Rückengesundheit
Vorsicht,
Bandscheibenvorfall!
B ei über der Hälfte aller 40-Jährigen
sind bereits Abnutzungen
der Bandscheiben sichtbar, im
hohen Alter ist das bei 90 Prozent aller
Patienten der Fall. Tatsächlich machen
Bandscheibenvorfälle jedoch weniger
als fünf Prozent der orthopädischen
Diagnosen aus.
„Selbst wenn eine Bandscheibe verantwortlich
für die Schmerzen sein sollte,
lassen sich die Beschwerden meist gut
ohne OP behandeln“, sagt der Hamburger
Orthopäde Dr. Martin Buchholz.
In Zusammenarbeit mit der Aktion Gesunder
Rücken (AGR) e. V. erläutert der
Facharzt, welche Vorboten es für Bandscheibenvorfälle
gibt und welche Präventionsmaßnahmen
sich eignen.
WAS IST EIN BANDSCHEIBENVORFALL?
Bei einem Bandscheibenvorfall tritt
der Gallertkern der Bandscheibe durch
den Faserring, der ihn umgibt. Drückt
die ausgetretene Masse auf einen Nerv
beziehungsweise auf das Rückenmark,
kann dies starke Schmerzen und eventuell
sogar ein Taubheitsgefühl in den
Extremitäten verursachen. „Typisch
für einen klassischen Bandscheibenschmerz
ist, dass er gar nicht so stark
dort auftritt, wo der Bandscheibenvorfall
stattfindet, also im Bereich der Lendenwirbelsäule,
sondern in Bein und
Fuß ausstrahlt“, so Dr. Buchholz. Das
liegt daran, dass besonders häufig der
untere Rückenbereich und der Ischiasnerv
betroffen sind.
WANN ZUM ARZT, WENN DER RÜCKEN
SCHMERZT?
„Rückenschmerzen werden von den
Patienten fast immer mit einem Bandscheibenvorfall
assoziiert“, berichtet
der Hamburger Orthopäde aus seiner
Praxis. Allerdings ist nur in sehr seltenen
Fällen ein akuter Bandscheibenvorfall
Grund für die Beschwerden. Weitaus
häufiger sind Verschleißerscheinungen
als Folge von Fehl- oder Überbelastungen
sowie funktionelle Schmerzen
ohne konkrete Ursache Auslöser der
Beschwerden. Meist bessern sich die
Beschwerden durch Bewegung und Physiotherapie
sowie eine kurzzeitige Einnahme
von Schmerzmitteln wieder.
Einen Arzt sollte man dagegen bei beginnenden
Lähmungserscheinungen
und Kribbeln in Armen und Beinen
aufsuchen, denn sie gehören zu den
typischen Symptomen eines Bandscheibenvorfalls.
Bandscheibenvorfälle
können jedoch auch harmlos und fast
ohne Symptome ablaufen und werden
dann häufig erst bei Routineuntersuchungen
festgestellt. Treten Symptome
auf, spricht dies meist dafür, dass die
verrutschte Bandscheibe gegen Nervenwurzeln,
das Rückenmark oder Nervenfasern
in der Lendenwirbelsäule drückt.
MUSS OPERIERT WERDEN?
In mehr als 90 Prozent der Fälle ist eine
konservative Therapie – meist ein Mix
aus Schmerzmedikation, lokaler Infiltrationsbehandlung
(Spritzen), leichter
Bewegung und Physiotherapie – ausreichend.
Auch Entspannungsübungen
und Wärmeanwendungen tun dem Rücken
gut. Eine alternative konservative
Behandlungsmethode ist die sogenannte
PRT (Periradikuläre Therapie), bei
der ein Schmerzmedikament, meist ein
Lokalanästhetikum in Kombination mit
einem Kortisonpräparat, direkt an die
betroffene Nervenwurzel gespritzt wird.
DURCH BEWEGUNG VORBEUGEN
Die gute Nachricht: Man kann selbst
vorbeugen. Es muss kein straffes Sportprogramm
sein. Schon kleine Bewegungseinheiten
im Alltag, in Form von
Spaziergängen oder Treppen statt dem
Fahrstuhl, helfen bereits. Mehr Bewegung
beugt auch Übergewicht vor, das
die Bandscheiben ebenfalls belastet.
Auch Drehbewegungen unter Last können
zu einem Bandscheibenvorfall führen
– diese sollten vermieden und der
Rücken gut trainiert werden.
obs/Aktion Gesunder Rücken e. V.
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