Abraham Jacobi starb vor 100 Jahren
Zwei Leben als revolutionärer Demokrat und Vater der Kinderheilkunde
Von Jürgen Langenkämper
Hille (mt). Seine Wiege stand
in Hartum: Vor 100 Jahren
starb Dr. Abraham Jacobi im
Alter von 89 Jahren. Berühmt
wurde der deutschstämmige
Mediziner als Begründer der
Kinderheilkunde in den USA.
Als junger Mann hatte der
1848er-Revolutionär und überzeugte
Demokrat als politischer
Häftling mehr als zwei
Jahre in preußischen Gefängnissen
gesessen, obwohl er in
einem seinerzeit aufsehenerregenden
Prozess freigesprochen
werden musste.
Geboren wurde Abraham Jacobi
am 6. Mai 1830 als zweiter
Sohn des jüdischen Händlers
Leeser Jacobi und seiner
Frau Julie Abel im Hause Hartum
Nr. 46, wo später die
Gaststätte Ohlemeier und danach
ein Sparkassengebäude
errichtet wurden. Der Vater
betrieb dort einen Kramladen.
Der junge Jacobi muss ein
ausgesprochen begabter Schüler
gewesen sein. Der Dorfschullehrer
Theodor Schindeler
erkannte sein Talent und
bereitete ihn und seinen
Freund Gottlieb Lüttgert, den
Sohn des späteren Amtmanns,
durch Privatunterricht auf den
Besuch des Realzweigs des
Gymnasiums in Minden vor.
Nach nur zwei Jahren schloss
der noch nicht ganz 14-Jährige
Ostern 1844 mit der mittleren
Reife ab. Ein Jahr lang ging er
im Anschluss in eine kaufmännische
Lehre, vermutlich
im Geschäft seines Vaters, bereitete
sich aber weiter auf
eine Fortsetzung seiner Studien
am Gymnasium vor. Ostern
1845 wurde er in die Prima
aufgenommen.
Während der Schulzeit in
Minden freundete sich der
Gymnasiast mit den Kindern
des wohlhabenden jüdischen
Kaufmanns Jonas Meyer am
Markt an, vor allem mit seinem
Sohn Jakob und den
Schwestern Sophie und Fanny,
die drei Jahre jünger als der
Hartumer war. Der Primaner
zeigte starkes Interesse an Naturwissenschaften.
1846 errang
er einen Preis mit einer
Arbeit über die Messung von
Luftfeuchtigkeit. Außerdem
war er ein begeisterter Turner.
Schon zu Ostern 1847, noch
nicht einmal 17 Jahre alt, legte
er die Abiturprüfungen erfolgreich
ab.
Den frischgebackenen Abiturienten
zog es zum Studium
nach Greifswald, wo er
sich in Philologie einschrieb.
Doch schon nach einem Semester
wechselte er zur Medizin.
Anfang 1848 – die revolutionären
Ereignisse zogen gerade
erst über Deutschland
und Europa hinweg – ging der
junge Jacobi nach Göttingen
und traf dort auf Johannes Miquel
(1828-1901), den späteren
Frankfurter Oberbürgermeister
und nationalliberalen
preußischen Finanzminister,
der sich an der demokratischen
Studentenbewegung beteiligte,
Kontakte zu Karl Marx
unterhielt und Mitglied im
Bund der Kommunisten war.
Wieder ein Jahr später wechselte
Jacobi nach Bonn und
war auch dort in der Turnerschaft
aktiv. Politische Kontakte
nahm er ins nahe gelegene
Köln auf, wo auch der Bund
der Kommunisten eine größere
Anhängerschaft hatte. Seinen
Freundinnen Sophie und
Fanny Meyer ließ er ein Exemplar
des Kommunistischen
Manifests von Karl Marx und
Friedrich Engels zukommen.
Bei einem Cholera-Ausbruch
im Oktober 1850 leistete er
ärztliche Hilfe unter Arbeitern
in der Fischerstadt in Minden.
Nach der Promotion in
Bonn im April 1851 wollte der
21-Jährige in Berlin sein Staatsexamen
machen und den einjährigen
Militärdienst ableisten.
Am 21. Mai 1851 wurde er
jedoch verhaftet, weil sein Name
in einem Schreiben auftauchte,
das bei einem verhafteten
Mitglied des Bundes gefunden
wurde.
Anderthalb Jahre saß der
junge Doktor in Gefängnissen
in Berlin und Köln und wurde
im berühmten Kölner Kommunistenprozess
mit zehn
weiteren Männern wegen
Hochverrats angeklagt. Im November
1852 wurde Jacobi wie
drei weitere Angeklagte freigesprochen.
Er kam jedoch nicht
frei, sondern wurde in Minden
erneut vor Gericht gestellt
und zu sechs Monaten Gefängnis
verurteilt – wegen Majestätsbeleidigung.
Als er erfuhr,
dass er danach wieder inhaftiert
werden sollte, entschloss
er sich auszuwandern.
Im Oktober 1853 kam Abraham
Jacobi in New York an.
Überzeugter Republikaner: Abraham Jacobi
aus Hartum machte sich in den USA als Arzt
einen Namen.
Seit 160 Jahren: Die Eltern Leeser Jacobi und Julie
Abel ruhen auf dem jüdischen Friedhof in
Hausberge. MT-Foto: Langenkämper
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