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Dienstag, 3. Juli 2018 Der Kaiser Mindener Tageblatt 5 Attraktion mit Ausblick Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe erwartet, dass künftig rund 150 000 Besucher pro Jahr kommen. Und weil nicht immer Personal vor Ort ist, wird eine Videoüberwachung eingerichtet. Porta Westfalica (lwl/mt). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Eigentümer hatte 2015 beschlossen, gleichzeitig mit der notwendigen Sanierung das Denkmal durch ein Restaurant und ein Besucherzentrum aufzuwerten. Doch wie sollte dieses aussehen? Nach einem Wettbewerb fiel die Entscheidung für den Entwurf des Münsteraner Architekten Peter Bastian. Das Kaiser Wilhelm-Denkmal ist Bestandteil der „Straße der Monumente“ (zu dieser gehören sieben Denkmäler in Deutschland, darunter das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig). Ab dem 8. Juli 2018 warten an der Porta Westfalica nun das neue Restaurant in der Ringterrasse („Wilhelm 1896“) und das „LWL-Besucherzentrum auf geschätzt über 150 000 Besucher pro Jahr. LWL-Direktor Matthias Löb: „Die Besucherinnen und Besucher können hier eine Geschichte erfahren, die weit über ein wuchtiges Kaiser Denkmal hinausreicht, und wir wollen diese Geschichte erzählen.“ Dazu gehöre die Einordnung der historischen Ereignisse aus heutiger Sicht ebenso wie die Topografie der Region. Das Interesse der Bevölkerung an den Sanierungsarbeiten war riesig. Mit großem Interesse verfolgen die Wochenendbesucher, wie sich die Baustelle nach und nach weiterentwickelte. Zum Stadtgespräch des Mindener Tageblatts im Sommer 2017 kamen Hunderte, um vertiefte Einblicke in die Baustelle zu bekommen und sich aus erster Hand informieren zu lassen. Unter anderem fungierte Matthias Gundler, Prokurist und Bauleiter der LWLTochtergesellschaft WLV (Westfälisch Lippische Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH) als höchst fachkundiger und amüsanter Fremdenführer. Er berichtete unter anderem, wie seit dem Start der Wiederherstellung die rund 25 000 Kubikmeter große Baugrube mit 270 Kleinbohrpfählen für die Standsicherheit des Gebäudes bestückt worden war. „Dabei war das ganze Fachwissen der Firmen gefragt. Nicht die Stollen, sondern kleine Klüften und Spalten machten uns phasenweise die Arbeit zur Wiederherstellung der Ringmauer schwer“, wird er beim LWL zitiert. Die Probleme waren keineswegs neu. Als die Ringterrassen beim Bau des Denkmals Ende des 19. Jahrhunderts aufgeschüttet wurden, traten bereits kurz nach der Eröffnung 1896 Probleme an der Ringmauer auf. Das führte auch bei der Sprengung des Einganges zum sogenannten Denkmalstollen 1946 durch die Briten zu einem Bruch der Böschung. Gundler: „Noch 120 Jahre später kam es durch den damaligen Pfusch am Bau dazu, dass wir jetzt große Mengen von Zementmaterial mit den Bohrungen in den Berg stecken mussten. Nun ist dort – bis zu 30 Meter tief gegründet – der wiederhergestellte Ringsockel aus Obernkirchener Sandstein zu sehen.“ Insgesamt wurden für diese Pfahlgründung über 3800 Tonnen Zement verarbeitet. Der LWL betreibt unter anderem 18 Museen und zwei Besucherzentren und kümmert sich um Aufgaben, die meistens westfalenweit wahrgenommen werden. