12 MENSCHEN · MACHER · MÄRKTE
sondern zeigten, dass sich
Strukturen und Arbeitsfelder
in Unternehmen gewandelt
haben. „Man sieht zum Beispiel,
dass sich klassische
Hierarchie-Strukturen auflösen
und stattdessen Netzwerke
wichtiger werden“, erklärt
Pfeffer. Inzwischen seien viele
Arbeitnehmer in mehreren
Unternehmensbereichen aktiv
und arbeiteten inhaltlich
an verschiedenen Projekten.
Alles, was beispielsweise mit
„Innovation“ oder „New Business
Development“ zu tun
habe, betreffe das ganze
Unternehmen.
„Bestimmte englische Berufsbezeichnungen
beschreiben
einfach moderner und
besser, was die eigentliche Tätigkeit
ist“, sagt Claudia
Baumer, die bei der Acoris AG
für Marketing und Vertrieb
zuständig ist. Ein Beispiel sei
der Consultant: „Er ist mehr
als ein einfacher Berater, sondern
setzt Projekte um und
hat ein tiefes technisches Wissen.“
Nicole M. Pfeffer ist der Ansicht,
das die „Phase der Verwirrung“
um englische Jobtitel
vorbei ist: „Wir sind schon
so weit, das englische Jobbezeichnungen
normal sind.“
Die Buchhaltung ist heute der
Bereich Accounting. Human
Resources beschreibt die Personalabteilung,
ein Key Account
Manager
kümmert sich
um Schlüsselkunden.
In der Unternehmenshierarchie
steht der
Chief Executive
Officer (CEO) ganz
oben. Danach kommen die Vice
Presidents als Ressortleiter.
Ein „Head of“ leite ein Segment
eines Geschäftsbereichs
und habe Finanz- sowie Personalverantwortung,
erklärt Jochen
Mai. Während ein Manager
so etwas wie ein Abteilungsleiter
sei, ist ein Associate
ein Spezialist für bestimmte
Aufgaben. Einsteiger werden
„Junior“ genannt, während ein
„Senior“ mehr Verantwortung
und Erfahrung hat.
Es gibt trotzdem Fälle, in
denen sich die inhaltliche
Ausgestaltung des Berufs
nicht am Titel ablesen lässt.
Trifft man auf einen „Business
Development Manager“
oder einen „Innovation Manager“,
ist erst einmal unklar, ob
jemand auf der operativen
oder auf der strategischen
Ebene eines Unternehmens
arbeitet. Ähnlich verhält es
sich mit Jobtiteln, die das
Wort digital enthalten: Geht
es nun darum, Prozesse zu digitalisieren
oder digitale Geschäftsmodelle
zu kreieren?
„Sie reden mit drei Data
Scientists oder mit drei Leuten,
bei denen New Business
oder Business development
auf der Karte steht und bekommen
drei Antworten“, so
Claudia Baumers Eindruck.
Nicole M. Pfeffer rät im
Zweifel einfach nachzufragen,
was hinter den Begriffen
steckt. Neugier schadet also
nicht - im Gegenteil. „Ich finde
das ganz angenehm, wenn
ausgefallene, neue Titel auf
der Visitenkarte stehen. Einen
besseren Anknüpfungspunkt
für ein Gespräch gibt es doch
gar nicht“, sagt Baumer. Das
sei ein hervorragender Eisbrecher
für Konferenzen und
Messen.
In der E-Mail-Signatur von
Claudia Baumer steht: VP
Business Development. Nicht
jeder weiß sofort, was das bedeutet.
„Verkaufsrepräsentantin
hat mal einer getippt, das
war süß“, sagt sie. Bei ihr als
Frau würden viele gar nicht
darauf kommen, dass das VP
für Vice President, also übersetzt
Vizepräsidentin, steht.
Wer keine Lust hat, sich immer
erklären zu müssen, kann
mit dem deutschen Pendant
zu seinem Jobtitel arbeiten -
so es denn eine Entsprechung
gibt. Eine Möglichkeit: die
Vorder- und Rückseite der Visitenkarte
für Deutsch und
Englisch nutzen, schlägt Jochen
Mai vor. (tmn)
Netzwerke werden wichtiger –
klassische Hierarchien lösen sich auf
Claudia Baumer ist Vice President Business Development bei der
acoris AG. Foto: Jens Steingässer/dpa-tmn
Jochen Mai ist Keynote-Speaker, Hochschul-Dozent, Berater sowie
Geschäftsführer und Chefredakteur beim Blog Karrierebibel.
Foto: Jürgen Silius/dpa-tmn