14 Mindener Tageblatt 30 Jahre GWD-Pool Dienstag, 7. Mai 2019
Wie definieren Sie die Rolle als
Sponsor? Eher in der Art eines stillen
Förderers oder in der Rolle eines aktiv
gestaltenden Gesellschafters?
Da muss man unterscheiden. Das sind
zwei Themen. Wir als Firma sind Sponsor,
ich als Privatperson bin Gesellschafter.
Das ist eine andere Rolle. Als
Sponsor ist man Kunde, man überlegt:
Wieviel ist es mir wert, was kann
ich mir leisten, was bekomme ich als
Unternehmen zurück? Das ist eine
Kosten-Nutzung-Rechnung. Als Gesellschafter
diskutiert man in einem
großen Kreis mit den anderen Gesellschaftern.
Man versucht, seine Erfahrungen
und seine Kompetenzen
einzubringen. Das ist losgelöst vom
Sponsoring. Es ist wichtig, beides zu
trennen. Nicht ganz einfach manchmal,
aber wichtig.
Funktioniert der Kreis der Gesellschafter
wie eine Mannschaft? Nur
als Team kommt man zum Erfolg?
Kontroverse Diskussionen sind ja
durchaus auch Erfolg stiftend. Daraus
kann sich immer etwas entwickeln.
Der Austausch der Gesellschafter
ist wertvoll. Da spielt es auch keine
Rolle, wer wieviel Geld gibt, das darf
es auch nicht. Da geht es um Inhalte
und letztlich darum, zum besten Ergebnis
für GWD zu kommen. Die Gesellschafterrunde
ist ein wichtiges
Gremium.
Im Kreis der GWD-Gesellschafter
wird kontrovers über die Ausrichtung
des Klubs diskutiert. Jüngst
wurden die Verträge der Geschäftsführer
Frank von Behren und Markus
Kalusche um ein Jahr verlängert, um
mit mehr Ruhe die Ausrichtung besprechen
und festlegen zu können?
Benötigt ein Profiverein wie GWD
zwei Geschäftsführer?
Darüber ist auch öffentlich viel diskutiert
worden. Es geht nicht um die
Frage: Wie viele Geschäftsführer habe
ich. Rechtlich braucht man einen.
Wichtig ist, dass man die richtige
Kompetenzen besitzt. Ob man das in
einem oder zwei Geschäftsführern
verankert, ist erstmal unerheblich.
GWD ist ein Unternehmen mit einem
ordentlichen Budget, mit einer Zahl
von Angestellten. Da benötigt man
unternehmerische, kaufmännische
Kompetenz. Auch Marketingqualität
und Vertriebskompetenz und natürlich
sportliches Fachwissen. Herzblut
und eine Bindung an die Region sind
wichtig. Idealerweise bündelt sich das
in einer Person, aber das findet man
nicht so einfach.
Melitta ist seit 55 Jahren GWD-Partner.
Wo soll der Klub in fünf Jahren
zum 100-jährigen GWD-Jubiläum im
dann 60. Jahr der Partnerschaft stehen?
Was wünschen Sie dem Verein?
Man muss realistisch sein. Klar ist der
sportliche Erfolg wichtig. Es ist schön,
dass wir in den letzten Jahren nichts
mit dem Abstieg zu tun hatten. Es ist
schön, dass wir es immer mal wieder
geschafft haben, auch einen großen
Klub zu schlagen. Im Handball wirft
das Geld mehr noch Tore als das im
Fußball der Fall ist. Überraschungen
sind seltener. Wir haben in der Bundesliga
eine Dreiteilung der Budgetsituation.
Vier, fünf sehr große Teams,
dann ein breites Mittelfeld, das recht
nah beieinander liegt, und dann die
Kleinen, die sich schwer tun. Sich in
diesem Mittelfeld nah bei den Top
Fünf oder Sechs zu etablieren – das
hätte schon was. Fest im einstelligen
Tabellenbereich. Und wenn man es
dann noch schaffen kann, in den
Heimspielen mit den Großen mitzuspielen,
sie zu besiegen: das steigert
die Attraktivität, das steigert die Sichtbarkeit
auch überregional. Man wird
dann anders wahrgenommen.
