Montag, 28. September 2020 · Nr. 0 Kollektiv Mindener Tageblatt 5
Der grüne Gürtel
Das Mindener Glacis ist ein Stück Lebensqualität für die Mindener. Der Grüngürtel
rund um die Innenstadt soll erhalten und zukunftsfähig gemacht werden.
Radler und Fußgänger
künftig getrennt
Neues Wegekonzept für das Glacis
Minden. Wie könnte es weiter
gehen mit dem Glacis? Vor der
ersten Maßnahme sollen Testflächen
für Laubentnahmen
festgelegt werden. „Dieses ist
nicht unumstritten“, so Planer
Ehm Eike Ehrig. Er erhofft sich
damit jedoch die vorherrschende
Überdüngung auf
Dauer zu reduzieren. Ob die
Laubentnahme eine erfolgversprechende
Maßnahme ist,
werde dann im Nachhinein
die Auswertung der Böden auf
den Testflächen zeigen.
Laut Konzept sollen Radfahrer
und Fußgänger künftig
möglichst getrennt durch die
Grünanlage geführt werden,
weil es hier in der Vergangenheit
immer wieder Konflikte
gegeben hat.
Dafür müssen einige Wege
ausgebaut werden und andere
sollen verschwinden. Für den
Bereich Weserpromenade gibt
es einen aktuell laufenden
Wettbewerb, der Mitte August
gestartet ist.
Hier sollen nicht nur die
Themen des Pflege- und Entwicklungskonzeptes
Glacis beachtet
werden, sondern ebenso
gute Lösungen für den Bereich
Schlagde und deren Umfeld
gefunden werden.
Entwickelt wurde auch ein
Prioritäten- und Maßnahmenplan.
Als erster Schritt sind
Maßnahmen im Fischerglacis
vorgesehen. Hier sollen Fußund
Radwege in wassergebundener
Bauweise erstellt, Sukzessionsgehölze
entfernt,
Blickbeziehungen geschaffen
und der Teich an der Kaiservilla
entschlammt werden.
Die Fortschreibung des Integrierten
Handlungskonzeptes
Innenstadt (ISEK) für Minden
sieht vor, das Glacis und damit
die gesamte Innenstadt attraktiver
zu gestalten. Dafür
sollen rund 7,3 Millionen Euro
in den kommenden sechs Jahren
ab 2021 investiert werden.
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mit Mindens „grüner Lunge“
weitergehen soll: Die Rede ist
vom „Pflege- und Entwicklungskonzept
Glacis Minden“.
Die Stadt Minden und das beauftragte
Planungsbüro „L-A-E
Landschaftsarchitekten Ehrig
& Partner“ (Bielefeld) stellten
das Konzept jetzt vor.
Das Glacis mit seinen historisch
wertvollen Denkmalen,
Wegebeziehungen sowie alten
Baumbeständen und parkähnlichen
Strukturen ist für
viele Mindener mehr als nur
ein Naherholungsgebiet. Hier
treffen sich Kultur-, Kunst-,
Bau- und Stadtgeschichte.
„Das Mindener Glacis ist einzigartig
und deshalb ist es sehr
wichtig, es weiter zu erhalten
und zu pflegen“, hat Bürgermeister
Michael Jäcke zum
Auftakt der ersten Bürger-Veranstaltung
gesagt.
In einem mehr als zwei Jahre
währenden Prozess mit intensiver
Bürgerbeteiligung -
es gab vier gut besuchte Veranstaltungen
in den Jahren
2018 und 2019 - ist das Konzept
entstanden. Es soll den
Grüngürtel bewahren, erhalten
und zukunftsfähig machen
- auch mit Blick auf den
Klimawandel. Denn in den
vergangenen drei relativ trockenen
Sommern haben vor
allem die alten und die
schlecht entwickelten jüngeren
Bäume sehr gelitten. Das
Glacis soll zudem durch regelmäßige
und intensivere Pflege
geschützt werden. Weitere
Ziele sind: Der Charakter des
Waldparks soll wiederhergestellt
werden und das Glacis
soll sinnvoll sowie schonend
genutzt werden. „Akut gefährdet“
sei die Mindener Glacisanlage,
lautet das Fazit von
Landschaftsarchitekt Ehm
Eike Ehrig. Dazu zeigte er im
Fachausschuss eine Folie mit
drei Baumbeispielen, die unter
Überdüngung beziehungsweise
Trockenheit gelitten haben
oder sich wegen eines zu
dichten Bestands nicht richtig
entwickeln konnten. Es folgte
eine Analyse zur Artenvielfalt,
zum Baumbestand und zum
Strukturreichtum sowie zur
„ökologischen Elastizität“. In
allen vier Punkten seien die
Ziele des Naturschutzes hier
verfehlt oder akut gefährdet.
„Das macht deutlich, dass wir
dieses Konzept unbedingt
brauchen. Nur durch einen
Eingriff in das Glacis kann das
ökologische Gleichgewicht
wieder hergestellt werden“, so
Lars Bursian, Beigeordneter
für Städtebau und Feuerschutz.
Das Glacis sei bei Weitem
nicht so artenreich wie
vermutet. Probleme bereitet
hier vor allem der hohe Nähstoffgehalt
des Bodens - durch
zum Beispiel nicht eingesammelten
Hundekot und abgestorbene
Biomasse. Das lasse
bestimmte Arten wachsen
und verdränge damit andere,
meist heimische, so Ehrig.
Eine weitere Erkenntnis: Auch
der Altbaumbestand ist akut
durch Überdüngung und Konkurrenzdruck
gefährdet. „Zum
Beispiel brauchen Eichen viel
Platz und Licht. Dieses nehmen
ihnen oft schnell wachsende
Baumarten wie Ahorn
weg“, weiß der Experte.
Akut gefährdet sei auch die
„ökologische Elastizität“ -
durch Klimawandelprobleme
und Konkurrenzdruck. Planer
Ehm Eike Ehrig empfiehlt hier
unter anderem eine behutsame
Auslichtung unter den
großen Bäumen und Nachpflanzungen
mit klimaverträglichen
Arten. Das Konzept
soll eine verlässliche Basis für
alle zukünftigen Entscheidungen
der Stadt sein und ist
gleichzeitig auch eine Grundlage
für die Beantragung von
Fördermitteln. Die Bezirksregierung
habe signalisiert, dass
die im Konzept festgehaltenen
Maßnahmen grundsätzlich
förderfähig seien, so Lars
Bursian.
Das Glacis ist nicht besonders artenreich. Probleme bereitet
vor allem der hohe Nähstoffgehalt des Bodens.
Das Mindener Glacis ist bei der Bürgerschaft als Naherholungsraum beliebt. Der Charakter des Waldparks soll wiederhergestellt
und das Glacis sinnvoll sowie schonend genutzt werden.