Meine Woche: Nahrung für die Liebe – Über den Zauber eines Gedenktages

Der Valentinstag ist ja einer der wichtigsten Gedenktage der Welt. Und eigentlich auch einer der einfachsten. Am kommenden Donnerstag ist es endlich wieder so weit: Angeleitet von den cleveren Marketing-Abteilungen der internationalen Blumen-, Schaumwein- und Pralinenindustrie kann eigentlich nichts mehr schief gehen, wenn es an der Zeit ist, große Gefühle zu zeigen.

Mit tollen Ideen helfen diese Unternehmen quasi selbstlos, den seit Jahrzehnten steigenden Scheidungsraten wirksam entgegen zu treten. Welche Frau, welcher Mann entbrennt nicht von neuem in Liebe, wenn sie oder er – anders als an allen anderen Tagen im Jahr – kurz mal auf Händen getragen, auf Rosen gebettet wird? Und so könnte alles so einfach sein! Ist es aber nicht – nicht mehr: Ausgerechnet deutsche Discounter machen plötzlich das seit langer Zeit idiotensichere Konzept unserer Freunde von der anderen Atlantikseite kaputt.

Es war am Samstagmorgen, als mein Weltbild ins Wanken geriet: Beim Durchblättern der Angebote sprang mir gleich dem pulsierenden Doppelschlag meines Herzens zweifach diese famose Idee der Marketing-Genies zweier Discounter entgegen. Sie, diese selbstlosen Gehilfen des geflügelten Liebesgottes, wollen mir helfen! Der Pfeil, den sie auf die Sehne Amors gelegt haben, um die alles verzehrende Flamme meiner Liebe mit frischem Brennmaterial zu versorgen? Kalter roher Fisch. Ein Sushi-Herz. Wie romantisch.

Ich gebe zu, ins Grübeln gekommen zu sein. Keine Rosen, die ich an diesem Tag zum Schnäppchenpreis bekomme? Kein prickelnder Fusel, der mit einem Valentinstag-Etikett jeden Preis wert ist? Keine Schoko-Schächtelchen mit roter Schleife? Stattdessen die mit kaltem Reis, Algen und Fisch gefüllte herzige Plastikschale? Und darf man das überhaupt? Das auf einem frühchristlichen römischen Märtyrer basierende, von britischen und amerikanischen Unternehmen perfektionierte und somit fast ureigene deutsche Fest der Liebe mit Sojasoße japanisieren?

Immerhin, nachdem ich mich Stunden später gefangen hatte, brachte mich der Marketingcoup der Discounter auf eine ebenfalls geradezu brillante Idee, mit der ich am Valentinstag ein Herz im Sturm erobern werde. Die Antwort eines großen ostwestfälischen Romantikers auf Valentinstags-Sushi: Der Mett-Igel in Herzform. Mit extra Zwiebeln.

Liebe kann so schön sein.

Von Jan Henning Rogge, Digitale Inhalte

„Der Ring in Minden“ – In einem Buch gibt das Produktionsteam tiefe Einblicke wie die Tetralogie in Minden auf die Bühne gebracht wurde

NWD-Intendant Andreas Kuntze (links) und Orchestergeschäftsführer Christian Becker haben das Buch zum Mindener „Ring“ auf den Weg gebracht. MT-Foto: Ursula Koch

Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ in Minden ist eines der Projekte, mit denen die Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD) über sich selbst hinauswächst. Das tut das Orchester auch schon im „normalen“ Konzertleben: Mit 139 Auftritten im Jahr steht es auf Platz 2 der internationalen Bachtrack-Liste im Internet. Nur das englische Royal Philharmonic Orchestra spielt noch häufiger, allerdings auch mit mehr Personal. Damit liegt die NWD noch vor den berühmten Orchestern aus Chicago, Philadelphia oder New York.

Trotz dieser Beanspruchung hat das Orchester auch noch ein Buchprojekt über die wagnersche Opern-Tetralogie, die seit 2015 im Mindener Stadttheater aufgeführt wird, realisiert. Pünktlich zur zyklischen Aufführung im kommenden September liegt ein prächtiger Band vor, der dieses Großprojekt, an dem der hiesige WagnerVerband als treibende Kraft und das Stadttheater mit Mini-Mannschaft als Produktions- und Spielstätte beteiligt sind, in ausdrucksstarken Hochglanzbildern und in aufschlussreichen Texten darstellt. Kein Wunder, denn die Texte stammen aus erster Hand: Dirigent Frank Beermann, Regisseur Gerd Heinz, Bühnenbildner Frank Philipp Schlößmann, Videokünstler Matthias Lippert und der technische Leiter Michael Kohlhagen erzählen von ihrem Metier.

