nis zu sein.
Inzwischen läuft seit knapp
drei Monaten das reguläre
Training, Schulterpolster und
Helm sind seit vier Wochen
auch dabei – und damit die
Prellungen und Kratzer auf
den Oberarmen, die verstauchten
Finger und das Adrenalin.
Football tut auch mal
weh – das hatte ich in den
vergangenen 27 Jahren fast
vergessen. Die einzige wirklich
schmerzhafte Erinnerung
von damals habe ich Clint zu
verdanken, der ungebremst
auf meinem Oberschenkel
eingeschlagen ist. Die Lehrer
von damals habe ich bis heute
nicht vergessen: Wer härter
trifft, spürt davon weniger –
zumindest theoretisch.
Was das Trainerteam in wenigen
Wochen auf die Beine
gestellt hat, ist überwältigend.
Drei Trainingseinheiten in
der Woche, dazu immer wieder
auch Theorie-Abende zu
Regeln, Strategie oder Sportmedizin.
Dazu kommen detaillierte
Videoanalysen. Hin
und wieder frage ich mich, ob
ich das auf Dauer leisten
kann – schließlich sind da ja
auch noch die Arbeit und die
Familie. Andererseits fühlt es
sich an, als könnte ich sportlich
noch einigermaßen mithalten,
obwohl ein paar Kilo
fehlen, um auch an den dicken
Jungs gut vorbeizukommen.
M I T A R B E I T E R 21
„Bist Du etwa immer Standweitsprung. MT-Fotos: Astrid Plaßhenrich (2)
noch dabei?“
Zwischendurch fragen immer
wieder einmal Kollegen
oder Freunde, ob ich ernsthaft
immer noch dabei bin.
Selbst mein damaliger Gastvater
Ken hat mich auf Facebook
dezent daran erinnert,
dass Football-Karrieren jenseits
der 40 normalerweise
beendet werden, nicht gestartet.
Damit hat er natürlich
recht. Trotzdem ist da dieser
Traum, noch einmal ein echtes
Spiel zu machen. Noch
einmal ein echtes Spiel zu gewinnen.
Ehrlicherweise haben
wir in der High School meistens
verloren, oft deutlich,
manchmal knapp. Und doch
gibt es auch bei Niederlagen
diese besonderen Momente.
Den ersten Touchdown der
Saison zum Beispiel, den ich
erlaufen durfte. Mit mehr
Glück als Verstand zwar und
vor allem mit damals noch
schnelleren Beinen.
Bei den Minden Wolves erlebe
ich diese tolle Zeit gerade
noch einmal und lerne dabei
viele Menschen kennen, die
mir alle schon vom Alter her
fremd sein müssten und es
dennoch nicht sind, weil das
Alter ebenso wenig eine Rolle
spielt wie der Beruf oder die
Herkunft. Hier muss ich mich
dem Team genauso unterordnen
wie alle anderen auch,
muss Strafsprints laufen, weil
irgendwer in der Mannschaft
sich danebenbenommen hat.
Und wenn das Training geschafft
ist, knien wir wieder
alle gemeinsam im Kreis und
beschwören die eine große
Gemeinsamkeit: Teil von etwas
Großem zu sein. Dann
schmerzen auch die Arme
nicht mehr ganz so sehr. Und
die Prellungen sieht man sowieso
erst ein, zwei Tage später.
Dann ist der Schmerz
schon lange weg.
Mit ein paar Trainingsmonaten
in den Knochen fühlt
sich die Entscheidung für das
#ProjektComeback noch immer
gut an. Viel besser, als
einfach nur zwei Mal die Woche
eine Laufrunde zu machen
oder mit dem Rennrad
ins Kalletal zu fahren. Es ist
gut, wieder Teil eines Teams
zu sein, auf ein großes sportliches
Ziel hinzuarbeiten und
sich dabei immer wieder neu
zu überwinden. Und wenn ich
in der nächsten Saison, wenn
die Wolves in den Ligabetrieb
einsteigen, mit dem Team auf
dem Platz stehen kann und
die Mindener hoffentlich ihre
Football-Mannschaft unterstützen,
dann wird sich das
alles gelohnt haben.
Laufduell beim Tryout: Heute stehen Marc (rechts) und ich gemeinsam
als Linebacker auf dem Platz.
Beim Probetraining werden Athletikwerte getestet, etwa beim
Grundausstattung für das Tryout: Die Schmerzsalbe kam zum Glück
nicht zum Einsatz.
Im nächsten Frühjahr
startet die erste Saison.