Mehr Transparenz im
Wohnungsmarkt
Mit dem Projekt „Wem gehört Minden?“ sorgte das Mindener Tageblatt für mehr
Transparenz im Immobiliensektor und beschritt neue Wege bei der Recherche.
Von Stefan Koch
Mit dem Projekt „Wem gehört
Minden?“ betrat das Mindener
Tageblatt Anfang März in
seinem Verbreitungsgebiet
Neuland. Zusammen mit dem
Recherchezentrum Correctiv
nahm die Redaktion den heimischen
Wohnungsmarkt
unter die Lupe und sorgte für
mehr Transparenz.
Als gemeinnütziges Portal
zur Unterstützung investigativer
Journalisten steht Correctiv
allen Verlagen und Sendern
in der Bundesrepublik
zur Verfügung. Die Rechercheplattform
mit Büros in
Berlin und Essen sorgte für
Schlagzeilen, als sie zusammen
mit Medien aus elf Ländern
ihre Rechercheergebnisse
zum Cum-Ex-Steuerbetrug
präsentierte. Mit der Transparenz
im Wohnungswesen beschäftigte
sich Correctiv in
Städten wie Hamburg, Berlin,
Düsseldorf und nun auch in
Minden – dabei waren die lokalen
Medien vor Ort als Kooperationspartner
immer eingebunden.
Tragende Säule dieser neuen
journalistischen Arbeitsweise:
die Leser. Sie unterstützten
die Arbeit der Redaktionen
von MT und Correctiv
und trugen mit ihren Informationen
dazu bei, die Probleme
auf dem Wohnungsmarkt
greifbar zu machen.
Gleichzeitig konnten sie journalistische
Methoden kennenlernen
und bei großen Recherchen
helfen, die mit
einem kleinen Team nicht
umsetzbar wären. Konkret bedeutete
das: Über die Internetseite
www.wem-gehoertminden.
de und die eingebundene
Plattform „CrowdNewsroom“
konnten die Mindener
ihre Mietverträge sowie andere
Papiere hochladen, anhand
derer Correctiv die Angaben
verifizieren konnte. Dokumente
oder Namen einzelner
Eigentümer wurden nicht
veröffentlicht. Aus den gewonnenen
Daten ließ sich
dann ein Bild zusammensetzen,
um Missstände zu erkunden.
Schon bald zeichnete sich
ab, dass bei der Kooperation
nicht unbedingt der private
Vermieter von nebenan im
Ziel der Recherche stand, sondern
vorwiegend große Wohnungsgesellschaften
und anonyme
Investoren, die in Firmennetzwerken
operieren
und längst in Mittelzentren
wie Minden lukrative Geschäftsfelder
entdeckt haben.
Seine dynamische Entwicklung
mit steigenden Mieten
und knappem Angebot zeigt
der Wohnungsmarkt auch in
Minden. Unter anderem das
wurde nicht zuletzt beim
MT-Stadtgespräch zum Projektstart
von „Wem gehört
Minden?“ im März deutlich.
Der Trend zur Privatisierung
sozialen Wohnraums scheint
in eine Sackgasse geführt zu
haben, was keine Probleme
löst, sondern neue schafft. Es
zeigte sich anhand der Redebeiträge,
dass der Markt
nicht alles allein regeln kann.
Vielmehr sind die Kommunen
gefordert – derzeit in erster
Linie darin, noch mehr
Bauland zur Verfügung zu
stellen.
Aber auch die weitere Entwicklung
der Stadt angesichts
eines knapper werdenden
Wohnraums bei steigenden
Kosten und dem Wunsch aller
nach möglichst umfassender
Teilhabe an urbaner Infrastruktur
zeigte sich in den
Der Mindener Baubeigeordnete Lars Bursian im Gespräch mit MTLokalchefin
Monika Jäger. MT-Foto: Alex Lehn
Justus von Daniels (l.) vom Recherchenetzwerk Correctiv berichtet
MT-Chefredakteur Benjamin Piel über den Wohnungsmarkt.
Die Leser des MTs
als tragende Säule
Steigende Mieten
bei knappem Angebot
10 R E D A K T I O N