Dazu hat Doris Reckewell, Journalistin, Lyrikerin und Lebensgefährtin des Regisseurs, ein sehr persönliches und aufschlussreiches Interview mit Dr. Jutta Hering-Winckler, der Vorsitzenden des Wagner-Verbandes, geführt. Hering-Winckler hatte nicht nur die Idee, in einem Theater ohne eigenes Ensemble eine Wagner-Oper auf die Bühne zu bringen, sondern hat seit 2002 für alle Produktionen unermüdlich geworben, um die notwendigen finanziellen Mittel zu sammeln. Das Buch ist zugleich ein Dank an sie. Ihr 70. Geburtstag im vergangenen November hatte das Produktionsteam überhaupt erst auf die Idee zu dieser Dokumentation gebracht.

Zusammen mit Reckewell hat NWD-Geschäftsführer Christian Becker die 240 Seiten gestaltet, die bei J.C.C. Bruns gedruckt wurden. Die Fotos steuerten er selber, seine Frau Erika Becker, Frank Beermann, Regie-Assistentin Cesca Carnieer, Produktionsleiter Friedrich Luchterhandt und Dorothée Rapp bei. Die Autoren sind ausgewiesene Kenner ihres Fachs. Dirigent Frank Beermann ist seit Anfang an ein fester Bestandteil der Mindener Wagner-Produktionen. Der 53-Jährige hatte bereits 2002 die NWD durch den „Fliegenden Holländer“ geleitet. Er hatte die Idee, das Orchester nicht im viel zu engen Graben spielen zu lassen, sondern es auf der Bühne hinter den Sängern zu positionieren. Beermann, der lange Zeit Generalmusikdirektor in Chemnitz (2007-2016) war, ist damit der Urheber der inzwischen als „Mindener Modell“ etablierten Anordnung. Der Hagener hatte an der Hochschule für Musik in Detmold studiert und ist mit der NWD seit vielen Jahren verbunden.

Regisseur Gerd Heinz nannte sein Engagement für den „Ring“ in Minden eine „lebensverlängernde Maßnahme“, denn er feiert noch während der ersten Zyklus-Aufführung am 21. September seinen 79. Geburtstag. Heinz hat nicht nur mehrfach mit Beermann gearbeitet, sondern ist mit ihm auch befreundet. Er blickt auf eine lange Karriere als Schauspieler und Regisseur zurück, war nach Stationen in Aachen, Kiel, Essen, Hamburg und Bochum sieben Jahre lang Intendant des renommierten Schauspielhauses Zürich und bis 2008 Professor an der Freiburger Hochschule für Musik. Neben dem „Ring“ feierte er mit seiner Inszenierung des Dramas „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ bei den Salzburger Festspielen Erfolge.

Frank Philipp Schlößmann entwirft Bühnenbilder für die großen Theater in der ganzen Welt, von London über New York und Chicago bis Tokio und das Mariinsky-Theater in St. Petersburg. Der 55-Jährige gestaltet auch das Bühnenbild für Tankred Dorsts „Ring“ bei den Bayreuther Festspielen. Dort hat auch der Videokünstler Matthias Lippert mehrere Jahre als technischer Assistent gearbeitet. Michael Kohlhagen ist seit 1998 technischer Leiter im Stadttheater Minden.

Er setzt den „Ring“ ebenso wie alle vorangegangenen Mindener Eigenproduktionen ins richtige Licht und schafft immer wieder magische Stimmungen. Sie alle liefern eine spannende Lektüre aus erster Hand.

„Der Ring in Minden“, Herausgeber Nordwestdeutsche Philharmonie, Verlag JCC Bruns, 240 Seiten, 44,90 Euro, ISBN 978-3-00-060989-3

Von Ursula Koch, Leiterin Kulturredaktion

TV-Magazin “Prisma” jetzt auch im MT-ePaper

Das TV-Magazin Prisma im MT-ePaper.

Das wöchentlich erscheinende TV-Magazin “Prisma” kann jetzt auch über das MT-ePaper und den MT-ePaper-Apps aufgerufen werden. Der Printausgabe des Mindener Tageblatts liegt es, seit 1977, jeweils am Freitag bei, im ePaper steht es jetzt jeweils am Samstag zur Verfügung.

Neben dem ebenso kompakten wie aktuellen Wochenüberblick über das TV-Programm der kommenden Woche bietet das Magazin auch einen bunten Themenmix aus den Bereichen Reise, Kultur und Gesundheit. Ratgeber und Rezepte sowie verschiedene Rubriken wie “Gut zu wissen” und ‘Lieblingsstück” runden das Angebot ab.

Natürlich kann “Prisma” auch über andere digitale Kanäle abgerufen werden. Unter tv.mt.de steht es für Desktop und mobile Geräte zur Verfügung. Zudem gibt es eine kostenlose prisma-TV-App, die kostenlos für Apple und Android Geräte über die jeweiligen stores geladen werden kann.

Prisma: Seit 40 Jahren produziert der “Prisma”-Verlag, zu dessen Gesellschaftern neben anderen nordrhein-westfälischen Zeitungsverlagen auch das “Mindener Tageblatt” zählt, erfolgreich das gleichnamige wöchentliche TV-Magazin. Ab 1. Januar 2019 werden über 100 Trägertitel beliefert, wodurch die Gesamtauflage einen neuen Höchstwert von mehr als sieben Millionen Exemplaren erreicht.