Bereits in diesem Jahr spielt das
Team um Platz neun mit.
Platz neun ist möglich. Wir waren sogar
schon auf dem siebten Tabellenplatz.
Das hätte man festigen können.
Da haben wir uns das Leben selbst
schwer gemacht. Eine kleine Schippe
fehlt noch, um da mehr Konstanz zu
gewinnen. Da sind wir auf einem guten
Weg. Aber wir sollten uns treu bleiben
und bodenständig. Wir sollten
uns finanziell nicht verbiegen. GWD
steht auch für finanzielle Solidität.
Um diese Solididät hat GWD nach
der Krise in den 90er Jahren eine
Weile gekämpft.
Gemeinschaftlich gekämpft. Viele haben
dahinter gestanden, um das zu
schaffen.
Melitta ist international aktiv. Sehen
Sie GWD auch irgendwann auf der
europäischen Bühne?
Das wäre ein Resultat einer dauerhaft
guten Arbeit. Es wäre schön und
sicher interessant. Der Weg ist da auch
das Ziel. Es gibt kein Endziel, sondern
das Bestreben nach stetiger Verbesserung
im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Der Wettbewerbsdruck im
Handball ist in den vergangenen Jahren
deutlich größer geworden, auch
durch ein wachsendes internationales
Mäzenatentum. Überdurchschnittlich
gute Spieler werden überdurchschnittlich
teurer, die Budgets
wachsen. Zugleich wird Handball immer
attraktiver. Die WM hat den Sport
vorangebracht. Wir dürfen nicht
schlafen, sondern müssen die Entwicklung
mitgehen.
Um sportlich zu wachsen, werden
Etats wachsen müssen. Sie haben es
erwähnt: Geld wirft Tore. Wo soll
Auf der Bühne: Zum 25-jährigen Jubiläum des GWD-Pools wurde im Hause Melitta 2014 zugleich die 50-jährige
Partnerschaft zwischen Unternehmen und GWD gefeiert. Gemeinsam mit GWD-Manager Horst Bredemeier
(links) und dem ehemaligen GWD-Vorsitzenden Heinrich Borcherding (3.v.l.) empfingen Jero Bentz (2. v.l.), Dr. Stephan
Bentz (2.v.r.) und Dr. Thomas Bentz zahlreiche Gäste. MT-Foto: Riechmann
das herkommen? Ist das Sponsorenumfeld
im Mindener Land ausgereizt
oder gibt es hier noch schlafendes
Potenzial?
Mit der Einschätzung tue ich mich
schwer. Aber klar: Es gibt bestimmt
noch einige Unternehmen, die man
noch davon überzeugen könnte, wie
toll Handball ist und wie wichtig GWD
für die Region ist. Auch im Umland
gibt es noch Potenzial. Und man muss
sich auch nicht scheuen, wenn man
eine nationale Sichtbarkeit erreicht
hat, auch mal an überregionale Sponsoren
heranzutreten. Das machen andere
auch. Auch Fernseherlöse werden
eine Rolle spielen. Unsere Entwicklung
muss auf vielen Säulen fußen.
Wir haben eine sehr solide Basis.
Aber da geht noch mehr. Auch über
die Zuschauer. Die Halle könnte
manchmal etwas voller sein.
Benötigt GWD für die weitere Entwicklung
eine neue Spielstätte
Braucht die Stadt Minden, braucht
der Mühlenkreis die Multihalle?
Also GWD benötigt vor allem überhaupt
eine Halle. Mit der Kampa-Halle
hat GWD eine Spielstätte. Eine schönere
Halle wäre natürlich besser. Die
Kampa-Halle entspricht nicht mehr
den heutigen Standards. Tribünen nur
auf zwei Seiten, das gibt es in der Bundesliga
kaum noch. Sie ist in die Jahre
gekommen, vom Brandschutz mal
ganz abgesehen. Eine neue Halle würde
GWD guttun, aber vor allem würde
die Stadt Minden von einer Multihalle
profitieren. Auch als Wirtschaftsstandort.
