Anstoß 2019 Mindener Tageblatt 3
Neue Hackordnung gesucht
Landesliga: Aufsteiger FC Bad Oeynhausen ist nach vier Jahren zurück in seinem
„Wohnzimmer“. Zum Saisonstart erwartet den Aufsteiger ein knackiges Programm.
Von Egon Bieber
Bad Oeynhausen (nw). Über
einen Umweg zum Ziel: Nach
der verpassten Meisterschaft
mit nur einer einzigen Saison-
Niederlage klappte es für den
FC Bad Oeynhausen noch über
die kräftezehrende Relegation
mit der ersehnten Rückkehr in
die Fußball-Landesliga. In dieser
will sich der Aufsteiger nun
wieder häuslich einrichten.
Denn die Landesliga war viele
Jahre die sportliche Heimat
der Kurstädter, unterbrochen
von Aufstiegen in die höhere
Etage Verbandsliga. Und in diesem
„Wohnzimmer“ will der
FCO nun wieder lange bleiben.
Die Verantwortlichen sind
jedoch nicht blauäugig und
verfallen in Euphorie nach der
Erfolgswelle in der Saison
2018/2019 mit nur einer Niederlage,
die am Ende gegen
Bruchmühlen den direkten
Aufstieg kostete.
„Das wird nicht so weitergehen
mit den vielen Siegen. Das
müssen alle im Kopf begreifen.
In der Landesliga ist die Intensität
im Spiel drei Stufen
höher. Da musst du immer
hellwach sein“, sagt Trainer
Holm Windmann. „Mit unserem
zuletzt praktizierten extremen
offensiven Pressing
wird es allein nicht funktionieren.
Wir müssen gegnerorientierter
arbeiten – und das
beginnt schon im Training.“
Er fordert, dass die wenigen
Akteure mit Landesliga-Erfahrung
vorweg marschieren und
die nötige Intensität vorleben.
Außerdem muss sich im Team
nach den Abgängen der Leistungsträger
Kevin Reimer und
Serhat Atilgan eine neue Hackordnung
entwickeln. „Das waren
auch zwei ganz wichtige
Der FC Bad Oeynhausen in der Saison 2019/2020. Foto: Egon Bieber/nw
Spieler im zwischenmenschlichen
Bereich mit einem hohen
Stellenwert in der Mannschaft“,
betont der Coach.
Diese Lücke gilt es schnell zu
schließen – und da setzt das
Trainer-Team Hoffnungen auf
die Neuen. In Julian Wilde, der
schon seit März beim FCO mittrainiert,
kam ein Torwart mit
1,95 Metern Gardemaß. „Spielerisch
ist noch Entwicklungspotenzial
da, aber torwartspezifisch
wie bei Eins-gegen-Eins-
Duellen und in der Strafraumbeherrschung
hat er uns überzeugt“,
sagt Windmann und
fügt hinzu: „Da Mirko Göhner
eine sehr starke Saison gespielt
hat, wird das ein interessantes
Torwart-Duell werden.“
Mit dem 25-jährigen Linksfuß
Jannik Albert bekommt der
Aufsteiger einen sehr gut ausgebildeten
Fußballer. In der Jugend
spielte er unter anderem
bei Borussia Dortmund und
kickte zuletzt mehrere Jahre in
der Landesliga bei SV Eidinghausen
Werste und TuS Tengern.
„Er wird uns sofort weiterhelfen“,
sagt Windmann.
Alexander Sandjohann kommt
ebenfalls aus der Landesliga,
war Stammspieler bei Viktoria
Rietberg. Der Student ist flexibel
einsetzbar, vorrangig über
die offensiven Außenbahnen.
