40 MENSCHEN · MACHER · MÄRKTE
Nicht auf Sand bauen, sondern damit
Jeder von uns ist auf Kies und Sand angewiesen. Wilhelm und Philipp Reese von
der WRM-Reese-Unternehmensgruppe aus Rinteln erläutern, warum das so ist.
Rinteln. Ob Kindergarten,
Schule, Bürgerhaus oder Gehund
Radwege – die WRM-Reese
Unternehmensgruppe fördert
in ihren Kiesgruben Rohstoffe,
ohne die öffentliche
Gebäude oder Infrastruktur
nicht geschaffen werden
könnten. „Menschen, Macher,
Märkte“ hat sich mit den beiden
Inhabern und Geschäftsführern,
Wilhelm Reese und
seinem Sohn Philipp Reese,
unterhalten.
Herr Reese, was macht Ihre
Unternehmensgruppe und
was ist Ihr Hauptgeschäft?
Wilhelm Reese: Unsere Arbeit
gliedert sich vereinfacht gesagt
in mehrere Bereiche: Wir
befassen uns mit dem Abbau
und der Förderung von Naturstein,
Kies, Sand und Mineralgemischen,
wir betreiben
einen eigenen Baustoffhandel,
eine eigene Baustofflogistik,
und wir betreiben Bodendeponien.
Wann wurde das Unternehmen
gegründet und wem gehört
es?
Wilhelm Reese: Wir sind ein
mittelständisches und seit
vier Generationen eigentümergeführtes
Unternehmen.
Mein Großvater gründete
nach dem Zweiten Weltkrieg
zunächst ein Transportunternehmen
für Baustoffe und
Schüttgüter, später in Möllenbeck
ein eigenes Kieswerk, das
bis heute in Betrieb ist und zu
den bedeutendsten Vorkommen
in Norddeutschland
zählt.
Wie viele Mitarbeiter haben
Sie aktuell?
Philipp Reese: Derzeit umfasst
unser komplettes Team
knapp 120 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter.
Sie bilden auch aus?
Philipp Reese: Ja! Wir freuen
uns, motivierten und engagierten
jungen Leuten das
Wilhelm Reese (l.) und sein Sohn Philipp wissen, wie wichtig Kies, Sand und Splitt für jeden von
uns sind. Foto: Joachim Tempelmeier
Rüstzeug für ihre künftige
Karriere mit auf den Weg geben
zu dürfen. Wir möchten
Nachwuchskräfte, die gut ins
Team passen und vorankommen
möchten. Schulnoten
sind für uns zweitrangig,
menschlich muss es passen
und die persönliche Einstellung
muss stimmen. Wir bilden
beispielsweise Industriekaufleute,
Elektriker sowie
Baumaschinen- und Geräteführ
aus.
Sie fördern Kies und Sand.
Woher kennen Sie diese natürlichen
Rohstofflagerstätten?
Philipp Reese: Von Politik
und Verwaltung gibt es sogenannte
Nutzungsplanungen
und Karten mit potenziell
geeigneten Flächen. Wir können
die Rohstoffe nur dort
gewinnen, wo sie geologisch
in entsprechenden Lagerstätten
vorkommen. Die Rohstoffgewinnung
ist standortgebunden.
Manchmal lässt
es sich nicht vermeiden, dass
Kies- und Sandgruben in
der Nachbarschaft von
Siedlungen betrieben werden.
Wir kümmern uns darum,
das Miteinander so verträglich
wie möglich zu gestalten.
Sie können also nicht einfach
schürfen und fördern, wo Sie
wollen?
Wilhelm Reese: Nein, das dürfen
wir natürlich nicht! Land
und Kommunen geben ganz
genau vor, wo – wenn überhaupt
– ein Abbau erfolgen
darf. Diese Lagerstätten beproben
wir im nächsten
Schritt und untersuchen sie
auf ihre Qualität und Ergiebigkeit.
Dann folgt ein aufwendiges
Genehmigungsverfahren.
Erst wenn das positiv
beschieden wird, dürfen wir
anfangen. Nach Angaben der
Bundesanstalt für Geowissenschaften
und Rohstoffe liegt
der Flächenbedarf für die Gewinnung
von Kies, Sand und
Festgestein in Deutschland
bei etwa. 12,9 Quadratkilometern,
das sind nur etwa 0,004
Prozent der Gesamtfläche der
Bundesrepublik.
Wie kommen Sie an die nötigen
Grundstücke?
Philipp Reese: Da gibt es
unterschiedliche Wege. Wir
kaufen die Flächen vom Land,
von Kommunen oder privaten
Eigentümern an, auf
Wunsch bekommen sie Ausgleichsflächen
in der Nähe als
Ersatz. Dafür halten wir einen
Pool an Flächen vor. Alternativ
pachten wir die Förderflächen
und der Eigentümer erhält
von uns den sogenannten
Kieszins.
Was geschieht mit den Flächen,
wenn die Ressourcen
gefördert sind?
Philipp Reese: Das ist unterschiedlich.
Es kann vereinbart
werden, dass der frühere
Eigentümer seine Flächen zurückkauft.
Wir sind da ganz
flexibel. Aus ehemaligen Kiesgruben
können wertvolle Naturschutzgebiete
oder Freizeitflächen
werden für die
Naherholung oder etwa Angelvereine.
Auch Mischformen
sind möglich.
Wenn eine ehemalige Förderfläche
renaturiert werden
soll, wer trägt im Anschluss
die Kosten?
Wilhelm Reese: Die Kosten
dafür trägt natürlich unser
Unternehmen. Dafür hinterlegen
wir bei Kommunen oder
Kreisen große Bürgschaften.
Die finanzielle Absicherung
unserer Vertragspartner hat
für uns Priorität.
Herr Reese, sind Sand und
Kies überhaupt wichtig für je-