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 116 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet, so der LWL auf seiner Homepage. ■ www.lwl.org Beim MT-Stadtgespräch im Juli 2017 kamen viele Besucher und informierten sich über die Baustelle. MT-Foto: Alex Lehn / Archiv Das Programm ■ Am Sonntag, 8. Juli, wird der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) das Kaiser- Wilhelm-Denkmal wiedereröffnen. Nach einem Festakt mit geladenen Gästen wird das Denkmal an diesem Sonntag im Juli mit einem großen Bürgerfest ab 13.30 Uhr gefeiert. ■ Da der Zugang am Eröffnungstag begrenzt ist, wurden Bustickets verlost (siehe Seite 4). ■ Neben der Besichtigung des neuen Besucherzentrums im Ringsockel des Denkmals bietet der LWL am 8. Juli zusammen mit dem Betreiber des neuen Restaurants „Wilhelm 1896“ ein umfangreiches Rahmenprogramm. Neben Speisen und Getränken gibt es Informationen rund um das Denkmal und die Region, und ein Kinderprogramm wird sich um „den Kaiser“ drehen. ■ Geladene Gäste kommen bereits ab 10.30 Uhr, dann gibt es für sie Besichtigungsmöglichkeiten. Um 12 beginnen die offiziellen Feierlichkeiten; für Musik sorgen „Christian Kappe + Band“. Matthias Löb, LWL-Direktor, wird die Begrüßung übernehmen. Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, und Bernd Hedtmann, Bürgermeister Porta Westfalica, sprechen Grußworte. Um 12.55 Uhr sollen die drei Herren dann das symbolische Band durchschneiden, es folgen Führungen. ■ Ab 13.30 Uhr starten Rahmenprogramm und Bürgerfest. Historische Ereignisse aus heutiger Sicht einordnen. Die dunkle Seite LWL-Direktor Matthias Löb zur Wiedereröffnung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals Minden (lwl). Fünf zentrale Fragen und Antworten zur Wiedereröffnung des Denkmals im Interview vonMatthias Löb, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). (Veröffentlicht vom LWL auf seiner Homepage). Wer braucht heute noch ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal? Kein Mensch. Aber es geht ja auch nicht darum, dem Kaiser zu alter Herrlichkeit zu verhelfen. Das wollte ja sein Enkel Wilhelm II. Wir wollen zwei Dinge: erstens das Denkmal einordnen – wo ist sein Platz in der Geschichte? Und zweitens Touristen in die Region ziehen. Wie ordnet man denn so ein Denkmal ein? Mit einem Besucherzentrum. Da erzählen wir die ganze Geschichte: von den Römern in Germanien über Preußens Pathos bis zum Elend der Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkrieges in den Stollen direkt unter dem Monument. Dazu kommt die Naturgeschichte und die Geschichte der Orte rund um die Porta Westfalica, alles auf 270 Quadratmetern. Kaum einer, der den Kaiser Wilhelm von der Autobahn oder aus dem Zug sieht, kennt die dunkle Seite des Denkmals. Das ändern wir, garantiert: die Nazizeit und die KZ-Außenlager, also die Zwangsarbeiter, die die Stollen in den Jakobsberg getrieben haben, die Rüstungsproduktion, die unmenschlichen Bedingungen, unter denen die Gefangenen untergebracht waren und arbeiten mussten. Das zeigen wir alles. Das zeigen wir mit Hilfe der Vereine vor Ort, die schon länger an diesen finsteren Teil der Geschichte erinnern. Wie wollen Sie verhindern, dass rechte Gruppierungen den Ort missbrauchen? Aufpassen. Wir können nicht Tag und Nacht eine Wache abstellen, aber wir haben ja schon Erfahrung mit dem Denkmal. Auf jeden Fall kommt eine Videoüberwachung. Sind nationale Denkmäler überhaupt noch nötig? Spannende Frage. Wir zeigen Antworten aus anderen Ländern und fragen auch unsere Besucher. Matthias Löb, seit 2014 Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Foto: LWL/pr Das Kaiserbett für Minden Das Bett für hohe Ansprüche. Bettina und René Lüniger Ihr Bettenhaus in Minden Gefüllt mit edelster Weidegansdaune aus Bayern – umhüllt von feinster Baumwolle. Abgestimmt auf Ihren Wärmebedarf und individuell gefüllt, nach Ihren Wünschen und in Ihrem Beisein. Ringstraße 71 · 32427 Minden Tel.: 05 71 / 91 19 12 51 www.schlafstudio-lueniger.de Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 10 – 19 Uhr · Sa. 10 – 16 Uhr direkt am Geschäft, P barrierefreier Zugang


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