Petershagen extra 3
Fahnenträger und Vorstandsmitglieder der Seemannsvereine zogen in die Windheimer Kirche ein.
Im Gedenken an schwere Zeiten
Seemannsgottesdienst in der Windheimer Kirche lebt eine alte Tradition
Von Ulrich Westermann
Windheim. In früheren Jahren
fuhren die Heringsfänger von
der Mittelweser im Monat
Mai mit den Loggern in die
Fanggründe hinaus. Bevor die
Männer ihren schweren und
gefährlichen Beruf auf der
Nordsee ausübten, feierten sie
mit ihren Familien einen Gottesdienst,
in dem sie um Gottes
Segen und Hilfe baten.
Daran erinnerte eine festliche
Veranstaltung in der Windheimer
Kirche.
Dort richteten die evangelische
Kirchengemeinde und
der Seemannsverein Windheim/
Weser einen Seemannsgottesdienst
aus. Neben Mitgliedern
des gastgebenden
Vereins hatten sich Abordnungen
aus Wasserstraße,
Seelenfeld, Ilse, Rosenhagen,
Niedernwöhren und Umgebung
eingefunden. Dazu kamen
Angehörige der Schiffervereinigung
„Hol fast“ Minden
und der Marine-Kameradschaft
Minden. Eingefunden
hatten sich auch Freunde
des Seemannsvereins Windheim.
Die musikalische Gestaltung
übernahmen der
Posaunenchor Windheim-
Neuenknick und der Shanty-
Chor Lahde, geleitet von
Bernd Niemann beziehungsweise
Karl-Dieter Block. Ebenfalls
beteiligt waren Gemeindepfarrerin
Mirjam Philipps
(Liturgie) und Schifferdiakon
i. R. Herbert Wiesner (Predigt).
Die Tradition dieses Gottesdienstes
ist vor über 25 Jahren
von den Seemannsvereinen
der Mittelweser und des
Schaumburger Landes mit
den Kirchengemeinden abwechselnd
in Windheim und
Meerbeck neu belebt worden.
Pfarrerin Philipps dankte
den Mitwirkenden und trug
im Wechsel mit der Gemeinde
Psalm 23 aus der englischen
Seemannsmission vor
(„Der Herr ist mein Lotse“).
Schifferdiakon i. R. Herbert
Wiesner wies in seiner Predigt
auf das Klischee „Eine Seefahrt,
die ist lustig, eine Seefahrt,
die ist schön“ hin. Die
Wirklichkeit sehe anders aus.
„Seeleute sind monatelang
unterwegs. Einsamkeit und
Abkehr vom sozialen Leben
sind sehr belastend“, sagte
Wiesner. Zudem ging er auf
eine Hafenrundfahrt in Bremerhaven
ein: „Es war so, als
würden wir eine andere Welt
mit riesigen Kränen, Lkw und
schwebenden Lasten betreten.
Menschen haben wir kaum
gesehen. Am Ende des Containerterminals
fiel uns ein großes
Willkommensschild auf“.
Schließlich hätten sie Seeleute
aus zahlreichen Ländern
Religionen angetroffen. Diese
Menschen müssten für lange
Zeit auf ihren Sprach- und
Kulturraum verzichten. Aufgabe
der Schiffsmisson sei es,
alle wie Brüder und Schwestern
zu behandeln“, bekräftigte
der Schifferdiakon i. R.
Die Predigt hielt Schifferdiakon
i. R. Herbert Wiesner.
Fotos: Ulrich Westermann