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Hille extra 21 alte Altartischplatte geht auf das Entstehungsjahr 1324 zurück und fand sich bei Umbauarbeiten unterhalb eines Pfeilers. Die Kapelle wird viel genutzt. Trauungen - auch von Paaren aus anderen Gemeinden, die in dieser bezaubernden Kirche „richtig auf Tuchfühlung“ gehen können -, Goldene Hochzeiten, Taufen, die Reihe „Kammermusik bei Kerzenschein“ (November und Februar) finden hier statt. Ergänzend gibt es seit 1995 das Gemeindehaus direkt nebenan, das sich ideal für Gruppenarbeit eignet. Dort nehmen auch Trauerfeiern ihren würdigen Abschluss bei Kaffee und Kuchen. Küsterin Anja Steffen wohnt gleich um die Ecke und hat ihren Lieblingsplatz auf der Bank unter der Orgel gefunden. Von da aus hat die 53-Jährige alles gut im Blick. „Ich finde auch den Glockenklang einfach wunderbar“, sagt sie. Pastor Peter Fischer schätzt in der Kapelle besonders das gewebte Bild am Altar, das aus der Paramentenwerkstatt gemauert oberhalb in der Außenwand, seitlich linker Hand vom Eingang. Die alte Orgel der Kapelle wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgebaut. Sie wäre nichts wert. Doch sie schmückt heute, liebevoll restauriert, das Herforder Münster, wo kleine, feine Konzerte auf ihr erklingen. Wer die Kapelle Maria Magdalena inzwischen betritt, fühlt sich in frühere Zeiten versetzt. Geblieben ist der Saal mit seiner halbrunden Altarnische und ein kleiner Glockenstuhl über dem Westteil. Vier stabile Pfeiler in den Ecken tragen den Saalbau. Graue Pfannen bedecken den Dachstuhl auf einer Holzkonstruktion namens Knagge gestützt. Das Dach erstreckt sich ein großes Stück über die Eingangstür im Nordwesten, die auch aus der Bauzeit herrührt. Reste einer Bruchsteinwand säumen den kleinen Kirchhof, auf dem einige alte Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert stehen. Wer genauer hinschaut, entdeckt am ebenerdigen Eingang zum Gelände rechter Hand ein Weihekreuz in einem der großen Steine. Diese von knapp 44 Talern entstand eine Kasse zur Ausleihe für bedürftige Familien in Südhemmern. Fünf Prozent Zinsen zusätzlich waren später zurückzuzahlen und aus jenem Entgelt entstand die erste Armenkasse von Südhemmern. Aus der wurden unter anderem einer Witwe in Not zwei Groschen für ihre Kinder gegeben. Ein stimmungsvolles Altarbild datiert von 1701. Aus dem Jahr 1740 stammt der schöne Taufständer aus Holz, ein Werk des Zimmermanns Fabry. 1759 fand die legendäre Schlacht bei Minden statt, die von 9 bis 12 Uhr währte und in diesen drei Stunden fast 10.000 Tote und Verletzte forderte. Englische Kavallerie war übrigens mit ihren Pferden noch bis 1761 im Ort einquartiert. Überall auf den Äckern fanden sich Kugeln, die von den Soldaten eingesammelt wurden, um sie im nächsten Kriegseinsatz erneut zu verwenden. Eine aber nahm einen anderen Weg: An die Schlacht erinnert heute eine Kanonenkugel, zur Hälfte ein- Helmstedt stammt. „Es geht in den Farben von dem Weiß der Altardecke bis zum Braun der Mooreiche. Auch findet man in dem Parament alle Kirchenjahresfarben und die entsprechenden Symbole“, betont er. Zugänglich ist das wunderschöne Objekt zu den Gottesdiensten an jedem 3. Sonntag im Monat: also demnächst mit Abendmahl am 21. Oktober 2018 um 9.30 Uhr. Bei den Sonderveranstaltungen kann man die Kapelle erleben oder bei Bedarf nach Rücksprache im Gemeindebüro Hille. Im Herbst erscheint über J. C. C. Bruns ein Bildband des Kirchenkreises mit den Predigtstätten zum Kirchenkreisjubiläum. Darin wird auch die Kapelle Maria Magdalena thematisiert. „Evangelische Kirchen im Mindener Land“ heißt der Bildband. Der Verkauf soll über die Kirchengemeinden, Ticket Express (Obermarktstraße, Minden), die Buchhandlungen „Bücherwurm“, Otto (am Dom im Minden) und „Das Buch“ (im Modehaus Hagemeyer) sowie die Filialen der Volksbank Mindener Land erfolgen. Das Buch kostet 22 Euro. Wenn man auf den Altar schaut, fällt das wundervolle, gewebte Bild ins Auge. Die Eingangstür stammt aus den Anfängen der Kapelle. Auch der alte Opferstock fügt sich harmonisch in die Kapelle ein. Fotos: A. Gerecke Stimmungsvoll strahlt das Licht durch die historischen Fenster.


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