Wenn man sich als
Stadt behaupten will, muss man etwas
tun und die Attraktivität und den
Lebenswert verbessern. Das ist wichtig
für die Menschen hier und für die
Unternehmen.
Nun wird seit rund drei Jahren intensiv
über das Projekt Multihalle diskutiert.
Bestehen noch Chancen,
dass eine solche Arena entsteht oder
ist das Thema totgequatscht worden?
Wir glauben extrem an die Bedeutung
einer solchen Halle für die Stadt
Minden. Es hat so viele Projekte in den
vergangenen Jahren gegeben, die
nicht realisiert worden sind. Die wurden
sprichwörtlich totgequatscht. Es
ist an der Zeit, das zu ändern. Ich nehme
eine positive Dynamik wahr. Der
Standort Minden ist besser als wir das
immer denken. Aber wir müssen dafür
etwas tun. Man braucht Leuchtturmprojekte.
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Eine solche Halle ist
nicht nur für die Stadt gut, sondern
für das gesamte Kreisgebiet und das
Umland wie Bückeburg. Die Menschen
dort werden sich auch gerne
eine tolle Musikveranstaltung in einer
schönen Halle vor der Haustür anschauen.
Übernimmt bei einem solchen
Leuchtturmprojekt das Unternehmen
Melitta die Rolle des Leuchtturmwärters?
Die Entscheidung gegen den Bau im
letzten Jahr haben wir sehr bedauert.
Wir haben uns dann um Alternativkonzepte
bemüht. Daraus ist ein bereits
weit gereifter Entwurf entstanden.
Wir glauben daran, dass die Halle
finanzierbar ist und dass sie vernünftig
betrieben werden kann.
Die laufenden Betriebskosten sind ja
der Knackpunkt des Projektes.
Ja. Aber es gab mal einen schönen
Kommentar von Henning Wandel im
Mindener Tageblatt. Da hieß es: Die
Frage ist nicht, ob wir als Stadt Minden
uns die Halle leisten können, sondern
die Frage ist, ob wir es uns leisten
können, die Halle nicht zu bauen.
Das ist genau die richtige Frage.
Klar, man muss auch ergebnisorientiert
denken. Aber nicht alles lässt sich
in Zahlen fassen. Man braucht auch
Glaube und Visionen. Auch bei der
Stadtentwicklung am rechten Weserufer.
Jedenfalls glaube ich, dass wir
ein Konzept gefunden haben, dass
einen erfolgreichen Betrieb gewährleisten
kann..
Ist das dann eine privat betriebene
Halle oder liegt der Betrieb bei der
öffentlichen Hand?
Darauf kommt es gar nicht an. Das
muss vor allem ein eigenständiges
Kompetenzteam mit eigenständiger
Verantwortung sein, das mit Inspiration
und Herzblut die Halle betreibt.
Da sind andere Fähigkeiten gefragt
und andere Aufgaben zu lösen als die,
die klassischerweise eine Stadtverwaltung
zu lösen hat.
Wird das Schmuckstück dann Melitta
Multihalle Minden heißen?
Das ist erstmal völlig unerheblich.
Wenn es außer uns und anderen regionalen
Unternehmen weitere Interessenten
gibt, die für Namensrechte
möglichst viel Geld bezahlen, dann
sind die herzlich willkommen. Wichtig
ist, dass wir es überhaupt hinkriegen.
Sie haben zwei Söhne. Werden die
beiden in ferner Zukunft im GWDTrikot
in der Multihalle Handball
spielen?
Das wäre ein Traum. Aber jetzt im
Ernst: Das liegt weit weg. Beide sind
noch klein. Einer spielt Fußball. Der
andere ist Linkshänder, den versuche
ich natürlich zum Handball zu
führen. Linkshänder haben es ja leichter
(lacht). Ich nehme beide gerne mit
zu den GWD-Spielen. Das finden beide
cool. Wenn sie Lust haben, dann
spielen sie später vielleicht Handball.
Das wäre schön. Aber sie sollen
letztlich das machen, was ihnen wirklich
Spaß macht, was sie inspiriert und
wofür ihr Herz dann schlägt.