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20 Hille extra Das Kleinod Kapelle Maria Magdalena Harmonisch in den Ort eingebettet, strahlt das Gotteshaus Geschichte aus. Ein Blickfang mit Leuchtkraft: Mitten in Südhemmern erstrahlt die Kapelle Maria Magdalena. lungsscheiben, das eine Sammlung für die Kapelle genehmigte. Schließlich mussten neue Fenster mit Bleiverglasung, Glocken, ein Altar, eine Kanzel und ein Taufständer finanziert werden. Besonders findig war Lehrer Balke aus Nordhemmern, der für drei Monate zu Fuß nach Holland ging, um Sponsoren für das Kirchlein zu finden. 36 Gulden hatte Lehrer Balke schließlich in seinem Beutel – von Spendern aus dem Nachbarland, die damit etwas für ihr generelles Seelenheil tun wollten. So lange war der Ablasshandel auch noch nicht her. Auf dem Heimweg traf er an der Grenze auf einen Kaufmann, der in Holland Geschäfte machte und ihm das Geld gern wechseln wollte. Auf Treu und Glauben wurde eine Quittung für das Bare ausgestellt, und der Lehrer nahm den Heimweg über Osnabrück, wo die Kaufmannsfamilie zu Hause war. Dort drückte ihm die Frau die entsprechenden 25 Taler und zehn Groschen in die Hand. Besonders verdient machten sich die Altarmänner Rolf Wiese und Ernst Uphof, die ebenfalls für Geld sorgten, und an der Kanzel mit ihren Namen verewigt sind. Für einen Taler und 27 Groschen kauften sie in Dankersen das schöne Stück aus dem Jahre 1574, das von Johann Keill aus Minden frisch bemalt wurde. 230 Taler und 24 Groschen kostete der Gesamtaufbau, zusammengetragen waren indes 274 Taler. Aus der Differenz feiertag, der mit einem Bußgottesdienst begangen wird. Es dauerte einige Zeit, ehe nach dem Brand und dem Unwetter alles wieder aufgebaut war. 50 Familien beteiligten sich an der Wiederherstellung der Kapelle. Start war der 22. Juli 1687, der Namenstag von Maria Magdalena. In nur zwei Jahren schafften es die gottesfürchtigen Einwohner ihr Kleinod bis 1689 wieder zum Leben zu erwecken. Vom Mindener Dom gab es ein Empfeh- Von Andrea Gerecke Hille-Südhemmern. Ein altes Kapellenrechnungsbuch aus dem Jahr 1530 ist glücklicherweise erhalten geblieben. Aus ihm stammen Informationen, die Geschichte lebendig werden lassen. Der 84-jährige Hermann Peithmann, ehemals Heimatvereinsvorsitzender von Südhemmern, hat ebenfalls viel zu erzählen, wenn es um dieses älteste Gebäude der Gemeinde Hille geht. „Die Kapelle und das Dorf waren früher eine Einheit. Man traf sich im Gotteshaus auch, um Informationen weiterzugeben“, erzählt Hermann Peithmann. 1033 wurde das spätere Dorf Südhemmern erstmals urkundlich erwähnt (als Heming Burun): Es entstand in Verbindung mit dem Martinistift in Minden, das von solchen Ansiedlungen ringsum mit Nahrungsmitteln versorgt wurde. 25 Familien zählte die kleine Ortschaft bald. Und die wollten ihre eigene Kapelle haben. Bau und Erhalt des Objektes war ihre ureigenste Angelegenheit; die Kirche übernahm fortan nur die Amtshandlungen. 1324 schließlich konnte die Kapelle eingeweiht werden, die den Namen Maria Magdalena von Anbeginn trägt. Ursprünglich herrschte der katholische Glaube, der nach der Reformation ins Evangelische wechselte. Seitdem wurde der Ort der Kirchengemeinde Hille zugeschlagen. 1676 brannte das eng bebaute Dorf fast vollständig ab, sodass bei 50 Familien die Flammen loderten. 42 Familien hatten am Schluss einen Totalschaden, alles in allem waren 96 Gebäude zerstört. Vom 5. bis 15. April währte das Feuer, dann gab es nichts mehr, was verbrennen konnte. Auch die Kapelle war stark in Mitleidenschaft gezogen. 1680 wütete ein katastrophales Hagelunwetter am Montag nach Trinitatis, dem Dreifaltigkeitsfest, direkt nach Pfingsten. Alles was reiche Ernte bringen sollte, war vernichtet. Daran erinnert heute noch der sogenannte Hagel- In zwei Jahren wurde die Kapelle zu neuem Leben erweckt. Fotos: Andrea Gerecke


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