwagen, Maschinen von
Anno dazumal und weiteren
Fahrzeugen über die Heimser
Straßen.
Zur Hoffeier hatten sich
zahlreiche Besucher aus dem
Weserdorf und der Nachbarschaft
eingefunden. Ein Hingucker
war die prächtige Erntekrone.
Petershagens stellvertretender
Bürgermeister
Friedrich Lange erinnerte an
frühere Jahre, als schwere körperliche
Arbeit die Erntezeit
bestimmte und es kein Überangebot
an Lebensmitteln
gab. Damals hätten sich die
Familien auf dem Land mit
Obst und Gemüse aus dem
eigenen Garten versorgt. „Viel
wurde von dem erarbeitet,
was auf den Tisch kam. Dadurch
hatten Lebensmittel
einen anderen Wert und wurden
nicht so leichtfertig weggeworfen,
wie wir das heute
oft erleben. Wenn es Reste
gab, wurden Tiere damit gefüttert“,
wusste Lange.
Das Bild in den Dörfern habe
sich grundlegend geändert.
Davon betroffen sei auch die
Vereinsarbeit, die einen wichtigen
Bauteil der sozialen
Struktur und des Zusammenlebens
darstelle. „Ich kann nur
appellieren, das Erntefest zu
bewahren und der nachfolgenden
Generation zu zeigen,
dass unsere Dörfern noch lebenswert
sind“, bekräftigte
Friedrich Lange.
Der Heimser Ortsbürgermeister
Olaf Sprick dankte
Gastgebern und Mitwirkenden.
Zudem ging er auf den
Ernteablauf der vergangenen
Wochen ein: „Das Korn war
Ein Augenschmaus mit viel Tradition: Der Festumzug wurde von einem Oldtimertrecker und einem Leiterwagen
mit der Erntekrone angeführt. Fotos: Ulrich Westermann
bereits Ende Juli abgeerntet,
sonst immer zwei bis drei Wochen
später, Mitte August. Die
Getreideernte lag bis auf den
Roggen leicht über dem
Durchschnitt. Beim Gras
konnte ein Mehrertrag von 20
Prozent gegenüber dem Vorjahr
erzielt werden. Einbußen
gab es beim Mais, der nur auf
feuchten Böden gute Erträge
bringt, auf den leichten Böden
ist ein Großteil vertrocknet“.
In seinem Rückblick erinnerte
Sprick an die 1950er Jahre,
als beim Dengeln der Sensen
laute Klopfgeräusche im
Dorf zu hören waren. Weitere
Themen seiner Nachlese waren
die Nachbarschaftshilfe
bei der Getreidemahd, das
Aufstellen der Hocken, der
Abtransport des getrockneten
Getreides mit Leiterwagen sowie
der Einsatz der Dreschflegel
und der Dreschmaschine.
Das Korn sei je nach Bedarf in
Säcken zur Mühle gebracht
und dort in das Mahlwerk gekippt
worden.
Die Mühlen hätten in
Heimsen schon immer eine
große Rolle gespielt, führte
Sprick weiter aus. Dabei nannte
er die Windmühle im Bössel
und die Wassermühle bei
Mailand, die das Kloster Loccum
im Jahr 1511 errichtet habe.
„Wenn das Wasser nicht
ausreichte, nutzten die
Heimser die Dampfmühle in
Schlüsselburg. Von 1628 bis
1954 stand eine Weserfähre
zur Verfügung. Von 1648 bis
1760 gab es sogar eine Schiffmühle.
die allerdings häufig
vom Eisgang beschädigt wurde“,
wusste der Ortsbürgermeister.
Erntebauer Burkhard Stege
stellte die Geschichte der Hofstätte
vor: „Vor 30 Jahren hatten
wir hier neben dem
Ackerbau und Weideland
auch noch Milchkühe, Rinder
und Bullenmast sowie
Schweinezucht und -mast.
Anfang 1994 sind Milchvieh
und Bullenmast aufgegeben
worden, bis ins Jahr 2000
wurden noch Schweine gehalten.
Danach habe ich mich
noch in meiner Freizeit bis
2016 mit dem Ackerbau beschäftigt.
Jetzt sind alle Flächen
verpachtet“.
Dank richtete Stege an die
zahlreichen Helferinnen und
Helfer beim Binden der Erntekrone.
Hafer, Triticale und
Weizen für das prächtige
Die Mühlen hatten schon
immer eine große Bedeutung