DIE WIRTSCHAFT IN DER REGION 9
det da sein Deckelchen.“
Mühsame Suche nach
dem passenden
Arbeitgeber
„Eigentlich kommt man mit
jedem Beruf in den grünen
Bereich. Ich muss nur wissen,
wie“, so Ostenrath. Einen
nachhaltig agierenden Ausbildungsbetrieb
zu finden, könne
aber durchaus mühsam
sein. „Es gibt kein Label oder
kein Schild an der Tür. Interessierte
müssen selbst recherchieren,
genau prüfen und
kritisch nachfragen, wo die
Ausbildungsschwerpunkte
sein werden.“ Ostenrath empfiehlt,
den Betrieb einfach mal
anzugucken. „Ein Praktikum
hilft immer, zwei Wochen einfach
mal reinschnuppern.“
Katharina Reuter, Geschäftsführerin
bei Unternehmensgrün,
einem ökologisch
orientierten Unternehmensverband,
rät, sich die Homepage
des Unternehmens anzusehen.
Gibt es dort einen
eigenen Menüpunkt zum
Thema Nachhaltigkeit? Dort
könne man dann etwa erfahren,
ob der Betrieb einen eigenen
Nachhaltigkeitsbericht
erstellt, ob es Produkte mit
etablierten Nachhaltigkeitssiegeln
herstellt oder ob das
Unternehmen mit einem Umweltmanagement
System
arbeitet.
„Wenn Sie beispielsweise
lesen, dass das Unternehmen
EMAS-zertifiziert ist, können
Sie sich ziemlich sicher sein,
dass es den Umweltschutz
ernst meint“, so Reuter. Diese
Zertifizierung erhalten
Unternehmen, die nach EUVerordnung
umweltbewusst
wirtschaften.
Wann ist ein Unternehmen
grün?
Wichtig sei immer, dass die
Nachhaltigkeit auch beim
Kernprodukt oder der Kerndienstleistung
eines Unternehmens
berücksichtigt wird,
betont Reuter. „Nur hübsche
Corporate Responsibility
Maßnahmen drum herum,
aber keine echte Nachhaltigkeitsleistung
im Kern – das
ist Greenwashing.“
Wer sich für das Thema
Umweltschutz einsetzen will,
kann aber auch selbst mit
Umweltschutz auch in der Ausbildung ausleben: Jugendliche haben die Möglichkeiten noch
nicht immer auf dem Radar. Foto: Gustafsson/Westend61/dpa-tmn
kleinen Schritten anfangen.
„Auch als Auszubildender
kann ich im Unternehmen tätig
werden und Dinge anschieben“,
sagt Ostenrath.
Wenn der Arbeitgeber mitspielt,
könne man seiner Ausbildung
mit dieser Art von
Engagement oft noch „das
Sahnehäubchen“ aufsetzen.
Entscheidend sei, den Spagat
hinzubekommen - zwischen
„ökologischer Klugscheißerei“
und der Möglichkeit,
eigene kleine Projekte
selbst anzustoßen. Der Ausbildungsbetrieb
würde nämlich
zunächst mal Arbeitsleistung
erwarten - keine Revolution.
„Es ist nicht klug,
sich mit der Ansage zu bewerben:
Ich will dich grüner
machen.“
Energie-Scouts bringen
eigene Ideen ein
Eine Möglichkeit, grüne Ideen
und eigene Klimaschutzprojekte
im Unternehmen umzusetzen,
bietet etwa das Projekt
Energie-Scouts, das von der
Mittelstandsinitiative Energiewende
und Klimaschutz
der Industrie- und Handelskammern
koordiniert wird.
Das Programm ist modular
aufgebaut. Die Auszubildenden
bekommen in teilnehmenden
Unternehmen von
externen Experten jeweils
eintägige Workshops zu verschiedenen
Themen – wie
Energieeffizienz, Ressourceneffizienz
oder Wasserverbrauch.
Auch Kommunikation
und Projektmanagement
stehen je nach Ausbildung
auf dem Plan.
Druckerpapier oder
Kühlwasser sparen
„Am Ende soll eine Projektarbeit
stehen, bei der die jungen
Leute eine Idee entwickeln,
wie man im Unternehmen
Ressourcen einsparen
kann“, erklärt Christoph Petri,
DIHK-Projektleiter Mittelstandsinitiative
Energiewende
und Klimaschutz. Die Azubis
haben dann acht bis zwölf
Wochen Zeit, um das Projekt
zu verwirklichen.
Bislang haben nach DIHKAngaben
mehr als 8.000 Azubis
teilgenommen, die Bandbreite
der Projekte ist groß.
Sie reicht von Einsparungen
beim Druckerpapier über das
Aufdecken von Leckagen bis
hin zu Ideen, wie mit Flusswasser
Maschinen gekühlt
werden können, um den Wasserverbrauch
eines Betriebs
zu reduzieren.
Die Azubis würden besonders
die Möglichkeit schätzen,
ein eigenes Projekt entwickeln
zu können, sagt Petri. Das
führt auch dazu, dass die
Nachwuchskräfte im Unternehmen
anders wahrgenommen
werden. Und so haben
beide Seiten etwas von den
Ideen.
Wer Energie-Scout werden
möchte, sollte das beim Ausbildungsverantwortlichen
oder bei der Geschäftsführung
im Betrieb ansprechen.
Das Unternehmen kann sich
mit der regionalen Industrie
und Handelskammer in
Verbindung setzen und die
Kooperation starten. (tmn)