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18 Mindener Tageblatt Der Kaiser Dienstag, 3. Juli 2018 wechseln Musik begleitet die Menschheit schon seit der Steinzeit. Mit Gesang und Harfe erzeugten Mitglieder der Gruppe Experimentum mittalalterlichen Sound. Fotos: MT-Archiv/Koch Der Förster Andreas Roefs erläuterte dem Publikum, wie Zunder hergestellt wird. Majoran vertreibt schlechte Stimmung Experimentelle Archäologie wendet theoretisches Wissen auf die Praxis an. Von Ursula Koch Porta Westfalica (mt). Als Amulett getragen hilft Majoran gegen Erkältungen und vertreibt schlechte Stimmung. Das war eines der Details, die von der Gruppe Experimentum 2004 den Besuchern ein Wochenende lang rund um die Margarethenkapelle boten. In der Gruppe hatte der LWLArchäologe Dr. Werner Best, der mittlerweile im Ruhestand ist, Kollegen und Geschichts Studenten um sich geschart, um theoretisches Wissen in der praktischen Anwendung zu überprüfen. Den Besuchern boten sie damals ein Wochenende lang Mittelalter zum Anfassen, Riechen, Schmecken und selber Ausprobieren. Das Areal mit der erhaltenen Margarethenkapelle aus dem 13. Jahrhundert, den Grundmauern der Kreuzkirche aus dem zehnten Jahrhundert und den Erdwällen der Wittekindsburg bildete dafür die authentische Kulisse. Damals war die Kreuzkirche erst wenige Jahre zuvor entdeckt und ausgegraben Es ging darum, das verklärte Bild der Epoche zurechtzurücken. worden und Best entwickelte mit der Gesellschaft zur Förderung der Archäologie in Ostwestfalen die Idee für einen archäologischen Park. Diese Idee ist bis heute allerdings nicht umgesetzt. Das Mittelalter-Wochenende war damals als ein erster Praxistest gedacht und sollte auch ein wenig pädagogisch wirken: Best ging es darum, das vielfach verklärte Bild dieser Epoche zurechtzurücken, das bei kommerziellen Veranstaltungen mit Märkten und kämpfenden Rittern geboten werden. Auf dem Wittekindsberg konnten die Besucher Gewürzwein kosten, sich bei einem Mitarbeiter des Westfälischen Museums für Archäologie eine Armbrust zeigen und erläutern lassen oder selber versuchen mit Pfeil und Bogen ein (gemaltes) Reh zu treffen. Das ergab zusammen mit dem Schreiber oder den Bettlerinnen ein ganz anderes Mittelalter Bild als es etwa auf den vielen Mittelalter-Festen gepflegt wird. Die Anfänge der experimentellen Archäologie gehen auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Ein Däne und ein Engländer forschten zur Herstellung und Verwendung steinzeitlicher Gerätschaften. In Deutschland wird Experimentelle Archäologie seit Anfang des 20. Jahrhunderts betrieben. Im Pfahlbaumuseum in Unteruhldigen am Bodensee wird bereits seit 1922 steinzeitliches Leben erprobt und erforscht. Das wurde vor einigen Jahren von Fernsehproduktionen aufgegriffen. „Steinzeit – Das Experiment“ war der Titel einer Dokumentarfilmserie, die der SWR 2006 produzierte. Es war die Fortsetzung einer Sendereihe zu „Living History“, zu der auch das „Schwarzwaldhaus 1902“ oder „Abenteuer 1900 – Leben im Gutshaus“ gehörte. Alte Webtechniken gehörten 2004 zu den Vorführungen der Gruppe „Experimentum“. Als es noch keine Kopierer gab, schrieben vor allem Mönche Zeile um Zeile ab. Jetzt und Saisonkarte geschenkt! fürs Freibad sommer-in-porta.de


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