Sie erzählen einander, wie sie mit wichtigen
Terminen umgehen und was sich
im Alltag geändert hat. „Ich mache mir
überall Notizen“, sagt eine und ein anderer
bekennt: „Früher bin ich oft bei Rot
über die Straße gegangen. Heute weiß
ich, warum, weil mein Gesichtsfeld eingeschränkt
ist.“ Immer wieder tauchen
Aspekte auf, die für die Betroffenen eine
Lebensbereicherung sind. „Ich traue
mich jetzt viel mehr“, sagt eine Teilnehmerin.
„Ich habe meine Flugangst
vergessen“, eine andere. Raphael Schönborn,
der regelmäßig dabei ist, fühlt sich
durch das Zuhören oft bereichert: „Menschen
mit Demenz sind die besten Lehrer,
wenn es um ein gelingendes Leben
mit der Krankheit gehen soll.“
Vor der Aufnahme in die Selbsthilfegruppe
findet mit jeder und jedem Interessierten
ein Abklärungsgespräch statt.
Drei Treffen mit der Gruppe gelten als
so genannte „Check-in-Phase“, eine Art
Eingewöhnungs- und Testphase. Sollte
sich herausstellen, dass Betroffene nicht
mehr von der Gruppe profitieren und
DEMENZ
auch nicht mehr freiwillig daran teilnehmen,
führen Unterstützer wie Raphael
Schönborn mit ihnen ein Gespräch und
beraten in Richtung anderer Angebote:.
„Das ist die Check-out-Phase.“
Denn bei allen positiven Aspekten,
eines ist klar: Am Check-out kommt
keine und keiner langfristig vorbei. Die
degenerativen Prozesse einer Demenzerkrankung
lassen sich nicht stoppen.
Medikamente zielen deshalb eher darauf
ab, das Sterben der Nervenzellen
zu verlangsamen. Die Promenz-Gruppe
versteht Vergesslichkeit als einen normalen
Prozess menschlicher Entwicklung.
Oder, wie es eine Betroffene sagt:
„Genauso wie im Alter die Kondition
schwächer wird, nehmen auch gewisse
andere Fähigkeiten etwas ab.“ Der Fokus
auf Leistungsfähigkeit, der unsere Gesellschaft
beherrscht, sei problematisch
für Menschen mit Demenz.
Mutig sein, gelassen bleiben – das
hat Beatrix Gulyn mit den Jahren gelernt.
„ Angst und Schrecken gehen weg,
aber die Krankheit bleibt. Das hat mir
Die Plattform zum Vergessen
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