Tim Scholz vom FC Herford
kann im zentralen Mittelfeld
und auch in der Innenverteidigung
agieren. „Er ist sehr
zweikampfstark und spielte
auch schon in der Westfalenliga
beim TuS Dornberg“, sagt
der FCO-Coach. Michele Tomea
Mallorquin war zuletzt
beim Bezirksligisten SV Heide
Paderborn aktiv, vor einigen
Jahren aber noch Stammspieler
im FCO-Team. Simon Kunz
aus der eigenen Jugend kann
offensiv und defensiv spielen,
ist ebenfalls zweikampfstark
„und hat Potenzial, sich im Seniorenbereich
zu etablieren“,
so Windmann.
Der hat 40 Punkte als Saisonziel
ausgegeben – und das
wäre der Klassenerhalt. Das
Startprogramm mit Titelfavorit
Preußen Espelkamp und
Verbandsliga-Absteiger RW
Maaslingen hat es in sich. „Das
ist sehr knackig. Viel attraktiver
kann der Auftakt nicht sein.
Da wissen die Jungs gleich, was
Landesliga-Fußball ist“, sagt
Holm Windmann.
FC Bad Oeynhausen 2019/20
■ Abgänge: Kevin Reimer
(FC Preußen Espelkamp),
Serhat Atilgan (TuS Bruchmühlen),
Tim Viergutz
(Spvg Hiddenhausen).
■ Zugänge: Jannik Albert
(TuS Tengern), Simon Kunz
(eigene A-Jugend), Alexander
Sandjohann (Viktoria
Rietberg), Tim Scholz (FC
Herford), Michele Tomea-
Mallorquin (SV Heide Paderborn),
Julian Wilde (RW
Maaslingen).
■ Kader: Mirko Göhner, Julian
Wilde, Fabian Wiemann
- Jannik Albert,
Xemgin Ali Ammo, Louis
Bierbaum, Niklas Bobe,
Hashem Celik, Maximilian
Cuwalsky, Jeger Hamid
Ghauem, Maximilian Gierasinski,
Jannik Göhner,
Simon Kunz, Sascha Manske,
Tim Möller, Timo
Mühlmeier, Fabian Richter,
Patrick Rosenberg, Betim
Sahitaj, Alexander
Sandjohann, Tim Scholz,
Michele Tomea-Mallorquin,
Benedikt Valldorf.
■ Trainer: Holm Windmann,
Co-Trainer André Schröder,
Torwart-Trainer Michael
Bigalk.
Windmann warnt: Die
Intensität steigt deutlich
SV Eidinghausen-
Werste 2019/2020
■ Abgänge: Dominik Flaake
(FC Preußen Espelkamp),
Nujin Hassan (SC
Herford), Ali Jaber (Ziel
unbekannt), Dennis Quirin
(SC Bielefeld), Kjell
Rolfes (SV Kutenhausen-
Todtenhausen).
■ Zugänge: Marvin Blöbaum,
Melvin Sander
(beide eigene Jugend),
Mikail Colak (SC Vlotho),
Yasin Köse, Sven Redetzky
(beide FC Preußen
Espelkamp), David
Schultz (eigene 2. Mannschaft),
Furkan Süzen
(TuS Tengern).
■ Kader: Axel Benus, Tim
Wittner - Maxi Appels,
Marvin Blöbaum, Lukas
Brakmann, Mikail Colak,
Jan Eckert, Julius Eckert,
Jens Kickelbick, Florian
Klaus, Cihat Konak, Nuri
Konak, Yasin Köse, Gerhard
Kwarteng, Sven Redetzky,
Melvin Sander,
David Schultz, Jannik
Sieker, Thilo Stallmann,
Furkan Süzen.
■ Trainer: Christian Scheidies,
Co-Trainer Marco
Müller.
„Die Liga wird immer stärker“
Landesliga: SVEW-Trainer Christian Scheidies spricht im Interview über die neue Saison
Von Jürgen Krüger
Bad Oeynhausen (nw). Im Dezember
2016 übernahm Christian
Scheidies das Traineramt
beim Fußball-Landesligisten SV
Eidinghausen-Werste. Der 37-
Jährige schaffte in der Rückrunde
den Klassenerhalt und
entwickelte die Mannschaft
kontinuierlich weiter. Vor dem
Saisonstart spricht er über die
Chancen seines Teams.
