24 Petershagen extra
Kulturgemeinschaft und Ortsheimatpflege richteten in Quetzen einen Schnatgang aus. Der Weg führte über sieben Kilometer. Foto: Westermann
Dem widrigen Wetter getrotzt
51 Personen machten sich auf den Weg durch Quetzen. Ein Streifzug mit vielen Facetten.
Von Ulrich Westermann
Quetzen. Ungünstige Witterung
begleitete den Schnatgang,
den die Quetzer Kulturgemeinschaft
gemeinsam mit
der Ortsheimatpflege ausrichtete.
Auch Schnee-, Regen-und
Hagelschauer konnten das Interesse
der Einheimischen
nicht beeinflussen, denn 51
Personen bis zum 83. Lebensjahr
machten sich auf den
Weg.
Los ging es auf dem Dorfplatz.
Dort standen Erntewagen,
Trecker und Bulli bereit,
um die Schnatgänger in die
südöstliche Ortslage (Möllskamp)
zu bringen. Dann wurden
die Wanderschuhe geschnürt.
Kurzvorträge hielt
Ortsheimatpfleger Manfred
Wessling. Auf weitere Einzelheiten
aus der Ortsgeschichte
und dem Dorfleben gingen
Wilfried Ernsting, Heiko Köhn
und Christian Ernsting ein.
Eine Station war der Riesen-
Findling an der ehemaligen
Ziegelei Töpker. Manfred
Wessling wies darauf hin, dass
der steinerne Zeuge der Vergangenheit
im Jahr 1982 freigelegt,
allerdings nicht geborgen
worden sei. „Der Mammutstein
liegt auf einem Privatgelände.
Zu erkennen sind
einige Bohrlöcher. Denkbar
ist, dass in früheren Jahren
eine Sprengung versucht wurde,
um die Bruchstücke als
Baumaterial zu verwenden“,
so der Ortsheimatpfleger.
Eine weitere Etappe des
Schnatgangs führte an den
Rand des Schaumburger Waldes.
Dort ist ein Sperrgrundstück
angelegt worden. Wilfried
Ernsting erinnerte daran,
dass vor 27 Jahren in Petershagen,
Rehburg-Loccum,
Wiedensahl und Umgebung
die Bürgerinitiative (BI)
„Stoppt den Giftmüll“
ins Leben
gerufen worden
ist. Anlass für die
Gründung war
die Suche der Bezirksregierung
nach einem
Standort für eine
Sonderabfalldeponie. In die
engere Auswahl sollten zwei
Flächen in der Stadt Petershagen
kommen. Als diese Pläne
bekannt wurden, startete die
Bürgerinitiative mit ihren Aktivitäten.
Dazu gehörte es, in
Quetzen in Zusammenarbeit
mit einem Privateigentümer
und dem Pfarrbezirk Bierde
der evangelischen Kirchengemeinde
Lahde ein 1,6 Hektar
großes Sperrgrundstück anzulegen.
Im September 2004 ist dort
von der Bürgerinitiative ein
Mahnmal eingeweiht worden.
Dabei handelt es sich um
einen kippenden Kegel, der
als Symbol für die Situation
in der Natur von Figuren gestützt
wird. Auch ein Granitblock
erhielt seinen Platz. Die
Inschrift lautet: „Zur Erinnerung
an den Bürgerprotest
1992/93, der diese Region vor
einer Giftmülldeponie bewahrte“.
In einem weiteren Thema
ging es um Kötter, deren Höfe
am Dorfrand angesiedelt oder
von alten Hofstätten abgeteilt
waren. Manfred Wessling berichtete,
dass der Ertrag der
Kötter oftmals nicht ausgereicht
habe, um den Lebensunterhalt
zu bestreiten. Um
ihre Situation und die ihrer
Familien zu verbessern, hätten
sie zusätzlich handwerkliche
Arbeiten ausgeübt oder
als Tagelöhner auf Bauernund
Herrenhöfen gearbeitet.
Im weiteren Verlauf des
Schnatgangs ging Wessling
auf die Bedeutung des Holzknechtes
als „verlängerter
Arm“ des Grafen von
Schaumburg-Lippe ein. „Der
Holzknecht musste eine Vertrauensperson
sein. Die nach
einem Antrag genehmigten
Bäume für Bau- und Brennholz
wurden von ihm zugewiesen.
Er musste den Wald
genau kennen. Um in früheren
Jahren ein Haus zu bauen,
waren zwölf ausgewachsene
Eichen, 150 bis 200 Jahre alt,
erforderlich“, sagte Wessling.
Zudem wies er darauf hin,
dass die Schaumburger Grafschaft
von Grenzwällen, den
„Landwehren“, umgeben ist.
In einigen Bereichen habe
man diese Befestigungen
unterbrochen, um so die Verbindung
zum „Ausland“ zu
ermöglichen. Die Öffnungen
seien zunächst von einem
„Baumschließer“ und später
mit Zollstationen gesichert
worden.
Einzelheiten wusste er auch
über die Gehle: „Dieses Fließgewässer
entspringt im Raum
Kirchhorsten und Alt-Seggebruch.
Die Gehle fließt durch
den Schaumburger Wald,
nimmt im weiteren Verlauf
die Ils auf und mündet im
Norden von Petershagen in
die Weser“. Zum Abschluss
fand ein Zusammensein im
Feuerwehrgerätehaus statt.
Ortsbürgermeister Marvin
Waidmann freute sich über
die gute Beteiligung.
Ein Bürgerprotest bewahrte die
Region vor der Giftmülldeponie.