DIE WIRTSCHAFT IN DER REGION 7
Second-Hand-Handel:
Gutes Geld für alte Schätze
Ob Flohmarktstand oder Online-Plattform: Gebrauchtes lässt sich oftmals zu Geld
machen. Neben der Präsentation spielt der Preis eine Rolle beim Verkauf.
München. Der Frühjahrsputz
ist eine ideale Gelegenheit,
um auszumisten – sei es im
Kleiderschrank, im Keller oder
auf dem Dachboden. Doch
wohin mit den ausrangierten
Kleidern, den ausgelesenen
Büchern oder dem alten Geschirr?
„Vieles lässt sich weiterverkaufen“,
sagt Einrichtungsberaterin
Manuela
Stengl.
Erste Anlaufstelle beim Verkauf
von Gebrauchtwaren
sind Flohmärkte, Aushänge
am Schwarzen Brett und
Kleinanzeigen. Für Ekkehard
Stephan, Professor für Wirtschaftspsychologie
an der
FOM Hochschule für Oekonomie
& Management, haben
diese Verkaufsformen immer
noch Vorteile: „Die Wege sind
kurz und durch den persönlichen
Kontakt ist das Vertrauen
größer als bei einem anonymen
Kauf im Internet.“
Sinnliche Erfahrung
kann verkaufsfördernd
sein
Dazu kommt die Möglichkeit,
die Ware zu testen. Nicht immer
geht es dabei nur darum
zu prüfen, ob ein Smartphone
oder eine Küchenmaschine
tatsächlich funktioniert.
Bei Kleidung, Schmuck,
Parfüm und Dekorationsgegenständen
kann die unmittelbare
sinnliche Erfahrung
sogar verkaufsfördernd
sein. „Hier entscheidet eher
das Gefühl als der Verstand
über einen Kauf.“
Mit Handzetteln oder
einem Flohmarktstand erreicht
man in der Regel nur
einen begrenzten Kreis an Interessenten.
Mit Inseraten ist
das im Internet anders. Manuela
Stengl hat verschiedene
Online-Angebote ausprobiert:
von großen Plattformen wie
eBay-Kleinanzeigen und gebraucht.
de, bei denen sie alles
inserieren kann, bis hin zu
Der Trödelmarkt ist nach wie vor eine gute Möglichkeit, sich von alten Dingen zu trennen.
spezialisierten Verkaufsportalen
wie Zoxs für Elektronik
oder Kleiderkreisel und Mädchenflohmarkt
für Kleidung.
Damit die ausrangierte Bluse
oder das alte Notebook
neue Besitzer finden, muss
man die Interessenten im
Internet mit Text und Bild
zum Kauf bewegen. „Ansprechende
Fotos gehören zu
einer Anzeige unbedingt dazu“,
sagt Stengl.
Lieber mehr schreiben
als zu wenig
Beim Text sollte man ebenfalls
nicht mit Worten geizen.
Detailreiche Artikelbeschreibungen
mit Produktdaten erleichtern
nicht nur die Suche
auf den jeweiligen Portalen,
sondern geben auch Aufschluss
über etwaige Gebrauchsspuren.
„Wenn Sie einen Kratzer
auf dem Smartphone-Display
beschreiben und abfotografieren,
zeigen Sie, dass Sie
nichts zu verbergen haben“,
erklärt Wirtschaftspsychologe
Stephan. „Das schafft Vertrauen
und erhöht letztlich
Ihre Glaubwürdigkeit als Verkäufer.“
Ehrlichkeit ist
erwünscht
Ehrlichkeit ist bei der Beschreibung
Pflicht. «Mängel
dürfen nicht verschwiegen
werden», sagt Georg Tryba
von der Verbraucherzentrale
Nordrhein-Westfalen. Bei
technischen Geräten gilt auch
für private Verkäufer eine Gewährleistungspflicht
von
einem Jahr – es sei denn, sie
wird von vornherein ausgeschlossen.
Wichtig sei dabei die korrekte
Wortwahl, betont Tryba.
„In vielen Anzeigen steht
fälschlicherweise 'keine Rücknahme,
keine Garantie'“, erklärt
der Experte. „Korrekt
muss es aber heißen: 'Privater
Verkauf, Gewährleistung ausgeschlossen'.“
Wer sich von Büchern,
DVDs und Spielen, aber auch
von Kleidung und Elektronik
trennen will, kann sie an Re-
Seller wie Momox und reBuy
verkaufen. Die Online-Trödler
zeigen vorab an, wie viel ihnen
das Produkt wert ist. Die
Ware schickt man selbst an
den Händler.
Lukrativ ist diese Art des
Verkaufs aber nicht immer.
Foto: Kai Remmers/dpa-tmn
„Selbst für gut erhaltene Bestseller
bekommt man oft nur
noch Cent-Beträge – wenn
man sie überhaupt los wird“,
sagt Tryba.
Verkäufer wollen
oft zu viel
Wie viel ein gebrauchter
Gegenstand Wert ist, darüber
lässt sich streiten – oder verhandeln.
„Viele Verkäufer
bleiben auf ihrer Ware sitzen,
weil sie zu hohe Preisvorstellungen
haben“, sagt Stephan.
Für den Wirtschaftspsychologen
ein nicht unbekanntes
Phänomen:
„Untersuchungen zeigen,
dass wir den Wert unseres
Produktes deutlich höher einschätzen
als andere – selbst
wenn wir es erst eine sehr
kurze Zeit lang besitzen.“
Und was tun, wenn niemand
die ausrangierten Sachen
kaufen möchte? Manuela
Stengl empfiehlt, gut
Erhaltenes zu verschenken
oder gemeinnützigen Einrichtungen
zu spenden: „So
können auch Menschen mit
wenig Geld noch am Wirtschaftskreislauf
teilhaben.“
(tmn)