Herr Scheidies, welche Ziele
haben Sie sich für die neue
Saison gesetzt?
Wir wollen uns kontinuierlich
immer weiter verbessern. Wir
haben jetzt zwei sehr gute
Spielzeiten hinter uns mit Platz
fünf und Platz sechs. Wir würden
sofort unterschreiben,
wenn wir eine solche Platzierung
wieder hinbekämen. Man
darf nicht außer Acht lassen,
dass die Landesliga immer stärker
und enger wird. Ich hätte
zwei Favoriten, die um den Aufstieg
mitspielen. Der Rest spielt
die Plätze drei bis 16 untereinander
aus.
Nach dem Aufstieg des FC Bad
Oeynhausen wird es zwei sehr
interessante Derbys geben.
Was sagen Sie dazu?
Hervorragend! Wir haben mittlerweile
guten Kontakt zum FC
Bad Oeynhausen. Das erste
Spiel ist ja schon auf Samstag,
14. September, zur Feier unseres
100-jährigen Jubiläums,
verlegt. Auch das Rückrundenspiel
soll an einem Samstag
ausgetragen werden, weil wir
natürlich möglichst viele Zuschauer
haben möchten. Wir
freuen uns sehr auf eine schöne
Atmosphäre. Wir fahren ja
auch lieber nur drei Kilometer
zum Auswärtsspiel als beispielsweise
110 Kilometer nach
Bad Westernkotten. Ich hoffe
natürlich, dass wir die beiden
Derbys erfolgreich gestalten.
Wie würden Sie die Rivalität
zwischen der SV Eidinghausen
Werste und dem FC Bad
Oeynhausen einordnen?
Früher war es manchmal problematisch,
aber mittlerweile
ist es eine gesunde Rivalität.
Man achtet aufeinander, man
respektiert sich. Natürlich gibt
es immer noch einige Spitzfindigkeiten,
aber ich glaube,
dass ist in jeder Region so. Egal
ob im Herforder oder im Paderborner
Raum – der direkte
Nachbarort ist wohl nie der
Lieblings-Kumpel. Wir sind
mittlerweile aber so weit, dass
man vernünftig miteinander
spricht und bisweilen auch
schon gemeinsam etwas
unternimmt. Der gegenseitige
Respekt ist vorhanden.
Welche Stärken hat Ihre
Mannschaft? Und wo müssen
Sie noch zulegen?
Die Stärke meiner Mannschaft
wird sicherlich die Geschlossenheit
sein. Wir haben
uns in der Verteidigung gesteigert,
offensiv haben wir
noch Luft nach oben. In der
Vorbereitung war es anders
herum. Da haben wir im Angriff
ganz ansehnlich gespielt,
und in der Abwehr war es eher
holprig. Wobei ich einschränkend
sagen möchte, dass wir
viele Verletzte hatten und teilweise
vier Stammkräfte in der
Verteidigung nicht mit dabei
hatten. Es wird noch ein paar
Wochen dauern, bis die Mannschaft
richtig eingespielt ist.
Die Zeit werden wir brauchen,
doch ich hoffe, dass wir es gut
hinbekommen werden. Wir haben
den Altersdurchschnitt
noch einmal gesenkt auf jetzt
unter 23 Jahre und haben die
drittjüngste Mannschaft der
Landesliga. Wir werden unsere
Fehler machen. Das ist gar
keine Frage. Trotz allem macht
es Spaß, mit der Mannschaft
zu arbeiten. Wir trainieren fleißig
und sind vollzählig beim
Training, so lange Beruf oder
Studium nicht dazwischen
funken. Dementsprechend bin
ich sehr positiv gestimmt, was
die neue Saison angeht.
SVEW-Trainer Christian Scheidies will sein Team weiterentwickeln.
Foto: Jürgen Krüger