70 MENSCHEN · MACHER · MÄRKTE
Zukunftsbranche für Experten
Lehrer für Roboter und anderer Berufe rund um Künstliche Intelligenz
Saarbrücken/Berlin. Selbstlernende
Computersysteme? Die
können für Unternehmen, die
ständig interne Prozesse optimieren
müssen, ein echter
Gewinn sein. Maschinelles
Lernen (ML) ist hier ein wichtiges
Stichwort. Basis sind riesige
Datenmassen, die mittels
Künstlicher Intelligenz (KI)
aufbereitet und analysiert
werden. Viele Arbeitsprozesse
können dann automatisiert
ablaufen.
Auf der einen Seite bestehen
daher Ängste, dass KI
langfristig menschliche
Arbeitskraft ersetzen wird. Andererseits
braucht es neue Berufsbilder
und speziell ausgebildete
Informatiker, die Systeme
und Anwendungen sowohl
trainieren als auch kontrollieren.
„Der Bedarf an Fachkräften
ist riesig“, sagt Lukas Klingholz
vom IT-Branchenverband
Bitkom. Das Problem: Viele
Unternehmen haben das
Potenzial für ML und KI, können
es aber nicht nutzen, weil
die Spezialisten dafür fehlen.
Doch welche Berufsbilder sind
in den Bereichen eigentlich
gefragt?
„Im Prinzip sind es drei
Gruppen“, erklärt Prof. Wolfgang
Wahlster vom Deutschen
Forschungszentrum für
Künstliche Intelligenz (DFKI)
in Saarbrücken. Es gibt Spezialisten
für Maschinelles Lernen,
Spezialisten für autonome
Systeme und Robotik sowie
Spezialisten für Sprachtechnologie.
In der Regel haben
sie sich im Rahmen ihres
Informatik-Studiums im
Hauptstudium auf KI spezialisiert.
Spezialisten für maschinelles
Lernen kümmern sich darum,
riesige Datenmengen in
ein Computerprogramm einzugeben
und so zu trainieren,
dass es eines Tages selbstständig
Probleme löst. Je genauer
mit der Zeit die Annahmen
werden, desto eindeutiger ist
es, dass das Programm - beziehungsweise
die Maschine, auf
der es installiert ist - selbstständig
lernt, und zwar mit
Hilfe von Daten und Erfahrungen.
„KI-gesteuerte Prozesse
werden unter anderem zur
Qualitätssicherung eingesetzt“,
erläutert Klingholz.
Zum Beispiel ein Lackierkontrollsystem
das in Lage ist binnen
Sekunden herauszufinden,
ob die Lackierung eines
Fahrzeugs fehlerfrei ist.
„Spezialisten für maschinelles
Lernen sind momentan besonders
stark gefragt“, betont
Wahlster. Schon unmittelbar
nach dem Studium erzielen
sie Jahresbruttogehälter zwischen
60.000 und 70.000
Euro. Der Verdienst steigt mit
zunehmender Berufserfahrung.
Spezialisten für autonome
Systeme und Robotik wiederum
entwickeln und bauen
kognitive Systeme und Roboter,
die dann unmittelbar mit
Menschen kooperieren. Sie
programmieren, trainieren
und kontrollieren die Systeme
und Roboter- und sind für die
Wartung zuständig. Beispiele
sind etwa autonom fahrende
Autos oder Transportsysteme
in Fabriken.
Spezialisten für autonome
Systeme und Robotik sind
weltweit gefragt. Ihr Jahresbruttoverdienst
liegt laut
Wahlster ebenfalls im Schnitt
bei um die 60.000 Euro und
kann sich im Laufe der Jahre
auf weit über 150.000 Euro
steigern.
Ein Sprachassistent im
Smartphone oder im Navigationssystem
oder ein sprechendes
Handbuch zu einem
Produkt: Damit haben heutzutage
viele Verbraucher tagtäglich
zu tun. Bis ein virtueller
Assistent in der Lage ist,
aussagekräftige Antworten zu
geben, ist es ein weiter Weg.
Spezialisten für Sprachtechnologie
müssen die virtuellen
Assistenten erst für ihre Aufgabe
fit machen, also Sprachdaten
eingeben und mögliche
Dialoge trainieren. Eine Herausforderung
besteht etwa
darin, einen virtuellen Assistenten
so zu trainieren, dass
er Blicke und Gestik seines
menschlichen Gegenübers erfasst
und analysiert.
Spezialisten für Sprachtechnologie
werden ebenfalls händeringend
gesucht – ihr Jahresbruttoeinkommen
beginnt
laut Wahlster nach dem Informatik
Studium mit Nebenfach
Computerlinguistik mit
rund 50.000 Euro – und steigt
auch hier mit zunehmender
Berufserfahrung. (tmn)
Damit Software Obst erkennen
kann, muss sie von Experten
geschult werden. Diese Aufgabe
übernehmen Spezialisten
für maschinelles Lernen.
Foto: Robert Günther/dpa-tmn
Einen Roboterassistenten entwickeln, bauen, programmieren und
warten: Das gehört zu den Aufgaben von Spezialisten für autonome
Systeme und Robotik. Foto: Alexander Heinl/dpa-tmn
Bis ein virtueller Assistent in der
Lage ist, Antworten zu geben,
ist es en weiter Weg. Spezialisten
machen Smart Speaker fit.
Foto:
Franziska Gabbert/dpa-tmn