20 R E D A K T I O N
Vom Volontär zum Redakteur
Bei der Journalistenausbildung legt das Mindener Tageblatt Wert auf
„Learning by Doing“.
Von Lena Breuer
Der Werdegang zum Beruf des
Redakteurs kann unterschiedlich
sein. In der Regel beinhaltet
die Ausbildung ein sogenanntes
Volontariat. Seinen
Ursprung findet dieser Begriff
im 17. Jahrhundert. Angelehnt
an das französische
Wort „volontaire“, was so viel
wie freiwillig bedeutet. Das
klassische Verlagsvolontariat
absolvieren die angehenden
Journalisten in der Regel innerhalb
von zwei Jahren. In
dieser Zeit durchlaufen sie verschiedene
Ressorts bei einer
Zeitung. „Die Volontäre sind in
ihrer Ausbildungszeit in mindestens
drei verschiedenen
Abteilungen tätig. Bei uns sind
das in der Regel die Nachrichtenredaktion,
die Lokalredaktion
sowie die Onlineredaktion.
Außerdem erhalten sie
bei Radio Westfalica Einblicke
in die Arbeit beim Hörfunk.
Darüber hinaus kann zusätzlich
eine Hospitanz in der
Sport- oder Kulturredaktion
gemacht werden. Wer will,
kann sein Volontariat auch auf
drei Jahre ausweiten. Das hat
den Vorteil, dass noch mehr Inhalte
vermittelt werden können“,
klärt Jan Henning Rogge
auf, der sich beim Mindener
Tageblatt um die Ausbildung
der Volontäre kümmert.
Besonders die Vermittlung
von Fertigkeiten im Bereich
Online nimmt immer mehr zu.
Daher verbringen die angehenden
Redakteure ungefähr
50 Prozent ihrer Ausbildungszeit
in der Onlineredaktion der
Tageszeitung. „Schon seit vielen
Jahren gibt es bei uns im
Haus das sogenannte Crossmedia
Volontariat. Denn digitale
Inhalte sind die Zukunft,
vor allem in der Verlagsbranche“,
ist Jan Henning Rogge
überzeugt. Der Digitalredakteur
war damals der erste
Crossmedia-Volontär beim
Mindener Tageblatt. Heute
kann er seine Erfahrungen und
sein Know-how in die Betreuung
der Volontäre einbringen.
Bei der medial übergreifenden
Ausbildung der Journalisten
spielen sowohl die
grundlegenden Fertigkeiten
eines Redakteurs wie auch der
Umgang mit verschiedenen
Medien eine Rolle. Das heißt,
neben Themen wie Recherche
und das Verfassen von Texten,
gilt es auch folgende Fragen
beantworten zu können:
Welche Geschichte wird wie
in welchem Medium platziert?
Welches Tool eignet sich
am besten für meine Geschichten?
Das hat zur Folge, dass die
Volontäre sich mit wesentlich
mehr Inhalten als noch vor einigen
Jahren beschäftigen
müssen: „Die angehenden Redakteure
lernen zum Beispiel
auch, wie sie ein vernünftiges
Video machen. Trotzdem ist
und bleibt ein guter Text immer
noch die Kernkompetenz
eines Journalisten, welche es
während des Volontariats zu
erlernen gilt. Wir setzten dabei
vor allem auf praktische Erfahrung,
von Anfang an.“
Der Kontakt zwischen dem
Ausbilder und seinen „Schützlingen“
hat beim MT einen hohen
Stellenwert. So wird den
Volontären nicht nur ein gewisses
Maß an Vertrauen entgegengebracht,
indem sie
schnell eigenständig arbeiten,
sondern gleichzeitig ein
Schutzraum geboten, der sie
bei schwierigen Themen auffängt.
„Wir begleiten sie zum
Beispiel, wenn sie
zum ersten Mal
über einen schweren
Unfall berichten
sollen. Darüber
hinaus halte
ich den Kontakt,
auch wenn sie grade
in einem anderen
Ressort arbeiten. Das ist sowohl
mir als auch der Geschäftsführung
wichtig“, erklärt
der Onlineredakteur.
Aktuell gibt es vier Volontäre
beim MT. Drei davon begannen
ihr Volontariat im September
dieses Jahres: Fabian
Terwey, Julika Bergermann
und Vasco Stemmer. Patrick
Schwemling ist bereits fest im
Team der Digitalredaktion angekommen
und wird im 2020
sein Volontariat abschließen.
Jan Henning Rogge ist Ausbildungsredakteur
beim Mindener
Tageblatt.
Die Vermittlung digitaler Inhalte nimmt eine große Rolle in der Ausbildung der zukünftigen Redakteure
ein. Fotos: MT-Archiv
Ein guter Text ist und
bleibt eine Kernkompetenz