20 M I T A R B E I T E R
One, two, three, Team – Zum Abschluss gibt es nach jedem Training ein Feedback von den Trainern. Die Mannschaft ist schnell zu
einer Football-Familie zusammengewachsen. Foto: Volker Krusche/pr
Teil des Rudels
Mit 44 Jahren startet MT-Lokalredakteur Henning Wandel
seine zweite Football-Karriere.
Von Henning Wandel
Für eine Midlife-Crisis ist es
mit Mitte 40 noch zu früh –
für eine neue sportliche Herausforderung
damit aber
auch noch nicht zu spät. Das
Football-Team Minden Wolves
hätte daher zu keinem
besseren Zeitpunkt starten
können. Und gut 17 Wochen
nach dem ersten Probetraining
hält die Motivation –
trotz erster Verletzungen,
Muskelkater und regelmäßiger
blauer Flecken.
Wahrscheinlich liegt es daran,
dass es mehr ist als nur
ein sportliches Abenteuer.
Nach einem Austauschjahr in
Nebraska, tief im Mittleren
Westen der USA, ist Football
auch mehr als 27 Jahre später
mehr als nur ein Sport für
mich. In einem Ort mit kaum
mehr als 300 Einwohnern
sind die Spiele der High-
School-Mannschaft Pflichtprogramm.
Der Freitag gehört
dem Team: den Spielern, den
Trainern und allen anderen
irgendwie auch. Das Team ist
die Schule, sind die Eltern
und Lehrer. Am Nachmittag
trudeln dann auch noch ein
paar Ehemalige vom College
ein. Football in Nebraska ist
Religion und die High-School-
Spiele der Auftakt zum großen
College-Samstag mit den
Nebraska Huskers, die seit
den 60er-Jahren jedes Heimspiel
ausverkauft haben – mit
inzwischen rund 90.000 Plätzen
In Minden gibt es diesen
Hintergrund nicht. Und deshalb
ist es umso erstaunlicher,
dass sich mehr als 100
mehr oder weniger junge
Männer einen schmuddeligen
Samstag im Februar um die
Ohren schlagen für eine
Mannschaft, die es noch gar
nicht gibt und für einen
Sport, den sie zum Großteil
nur vom Fernsehen oder der
Konsole kennen. Oder der, wie
in meinem Fall, vielleicht
nicht mehr ist als eine verklärtere
Erinnerung aus Jugendtagen.
Schon beim zweiten Tryout,
wie die Probetrainings beim
Football heißen, kommt mit
einem hartnäckigen Muskelfaserriss
in der Wade der erste
Dämpfer. Gleichzeitig baut
das Team um Cheftrainer Timo
Drinkhut so schnell eine
professionelle Struktur auf,
dass ein frühzeitiger Schlussstrich
unter meinem #ProjektComeback
schlicht unmöglich
ist. So ähnlich müssen
auch die anderen aus dem
noch jungen Team gedacht
haben: Denn auch der Schritt,
in einen Verein einzutreten,
schreckt kaum jemanden ab
und so freut sich die DJK Dom
Minden auf einen Schlag über
rund 90 neue Mitglieder. Der
Verein hat die Footballer als
neue Sparte aufgenommen
und unterstützt das Team
nach Kräften. Und auch die
mehrere Hundert Euro teure
Basis-Ausstattung scheint für
kaum jemanden ein Hinder-
Gut gepolstert: Mit Polstern und Helm wird das Training deutlich
physischer. MT-Fotos: Henning Wandel (2)