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Friedensboxer Öffentlichkeit zeigen. Dass Muslime zu einer anderen Religion konvertieren, ist verboten, und auf Gotteslästerung steht die Todesstrafe. Shehu Ubale bleibt im Versteck Zwei Jahre traute sich Ubale kaum aus dem Haus. Er war fast 20, als er sein Versteck verließ. Noch immer war er als gefürchteter Kämpfer der Yandaba bekannt. Heute glaubt er, dass die Männer in der Moschee auch deshalb auf ihn zukamen. Die Moschee, ein paar Straßenzüge entfernt, bildet in Kano das Zentrum des Islamic Movement Nigeria, einer schiitischen Glaubensbewegung. Die Männer erklärten ihm ihre Sicht auf den Islam. Sie besuchten ihn zuhause, kamen immer öfter. „Am Anfang redeten sie über das Paradies, dann über Suren und Verse im Koran, von denen ich noch nie gehört hatte. Ihr Wissen hat mich 56 // MUT 03 beeindruckt.“ Er schloss sich ihnen an, pilgerte sogar in das knapp 200 Kilometer entfernte Zaria, dem Mekka nigerianischer Schiiten. „Ich spürte, ich bin auf dem richtigen Weg.“ Er hörte die Predigten von Ibrahim El-Zakzaky, Gründer der shiitischen Bewegung, der gegen den nigerianischen Staat wetterte, gegen die Sunniten – die Mehrheit der Muslime in Nigeria – und gegen Christen. Die Gruppe galt zunächst als friedlich. Doch als sich Mitte der neunziger Jahre das Gerücht verbreitete, ein christlicher Händler hätte sich mit dem Koran den Hintern abgewischt, enthauptete ihn eine Splittergruppe der Bewegung. Sie spießte seinen Kopf auf einen Stock und trug ihn durch die Stadt. Auch Zakzaky wurde vielen zu fanatisch. Zusammen mit anderen stieg Ubale aus. Viele von ihnen stolperten in die nächste religiöse Sekte, aus der sich eine der brutalsten Terrormilizen der Welt entwickelte: Boko Haram. Auch ein Kindheitsfreund von Ubale schloss sich den Extremisten an und versuchte ihn anzuwerben. Doch diesmal blieb Ubale stark. Er entlud seinen Frust beim Boxen, war ein Naturtalent. Mit 27 stand er das erste Mal im Ring, nur ein paar Monate später trat er bei den Landesmeisterschaften an. Doch dieser Erfolg reichte ihm nicht, er wollte etwas für sein Viertel tun. Am Ort seiner schlimmsten Taten gründete er schließlich die Boxschule. Gehirnwäsche von Gangs und Sekten Das Training lockt viele Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft an. Sie hocken im Schatten des einzigen Baumes auf dem Sportplatz, drängen sich bei den Kämpfen um den Boxring, kauen auf ihrem Siwak, einem Hölzchen, das als


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