Die Ostergeschichte
erzählt nach den vier Evangelien Markus, Matthäus, Lukas und Johannes
6
Drei Jahre ist Jesus von Nazareth inzwischen in
Galiläa und Judäa unterwegs. Drei Jahre lang hat er
Jünger um sich geschart, Kranke geheilt, Wunder
gewirkt, Sündern vergeben und den Menschen von
seinem Gott erzählt. Letztlich ist es dieser Gott, der
alles möglich macht, was Jesus tut und sagt. „Vater“
nennt er ihn. Noch nie hat jemand so von Gott gesprochen
– als ob er ein naher Verwandter wäre.
Jesus macht sich mit seinem Wirken aber nicht
nur Freunde. Als er damit beginnt, sich als „Gottes
Sohn“ zu bezeichnen, zieht er endgültig den Zorn
der Mächtigen, Hohepriester und Ältesten, auf sich.
Sie empfinden es als Gotteslästerung, dass Jesus so
spricht. Auch vieles, was Jesus tut, passt ihnen nicht,
etwa sein freundschaftliches Verhältnis zu jenen
Menschen, die in der Gesellschaft als Sünder gelten.
Deshalb beschließen sie, ihn zu töten, und suchen
nach einem geeigneten Weg.
Jesus weiß, dass er bald sterben muss und dass ein
schwerer Weg vor ihm liegt. Davor zu fliehen kommt
nicht infrage. Es ist mehr als ein Gefühl, dass Gott
für ihn „Vater“ ist. Er ist davon überzeugt und hat
es erfahren, dass Gott alle Menschen so sehr liebt,
wie Eltern ihre Kinder lieben. Und dass es die Welt zu
einem besseren Ort machen würde, wenn alle dies
erfahren und wirklich daran glauben. „Reich Gottes“
nennt er diesen Ort, zu dem die Welt dann würde.
Er ist bereit, dafür zu sterben. Mit seinem Tod, so
sein fester Glaube, wird sich die Liebe Gottes zu den
Menschen auf unvorstellbare Weise offenbaren.
Doch zunächst heißt es Abschied zu nehmen. Als das
Paschafest anbricht, lädt Jesus den engsten Kreis
seiner Jünger zu einem letzten gemeinsamen Essen
ein. Diese ahnen noch nichts von dem, was bald mit
Jesus geschehen wird. Sie wissen auch nicht, dass in
ihren Reihen mittlerweile ein Verräter sitzt. Denn Judas
Iskariot, einer der Zwölf, hat mit den Hohepriestern
die Vereinbarung getroffen, dass er ihnen Jesus
für 30 Silberlinge ausliefern wird. Jesu Feinde wissen
also jetzt, wie sie seiner habhaft werden können.
Die Jünger sind erstaunt über das, was sie an diesem
Abend alles erfahren. Zunächst teilt Jesus mit ihnen
Brot und Wein und verknüpft dies mit seinem bevorstehenden
Leiden. „Das ist mein Leib“, sagt er, als er
das Brot bricht. „Das ist mein Blut“, als er den Kelch
mit Wein herumreicht. Eine Überraschung ist auch
die Fußwaschung, die Jesus an ihnen vornimmt.
Petrus, einer der Jünger, reagiert unwillig darauf:
Der Mann, der Wunder wirkt und den er verehrt, soll
sich nicht so verhalten wie ein niederer Diener. Doch
Jesus macht ihm klar, dass genau das die Aufgabe
derer ist, die sich als seine Anhänger bezeichnen: Sie
stehen nicht über den Menschen, sie dienen ihnen.
Wenig später steht Petrus noch ein weiteres Mal im
Mittelpunkt: „In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht,
wirst du mich dreimal verleugnen“, sagt er ihm.
Petrus weist dies weit von sich: „Und wenn ich mit
dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen!“
Ein weiteres Wort gilt Judas: Jesus konfrontiert ihn
direkt damit, dass er ein Verräter ist, woraufhin
dieser den Kreis der Jünger verlässt.