80 MENSCHEN · MACHER · MÄRKTE
wirtschaft hat viele Gesichter.
Regionale Vermarktung über
Hofläden oder Wochenmärkte
stellen interessante Bereiche
für einzelne Betriebe dar.
Doch nur ein kleiner Teil der
Erzeugnisse der Landwirtschaft
im Mühlenkreis wird
auf diesen Wegen vermarktet.
„Unsere Höfe werden sich
auch weiterhin dem globalen
Wettbewerb stellen müssen“,
so der Vorsitzende Meyer.
„Verteuert sich unsere heimische
Produktion in Deutschland
mit zu hohen Auflagen,
werden allerdings noch mehr
Höfe aufgeben müssen.“ Es
braucht hier Entscheidungen
mit Augenmaß, die den Höfen
Perspektive geben. Bauern
brauchen Planungs- sowie Investitionssicherheit
und Zielkonflikte
zwischen Tierschutz,
Emissionsschutz und Tierwohl
müssen gelöst werden.
Keinem ist geholfen, wenn die
Tierhaltung ins Ausland abwandert.
Dazu müssen Anforderungen
und Zielkonflikte in
Einklang gebracht werden.
Auch das Verhalten und das
Verständnis der Verbraucher
spielt eine wichtige Rolle.
„Nachhaltig erzeugte Lebensmittel
brauchen eben ihren
Preis“, betont Meyer.
Klimawandel im Blick
„Der Klimaschutz und die Anpassung
an den Klimawandel
zählen zu den globalen Megathemen“,
bemerkt der stellvertretende
Kreisverbandsvorsitzende
Stefan Schmidt.
Die Landwirtschaft habe hier
eine einzigartige Position.
„Zum einen sind wir direkt
vom Klimawandel betroffen,
zum anderen sind wir Teil der
Lösung“, begründet Schmidt.
Die Landwirtschaft sei die einzige
Branche, die in der Lage
sei, durch Pflanzenbau und
Waldwirtschaft CO2 aus der
Luft zu binden. „Doch wir
Landwirte sind beim Klimaschutz
selbst mehr gefordert“,
untermauert der Junglandwirt
Schmidt.
Der Sonderbericht des Weltklimarates
zur Landnutzung
im August 2019 hat die Bedeutung
der Landwirtschaft
beim Klimaschutz betont. Der
Bericht verdeutlicht, vor welchen
globalen Herausforderungen
die Bauern stehen:
der Ernährung einer wachsenden
Weltbevölkerung, der Anpassung
an den Klimawandel
und eine Steigerung des Klimaschutzbeitrages.
Weltweit
stammen nach dem Bericht
des Weltklimarates rund 23
Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen
aus der
Landwirtschaft, Landnutzung
und Abholzung. In Deutschland
liegt der Anteil der Landwirtschaft
bei 7 Prozent und
der Bereich Landnutzung und
Forst binde jährlich rund 15
Millionen Tonnen CO2.
Der Vorsitzende Meyer verdeutlicht,
dass der Bauernverband
schon 2010 seine erste
Klimastrategie vorgelegt habe.
„In einer neueren Klimastrategie
2.0 haben wir uns
im vergangenen Jahr selbst
Emissions-Reduktionsziele gesetzt,
an denen wir intensiv
arbeiten“, beschreibt Meyer.
„Wir wollen die CO2-Emissionen
bis 2025 um weitere 25
Prozent reduzieren und 30
Prozent bis 2030.“ Die Interessen
von Tierschutz und Umweltschutz
stehen sich hier
manchmal „diametral“ entgegen.
„So ist es zur Luftreinhaltung
und für das Klima
das Beste, wir würden die
Ställe komplett geschlossen
halten“, schildert Meyer. Aus
Tierschutzgründen sei es aber
sinnvoll, gerade bei Kühen,
offene Ställe zu haben. Hier
müssen Kompromisse gefunden
werden.
Betriebliche Klimaschutzberatung
„Wir Bauern nehmen den Klimaschutz
sehr ernst“, unterstreicht
Joachim Schmedt. So
werde der Westfälisch-Lippische
Landwirtschaftsverband
(WLV) in Zusammenarbeit
mit der Landwirtschaftskammer
NRW eine Klimaschutzberatung
für landwirtschaftliche
Betriebe anbieten. Bisherige
Beratungen auf Höfen
hätten gezeigt, dass durchschnittlich
rund 50 Tonnen
CO2 je Betrieb und Jahr eingespart
werden können, beispielsweise
durch die Optimierung
des Gesundheitsund
Fütterungsmanagements
oder die Verwertung von Gülle
in Biogasanlagen. Auch eine
angepasste Stickstoffdüngung
trage zum Klimaschutz bei.
Ziel der Beratung sei es, Höfen
praktikable Wege zum Klimaschutz
aufzuzeigen und deutlich
zu machen. „Keine Berufsgruppe
ist so direkt und
existenziell vom Klimawandel
betroffen wie wir Landwirte.
Wir selbst haben das größte
Interesse daran, dass die Erderwärmung
gestoppt wird“,
betont der Vorsitzende Rainer
Meyer. (pr/hmf)
Für Daniel Diehl ist wichtig, dass gesunde Lebensmittel aus nachhaltigem
Anbau und umweltgerechter Landbewirtschaftung den
Erzeugern ein angemessenes Einkommen einbringen.
„Wir wollen den grünen Berufszweig offen und nahbar zeigen.
Wir möchten den Dialog mit der Gesellschaft“, sagt Alexander
Kruse. Fotos: pr
Ganz nah am Tier: Alexander Gerwin hat immer Schwein.